Der Ahrensburger Abenteurer und Naturfotograf Michael Kukulenz, der sich sehr für das Ahrensburger Tunneltal engagiert, hat mir einen Beitrag mit Fotos über ein Naturphänomen im Tunneltal geschickt. Mit Dank an den Autor bringe ich den Bericht als Thema zum heutigen Sonntag. Michael Kukulenz schreibt:
Als Naturfotograf mit dem momentanen Schwerpunkt Ahrensburger Tunneltal bin ich fast täglich mit der Kamera im Naturschutzgebiet unterwegs – und das bei fast jedem Wetter. Immer auf der Suche nach Besonderheiten und in Gedanken bei den eiszeitlichen Ahrensburger Rentierjägern. So war es auch am 6. Januar 2022, als ich mit Sonnenaufgang im Tal war. Ein kalter klarer Tag, aber kein Schnee. Schon bevor ich vom Kuhlenmoorweg kommend die Schwimmbrücke erreichte, fiel mir der deutlich höhere Wasserstand im links liegenden Bruchwald auf. Dieser Eindruck verstärkte sich, als ich die Schwimmbrücke überquerte und kurz danach den kleinen Hügel links, die Motte fast völlig von Wasser umgeben sah. Endlich! Die Austrocknung während der Sommermonate hatte ich mit Schrecken erlebt.
Nun war ich ganz begierig, zu dem kleinen Teich in der Mitte des Waldes zu kommen. Dieser See hatte schon immer über die Jahre einen sehr schwankenden Wasserstand, aber im letzten Sommer war der Teich so sehr geschrumpft, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Die Wassermenge heute – seit 2 Wochen war ich nicht mehr an dieser Stelle – war deutlich mehr geworden und selbst vor der Bank am Hauptweg stand etwas Wasser. Vielleicht füllt sich der Teich in den nächsten drei Monaten noch mehr. Das wäre schön. Meine Augen wurden magisch von den Strukturen der dünnen Eisschicht angezogen. Kein reguläres Muster, was für großartige, vielfältige kantige Strukturen die Oberfläche bot. Toll. Ich vergaß die Welt und fotografierte.
Nach einer Weile kehrte ich zurück in diese irdische Welt, reckte und streckte mich – stand die ganze Zeit gebeugt – und schaute zufrieden umher.
Was war das…?
Ein mit irgend etwas Weißem bewachsener Stock? Aber nur einer?! Schnee lag nicht. Es dauerte etwas, bevor ich begriff, dass ich mir die Sache genauer ansehen musste. Stativ und Kamera waren noch arbeitsbereit. Schnell war mir klar, dass ich so etwas noch nie gesehen hatte.
Ich hatte aber auch keine Ahnung, um was es sich hierbei handelte. Erst ein Telefongespräch löste das Rätsel. Es handelt sich um Haareis, ein sehr seltenes Naturphänomen.
An schneefreien kalten Tagen mit Temperaturen knapp unter 0°C und bei hoher Luftfeuchtigkeit produziert ein winteraktiver Pilz in Totholz Gase, die das leicht unterkühlte Wasser im Holz nach draußen verdrängt, wo es sofort gefriert. Das nachdrängende Wasser gefriert ebenfalls beim Austritt aus dem Holz und schiebt die bereits vorhandene Struktur immer weiter, sodass lange dünne „Haare“ entstehen. Wichtig ist, dass das Wasser im Holz noch nicht gefroren ist, die Temperatur außerhalb aber so tief ist, dass das Wasser sofort gefriert.
© Michael Kukulenz (Text und Fotos)
Danke, für die Weitergabe dieses schönen Berichts. In Gedanken war ich auf dem Weg mit dabei.