Heute muss ich mal eine Lanze brechen für die Ahrensburger Verwaltung und ihren Häuptling Michael Sarach. Laut Bericht im heutigen 3. Buch Abendblatt wird Michael Sarach höchstselbst von der FDP vorgeworfen, dass er die Digitalisierung im Stadtbetrieb nicht vorangetrieben hat, um nicht zu wiederholen: verpennt hat. Die Folge vom Schlaf im Rathaus: Politische Ausschüsse können nicht tagen und wichtige Entscheidungen mussten und müssen auch weiterhin verschoben werden.
Wir erfahren, dass laut Fraktionschef Thomas Bellizzi die Technik für Videokonferenzen auf Antrag seiner Fraktion einstimmig im Nachtragshaushalt zur Verfügung gestellt worden sei. Mehr noch: Bereits Anfang September habe der Landtag die Durchführung von Online-Sitzungen gesetzlich erlaubt. Und hätte sich der Bürgermeister damit befasst, dann wären Videokonferenzen längst möglich.
Und hier erfolgt mein Lanzenbruch für den Bürgermeister. Denn Michael Sarach ist einfach arbeitsmäßig überlastet gewesen in den vergangenen Wochen durch Aufgaben, die flüssiger sind als Wassern, nämlich überflüssig. Allein die Baumfällaktion in der Hamburger Straße hat Zeit gebunden, denn jeder einzelne Baum, der dort gefällt worden ist, musste amtlich für die Kettensäge freigegeben werden. Und die Planung eines City-Dusch- und Umkleidehauses hinterm Rathaus kostet ebenfalls Zeit, zumal dort jetzt auch noch Änderungen beim Bau erfolgen müssen auf Einspruch des Behinderten-Beirates. Und die Überlegungen für die Nutzung vom Alten Speicher am Marstall mit einem Studenten-Wettbewerb hat wahnsinnig viel Zeit beansprucht und kostet immer noch viele, viele Arbeitsstunden, denn man steht dort nach rund zwei Jahren immer noch völlig am Anfang vom Nichts.
Allein der Architekten-Wettbewerbung für die Tiefgarage mit urbanem Stadtpark auf dem Betondeckel und Skaterbahn hat einen Zeitaufwand in der städtischen Verwaltung benötigt, mit dem man das Rathaus dreimal hätte digitalisieren können. Und das zeitfressende Dilemma um die Alte Reitbahn und den Kinopalast am Bahnhof erwähne ich nur am Rande.
Und dann waren dort zu allem Übel und Überfluss auch noch die Fragenkataloge vom Blogger Dzubilla in den Versammlungen der Stadtverordneten-Versammlungen. Um diese Fragen zu beantworten, hat es Zeit für die Recherche gekostet, denn man musste sich Gedanken um Ausflüchte machen. Dazu kommt die Einstellung des Citymanagers: 161 Bewerbungen mussten sorgfältig geprüft werden und hernach ein mehrstufiges Auswahlverfahren erfolgen, bis man einen Medienfluglehrer mit zahlreichen Hochschuldiplomen für die Ahrensburger Stadtverwaltung gefunden hatte.
Das sind nur einige der Aufgaben, die zusätzlich auf den Verwaltungschef niedergeprasselt sind. Verständlich, dass er dabei wenig Zeit gefunden hat, sich auch noch um die Digitalisierung der städtischen Verwaltung zu kümmern, zumal im Rathaus scheinbar niemand eine Ahnung hat, wie das überhaupt funktionieren soll – siehe Symbolbild! 😉
Legen Sie ruhig auch noch Öl in das Feuer der blutenden Wunde…
Unsere Verwaltung arbeitet derzeit im wahrsten Sinne des Wortes doch nur „ halbe Kraft“ – eine Hälfte im Rathaus, die andere Hälfte im Homeoffice. =50%…
Ziehen wir davon noch vermutete 10 % Kranke und nochmal 10% Urlauber ( ging ja während Corona nicht) ab, 10% Überstundenabbummler und 10% Rathausmitarbeiter, die ohne einen Mitarbeiter nichts tun können sowie 10% Leitungspersonal, welches auf Zuarbeiter angewiesen ist, ab, dann bleiben glatte 0% Rathauspersonal, welches die Arbeit leisten kann – dies in Coronakrisenzeiten, in denen von allen anderen (Pflege-Arzt-Lehrpersonal) deutlich Mehrarbeit verlangt wird.
Da müssen zur Motivation doch neue digitale Wege begangen werden.
Nebenbei, oder beiläufig bytheway, die digitale Ausstattung der Schulen ist nach wie vor auf Stand des Jahres 2000, ebensolches gilt für die Ausstattung der Schülerinnen und Schüler, die für einen möglichen kommenden Schullockdown digital ÜBERHAUPT nicht alle vorbereitet sind.
…als Elternvertreter, der regelmäßig im Ausschuss die Ausrüstung der Schüler aus Mitteln der Digitalpakte fordert, habe ich auch schon von politischer Seite die Argumente erhalten, dass die meisten betroffenen Schüler in Ahrensburg doch von zu Hause bestens ausgestattet sind und die wenigen „Bedürftigen“ über die Schulen ausreichend ausgestattet werden könnten.
Jetzt mal meine Frage – speziell an Herrn Bellizzi: Sind denn die Verwaltungsmitarbeiter der Stadt Ahrensburg sowie die Feierabendpolitiker allesamt „bedürftiger“ als die bedürftigsten Schüler Ahrensburger Eltern, die sich keine teuren Computerendgeräte leisten können?
Ich muss wieder allen Ernstes behaupten, dass da die Verhältnismäßigkeit gehörig verschoben wurde…
Ich hörte, dass der Bürgermeister sein Büro bereits digitalisiert hat. Was meint: Er hat auf seinem Schreibtisch einen Digitalwecker, der ihn pünktlich zum Feierabend aus dem Schlaf reißt.
Nach der voliegenden Faktenlage scheint es so, dass das Rathaus gar keinen Systemadministrator hat. Eine Skype-App ist doch in Windows 10 schon vorinstalliert und mit wenigen Klicks aktiviert. Damit wäre die Arbeitsfähigkeit unserer demokratischen Institutionen auch in Pandemiezeiten hergestellt. Sollten aber die Rathausrechner noch auf 7 oder 8 laufen besteht Anlass zur Sorge. Denn im It-System des Rathauses sind per Personalausweis u.a. unsere Passbilder und Fingerabdrücke gespeichert. Da Windows den Support für Windows 7 eingestellt hat kann sich jeder Hacker dieser Daten bedienen. Und z.B. Konten mit gestohlenen Identitäten in Übersee eröffnen und dort (Drogen-) gelder hin- und hertransferieren. Bürgern der Stadt Ahrensburg wird dann wegen vermeintlicher Fluchtgefahr der Flug zur Finca in Spanien verwehrt, weil Interpol einen Vermerk eingestellt hat.
Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sollten Sie bereits Vorkehrungen gegen das vorstehend beschriebene Schreckensszenario getroffen haben, erklären Sie den Bürgern der Stadt Ahrensburg bitte, warum sie keine funktionierende Skypeverbindung für die gewählten Abgeordneten zur Verfügung stellen.
Danke schön für diesen sachdienlichen Hinweis! 🙂