Auch heute bringt unsere drollige Stormarn-Beilage wieder mal eine tolle Aufmacher-Story, und zwar auf der Titelseite. Überschrieben ist die Horrormeldung mit der Schlagzeile: “Türkeiurlaub beginnt im Gefängnis”. Der Inhalt: Ein Ehepaar hat nach eigener Angabe die doppelte Staatsangehörigkeit, nämlich die deutsche und französische, und besitzt demzufolge auch doppelte Personalausweise. Und für ihre Urlaubsreise in die Türkei hatten die Deutschfranzosen ihre französischen Papiere mitgenommen. Das erschien den türkischen Zöllnern aus irgendwelchen Gründen verdächtig, und man sperrte die Reisenden 24 Stunden ein. Nach Angaben des Ehepaares “zwölf Stunden davon ohne Wasser”.
Das erinnert mich an die Geschichte in der Stormarn-Beilage aus dem Oktober vergangenen Jahres. Die hieß “Todesangst im Traumurlaub”; und ich hatte mich darüber lustig gemacht. Immerhin: In dem damaligen Bericht wurden nicht nur die Namen der Betroffenen genannt, sondern auch ihr Wohnort in Stormarn; und die Personen wurden sogar im Foto gezeigt. So war der Beitrag wenigstens authentisch und nachprüfbar.
Im neusten Fall jedoch erklärt die Praktikantin Mia Frenzel ehrlich, dass sie die Namen der Reisenden für den Bericht gefälscht hat. Mehr noch: Der Wohnort wird angegeben mit dem Hinweis: “aus dem Süden Stormarns”. Und im Foto wird das Ehepaar nur von hinten gezeigt und dazu noch beschnitten – siehe die Abbildung!
Das ist so, würde ich auf Szene Ahrensburg eine Geschichte bringen vom Ehepaar Lieschen und Gottlieb Müller (Name geändert), die in einem Ort nördlich in Stormarn wohnen, nach China gereist sind und dort voll gegen eine Reisschaufel gerannt sind, woraufhin sie 13 Stunden weder Reis noch Reiswein bekommen haben. Also eine Geschichte mit dem Informationswert 0 auf einer Skala von 1 bis 10. Eine solche Story kann ich Ihnen jeden Tag erzählen – 365 x im Jahr. Und in Schaltjahren sogar noch eine mehr.
Wie gesagt: Mit so einer 0-Nummer macht die Abendblatt-Beilage sogar ihre Titelseite auf. Wohingegen das Ahrensburger Thema des Tages heute im Sozial-Ausschuss behandelt wird. Das allerdings steht nur kleinformatig auf Seite 2 der Stormarn-Beilage und ohne Hintergrundinformationen, weil die Praktikanten der Redaktion die Brisanz dieses Themas vermutlich nicht begreifen. Von der Redaktionsleitung gar nicht zu reden.
Postskriptum: Wir schreiben heute den 8. April 2014. Die aktuelle Geschichte in der Stormarn-Beilage hat sich “Mitte Februar”, also vor zwei Monaten zugetragen!
Hallo, Herr Dzubilla,
wie die Praktikantin sind auch Sie spät dran. Ich hätte heute Morgen nie daran gedacht, dass Sie diese Geschichte am späten Nachmittag aufgreifen. Diese Geschichte hätte bundesweit in der Bild-Zeitung stehen können. Dieser Artikel wirkte wie getürkt auf mich. Der türkische Zoll und dieGrenzpolizei kennen sehr wohl die europäischen Gesetze und Vereinbarungen. Schließlich lassen sie schon seit Jahren ihre eigenen Staatsangehörigen mit deutschen Personalausweisen einreisen. Und da werden auch schon vielfach andere Europäer dazwischen gewesen sein. Da muss etwas Anderes geschehen sein.
Vielleicht stand in den Reisepapieren “Deutscher Staaatsbürger” und die Beiden haben ihre französischen Ausweise vorgelegt und keine Deutschen Reisepässe mitgeführt.
Kaum zu glauben, dass die Reisenden zwölf Stunden nichts zu essen und zu trinken bekommen haben. Die Türken sind eigentlich sehr freundlich. Vielleicht wurde zu laut gepöbelt.
Wenn Reisende nicht termingerecht mit ausreichender Kulanzzeit bei ihrer Reisegruppe aufschlagen, gelten diese als nicht erschienen. Die Reiseleitung kann sich nicht stundenlang nach dem Verbleib einzelner Mitreisender erkundigen, wenn die Maschine von ihrem Startort nicht eine bekannte, angezeigte Verspätung hatte.
Ich hatte schon einmal einen Flug in die USA wegen Nebels in Frankfurt verpasst. Die Lufthansa flog mich nach Zürüch. Dort war der Flug in die USA auch schon weg. Ich musste am nächste Morgen ohne Abholung durch LA irren. Ich habe ohne Hilfe meine Gruppe am Abend erreicht. Meinen Koffer erhielt ich eine Woche später. Und in Chile saß ich in Haft, weil ich eine matschige, vergessene Banane im Handgepäck hatte. Auf Reisen muss man mit allem rechnen. Man darf nur nichts vergessen.
Mit touristischen Grüßen
Wolfgang König
Kleiner Tipp: Mit Ihren alten Reisegeschichten sollten Sie auch zur Stormarn-Beilage gehen – vielleicht bekommen Sie sogar Informations-Honorar dafür!? 😉
……und den Namen des 2. Bürgermeisterkandidaten in Ammersbek haben sie auch nicht herausgefunden. Ich habe da so ein komisches Gefühl im Schädel………
Klingelingeling, Herr Domdey – aufwachen!
Wer interessiert sich schon für meine Reisen? Für Berge & Meer hatte ich als Berichterstatter über mehrere Reisen auf firmeneingenem Laptop geschrieben aber nie wieder etwas darüber gehört. Berge & Meer bietet weit über 1000 Traumreisen an, die auch zum Trauma oder zum Abenteuer werden können. Sie brauchen nur im Reisebus gekochte Eier oder Pistazien zu essen, präventiv fünf Mittel gegen Durchfall einzunehmen, in Peking die Reiseunterlagen zu verlieren, einen Pavian zu ärgern usw., usw……
Übrigens: Da hat ein Großhansdorfer gegen seine Gemeinde wegen des Wahlablaufes geklagt (stand vor einigen Tagen in der Stormarn-Beilage).
Wolfgang König