Fotografieren ist keine Kunst. Weil heutzutage jeder, der eine Kamera hat, fotografieren kann. Und im Digital-Zeitalter vollautomatischer Technik kann sogar ein Kleinkind mehr oder weniger originelle Fotos machen. Was ich selbst bei meiner jüngsten Tochter (4 Jahre alt) erlebe.
Und dann gibt es eine Zahnarzthelferin aus Ahrensburg, die überarbeitet ihre normalen Fotos auf dem Computer. Das kann inzwischen auch schon jedes Kind per Photoshop oder anderswie. Und um diesen überarbeiteten Fotos den Anstrich von „Kunst“ zu geben, lässt die Zahnarzthelferin ihre am Computer überarbeiteten Fotos einfach auf Leinwand drucken und verkauft das dann als Kunst unter dem Begriff: „onLein“.
Aaaber: Es ist natürlich keine billige Leinwand, die bedruckt wird, sondern es ist “hochwertige Kunstleinwand”!
Nun werden sie sogar ausgestellt, die bedruckten Kunstleinwände, und zwar im Park Hotel in Ahrensburg. So richtig mit Vernissage und Fingerfood. Und die Ausstellerin lässt sich als Künstlerin feiern für ihre am Computer überarbeiteten Fotos, die auf Leinwand gedruckt wurden.
Klar, auch Honig kann zur Kunst werden, wenn er nicht von fleißigen Bienen stammt sondern als Kunsthonig fabriziert wurde. Und wem der Misthaufen stinkt, der kann auch zur Kunst greifen und Kunstdünger streuen.
Hallo, Herr Dzubilla! Ich dachte zuerst, Sie würden übertreiben. Dann sah ich auf der Homepage der “Künstlerin” die Blumenbilder. Es sind fotografierte Blüten, die per Photoshop etwas bearbeitet und dann auf Leinwand gedruckt wurden. Das ist nicht mal neu, das bietet eine digitale Druckerei in Hamburg schon seit Jahren an! Und das soll tatsächlich als “Photokunst” ausgestelltt werden? Man verzeihe mir die ordinäre Wortwahl, aber das ist eine Verarschung des Publikums. 🙁
Gruß!
Martens
Hallo Herr Dzubilla,
einmal mehr kann ich Ihrer Einschätzung der Werke der beschriebenen „Künstlerin“ nur uneingeschränkt zustimmen.
Dem einleitenden Satz des Blogeintrags, Fotografieren sei keine Kunst, ist jedoch nach meiner Auffassung nach entschieden entgegenzutreten, weil es dazu eine Vielzahl belegter Gegenbeispiele gibt.
Eines davon bietet die noch bis zum 9. März 2014 im Berliner Gropius Bau präsentierte Werkschau von Barbara Klemm, welche allen wärmsten zu empfehlen ist, die den Unterschied zwischen Fotografieren mit Schwarz-Weiß-Negativfilm und digitalem Knipsen mit anschließendem „Photoshoppen“ eindrucksvoll erleben möchten.
Mit nachbarlichen Grüßen
Wolfgang Schrimpff
Lieber Herr Dr. Schrimpff – ich meinte das Fotografieren (Aufnehmen, Knipsen) von normalen Ansichten bzw. Blumen. Blumen kann man sogar unter einen Scanner legen, um sie hernach auf Leinwand zu drucken.
Mit freundlichen Grüßen
Harald Dzubilla