Von Mohren, Zigeunern, Negern und einem Sklavenhändler in Ahrensburg

In Berlin bin ich häufig am U-Bahnhof Mohrenstraße vorbeigekommen. Das wird in Zukunft nicht mehr möglich sein. Weil die Station umbenannt werden soll. Wegen Rassendiskriminierung. Was natürlich albern ist, denn wie sagte doch schon der berühmte Sarotti-Mohr? Er sagte: “Wenn man eine Rasse diskriminieren will, widmet man ihr doch nicht eine Straße mitsamt einer U-Bahn-Station!“

„Political correctness“ bedeutet für mich, dass Politiker sich korrekt benehmen sollen – was in Ahrensburg leider nicht immer der Fall ist. Und glauben Sie wirklich, dass ein Zigeuner sich diskriminiert fühlt, wenn er Zigeuner genannt wird? Denkste! Und Zigeunersoße bleibt Zigeunersoße, und Zigeunermusik bleibt Zigeunermusik. Und Zigeuner feierten im Rheinland ein „Zigeunerfestival“ – siehe die Abbildung!

Wenn mir jemand erklärt, dass man zu Negerküssen nicht mehr Negerküsse sagen darf sondern z. B. „Choco Softies“, dann weise ich darauf hin, dass sich alle Neger diskriminiert fühlen könnten, weil sie eben keine Choco Softies sind. 😉

An Kindergeburtstagen haben wir nicht nur Negerkuss-Wettessen gemacht, sondern auch „10 kleine Negerlein“ gesungen und Mohrenköpfe verspeist. Und den Papa von Pippi Langstrumpf haben wir genauso geliebt wie seine Tochter, weil der „Negerkönig von Taka-Tuka-Land“ gewesen ist. Will meinen: “Neger” ist etwas Schönes, also Positives gewesen. Und warum sollten wir das aus unserem Gedächtnis entfernen?!

Doch damit komme ich zu Ahrensburg und in die Schimmelmannstraße. Dieser Straßenname sollte alsbald aus unserer Stadt verschwinden. Meinen Vorschlag für eine Umbenennung finden Sie nebenstehend: “Harriet-Tubman-Straße”. Und da der Landtagsabgeordnete Tobias Pein (SPD) ja erklärt hat, dass er sich den Menschenschänder Schimmelmann posthum vorknöpfen will, gebe ich die Idee zur Neubenennung hiermit weiter, damit er Eingang findet per Antrag in die Ahrensburger Stadtverordneten-Versammlung. Damit würde Ahrensburg endlich ein sichtbares Zeichen setzen, dass einem Sklavenhändler in Ahrensburg keine Ehre mehr zuteil wird.

Postskriptum: Sollte der englische Name “Harriet-Tubman-Straße” selbst im Multikultizeitalter zu schwierig sein wegen der Aussprache, dann eben: “Onkel Toms Straße”. Und wenn die Straße diesen Namen bekommt, dann kann die Stadt in jeden Briefkasten in dieser Straße das weltberühmte Werk von Harriet Beecher-Stowe stecken: “Onkel Toms Hütte” – siehe Abbildung rechts!

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 9. Juli 2020

26 Gedanken zu „Von Mohren, Zigeunern, Negern und einem Sklavenhändler in Ahrensburg

    1. Harald Dzubilla Artikelautor

      Ein “grauer Esel” ist vergleichbar mit “weißer Schimmel” oder “grüner Grünspecht”, nämlich ein Pleonasmus oder eine Tautologie. Es müssen wohl dumme Esel schwarze Schafe gewesen sein, die diesen Namen ausgewählt haben.

  1. Henning Sußebach

    Herr Dzubilla, beim Verwenden der von Ihnen benannten Begriffe geht es eben nicht nur darum, was Sie mit diesen Worten verbinden, in welchen nostalgischen Erinnerungen Sie schwelgen – sondern auch stets um jene, die damit beschrieben und verletzt werden. Warum fällt es so schwer, Rücksicht zu nehmen? Ist nur das Ego wichtig, ausgerechnet, wenn es um Kommunikation geht, an der nun mal mehrere beteiligt sind? Zumal “Rücksicht” noch vorsichtig formuliert ist – denn sehr wohl waren/sind einige der von Ihnen verharmlosten Begriffe rassistisch motiviert. Das ist heute auch nicht allzu schwer zu recherchieren, zum Beispiel hier:

    https://zentralrat.sintiundroma.de/sinti-und-roma-zigeuner/

    1. Harald Dzubilla Artikelautor

      Herr Sußebach, weil “Zigeuner” rassistisch ist, nennen Zigeuner sich auch selber Zigeuner, machen Zigeunermusik und veranstalten ein “Zigeunerfestival”? Aber Nicht-Zigeuner sollen nicht Zigeuner zu Zigeunern sagen? Außerdem: Nicht nur Roma und Sinti sind Zigeuner.

      Hierzu eine Geschichte: Ich war vor einigen Monaten Zeuge bei der Kripo, als ein Beamter einen Beschuldigten – sehr vorsichtig – gefragt hatte, ob er Roma oder Sinti sei. Der Mann guckte verwundert und erklärte: “Ich bin Zigeuner!”

      1. Henning Sußebach

        Sie argumentieren anekdotisch. Schwächer kann ein Standpunkt nicht sein, wenn man eine ernsthafte Debatte führen will.

        1. Harald Dzubilla Artikelautor

          Wenn Sie das genannte Zigeunerfestival als Anekdote betrachten, dann haben muss ich Ihnen widersprechen. Mein persönliches Erlebnis ist natürlich nicht empirisch; ich habe es auch nicht als “Beweis” berichtet, sondern mehr als Analogieschluss erzählt.

  2. Henning Sußebach

    Selbst wenn das “Zigeunerfestival” eine große Gruppe repräsentieren sollte – reicht das aus, damit es Ihnen egal ist, dass sie eine komplette Gruppe so benennen, also auch jene vielen Menschen, die aus guten Gründen nicht so bezeichnet werden möchten?
    Und wenn ein einziger Schwarzer kein Problem mit dem N-Wort hat: Feuer frei auf alle?
    Nicht meine Logik. Nicht mein Geschichtsverständnis. Nicht mein Bild eines pfleglichen Miteinanders.
    (Vielsagend auch Ihr Schweigen zur Argumentation des Zentralrates der Sinti und Roma.)

  3. Henning Sußebach

    Einen Verband, einen Menschen, der für “alle” zuständig ist, werden Sie nie finden. Das ist aber kein Grund, rücksichtslos zu reden. (Oder beim Reden nur auf eigene Befindlichkeiten Rücksicht zu nehmen, zum Beispiel Kindergeburtstags-Erinnerungen.)

  4. ZEIT-Leser

    Es gibt auch Deutsche, die sich darüber mokieren, dass sie als “Kartoffel” beschimpft werden. Was ist daran eigentlich so schlimm, außer dass Kartoffeln kein Gehirn haben und man sie nicht nur schält sondern ihnen auch die Augen aussticht, bevor sie weichgekocht werden? (Achtung: Versuch von Satire! 😉 )

  5. Minelle

    Ich bin eine Sinti, und ja, wenn Sie mich Zigeunerin nennen würden, gäbe es von mir symbolisch eins aufs Maul! Klar soweit? Supi.

  6. L. Cosmic

    Herr Sußebach hat offensichtlich nicht erkannt, dass das hier ein Blog ist. Und in einem Blog sagt der sogenannte Blogger seine ganz persönliche Meinung. Die muss niemand akzeptieren. Aber wenn jemand sich sinngemäß äußert, dass die Meinung des Bloggers nicht akzeptierbar ist, dann hat derjenige noch nie etwas davon gehört, dass es in Deutschland eine Meinungsfreiheit gibt, die für alle Menschen gilt.

    Meine Frage an Herrn Sußebach lautet: Darf bei der “Zeit” ein Autor nur die Meinung der Chefredaktion vertreten?

    Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller schrieb in der “Welt”: “Ich bin mit dem Wort ‘Roma’ nach Rumänien gefahren, habe es in den Gesprächen anfangs benutzt und bin damit überall auf Unverständnis gestoßen. ‘Das Wort ist scheinheilig’, hat man mir gesagt, ‘wir sind Zigeuner, und das Wort ist gut, wenn man uns gut behandelt.'”

    Dürfte die Literaturnobelpreisträgerin das in der “Zeit” nicht schreiben……?

    1. Henning Sußebach

      Ein Blog mag ein eher subjektives Genre sein, aber ein Blog ist eben kein Tagebuch, in das der Verfasser unbesehen hinein jammern, hinein hämen und hinein hassen kann. Ein Blog richtet sich an die Öffentlichkeit – und Öffentlichkeit und Beachtung seiner Beiträge sind Herrn Dz. ja augenscheinlich wichtig. Im Umkehrschluss muss ein Blogger dann auch mit öffentlich geäußerter Kritik an seinen Beiträgen leben.

      (Welche Rolle in dieser Debatte mein Beruf spielt, ist mir im Übrigen nicht ganz klar. Vor allem nicht gegenüber jemandem, der seine Identität hinter einem abgekürzten Namen verbirgt.)

      1. Harald Dzubilla Artikelautor

        Lieber Herr Sußebach –

        ich achte Sie nicht nur als Mensch sondern auch wegen Ihrer beruflichen Leistungen, die mir wohlbewusst sind.

        Ich kann auf meinem Blog weder ein Jammern noch Häme, geschweige denn Hass (!???) entdecken – außer im Spam-Ordner. Auch Äußerungen, die Rassismus zeigen, und rechts- oder linksradikale Äußerungen, die für mich absolut nicht tragbar sind, werden nicht freigeschaltet. Denn allein ich bin für den Inhalt meines Blogs verantwortlich, also auch für die Kommentare, die hier erscheinen.

        Szene Ahrensburg – ein Blog im 12. Jahrgang – ist kein Ponyhof, denn ich teile kräftig aus. Und Kommunikation soll hier nicht einseitig sein sondern zur Diskussion führen. Kritik auf meine Beiträge ist mir jederzeit willkommen – sowohl positive als auch negative. Was ich nicht mag, das sind Kritiker, die mir meine Meinung absprechen bzw. mich beschränken wollen in meiner Meinungsfreiheit, die vom Grundgesetz gedeckt ist. Andere Meinungen erscheinen auf Szene Ahrensburg nicht und wären überdies justiziabel.

        Im übrigen freue ich mich und fühle mich geehrt, dass Sie, Herr Sußebach, seit Jahren zu den regelmäßigen Lesern von Szene Ahrensburg gehören. 🙂

        Mit freundlichen Grüßen

        Harald Dzubilla

    1. Stiller Beobachter

      In einer Neuausgabe von Friedrich Schillers Gesammelten Werken heißt es inzwischen: “Herr Schwarz hat seine Schuldigkeit getan, Herr Schwarz kann gehen!”

    2. Henning Sußebach

      Wo soll man da anfangen?
      Es ist ein Unterschied, ob es um einen Nachnamen geht, um literarische Texte aus vergangenen Jahrhunderten – oder ob man im Jetzt eine Wahlmöglichkeit hat, wie man eine Ethnie bezeichnet bzw. ob man sie wissentlich beleidigt, nur, um einen schmissigen Blog-Einstieg hinzukriegen.
      Man muss dann nur wissen, mit wem man sich gemein macht.

  7. Hansen

    Moin Herr Dzubilla,
    wahrscheinlich liest das nach Monaten jetzt keiner mehr – aber wenn doch: herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Blog und Ihrem Engagement für Ihr regionales Umfeld!

    Ihre Idee einer Umbennung der Straße nach einer der mutigsten Abolitionistinnen überhaupt, nämlich Harriet Tubman, finde ich angesichts des bisherigen Straßennamens brillant, denn mit jeder Frage, “hä, wer war denn Harriet Tubman?”, kommt automatisch auch die Antwort, weshalb die Straße gerade diesen Namen erhalten hat, d.h. wie sie vorher hieß, und wie damit die Umbennung ein Zeichen mutmachenden gesellschaftlichen Fortschritts ist.

    Darf ich trotzdem einen anderen Namen vorschlagen?
    “Carl-Schurz-Str.”
    Der hat zwar auch keinen Bezug zu Ahrensburg; er war aber immerhin Deutscher und lebte zu exakt der selben Zeit wie H. Tubman, d.h. zur Zeit der (formalen) Sklavenbefreiung.
    Schurz ist das herausragendeste Beispiel deutscher Auswanderer in die USA, die sich in ihrer ganz großen Mehrheit nach Frieden und demokratischer Gleichheit sehnten und die Sklaverei zutiefst ablehnten.
    Die Deutschen, die es in die Südstaaten verschlagen hatte, und die zum Dienst im Bürgerkrieg gepresst wurden, haben mitunter schwer mit ihren menschlichen Überzeugungen gekämpft und ihre Weigerung, für die Sklavenhalter-Armee zu kämpfen, nicht selten mit dem Leben bezahlt.

    Deutschen Kommunalpolitikern fehlen selbstverständlich Zeit und Bildung, sich einmal die zwei kleinen Bände der Autobiografie von Schurz zu Gemüte zu führen. Sie müßten dann zudem erfahren, was sie gegenüber echten Demokraten von 1848 in Deutschland und solchen im amerikanischen Bürgerkrieg 20 Jahre später für wachsweiche Flaschen sind und welch überaus rühmliche Rolle die Deutschen in der Sklavenfrage eingenommen hatten.
    Natürlich aber haben sich die Engländer durchgesetzt – und der Rest ist Geschichte.

    In diesem Sinne sollte man wohl auch Ihren Kritiker Sußebach verstehen, der das Kind mit dem Bade ausschüttet und in seinem Rant jeden als Rassisten verurteilt, der begriffen hat, daß “Negerkuss” eine völlig andere Konnotation hat als (heute) das Wort Neger, und eine leckere “Zigeunersauce” eine ganz andere als die Bezeichnung Zigeuner.
    So ist es auch mit dem Mohr bei Shakespeare einerseits und dem afrodeutschen Busfahrer, bei dem ich morgens einsteige…

    Menschen, die einzelne Wörter verbieten wollen, wollen erst recht ganze Bücher verbieten. Währet den – erneuten – Anfängen!

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