Im Hamburger Abendblatt war am vergangenen Montag zu lesen: „Bau der neuen S-4-Trasse könnte schon 2020 beginnen“. Wohlgemerkt: „könnte“, also Konjunktiv. Genauer: Konjunktiv II. Und der wird auch als Irrealis bezeichnet, denn er ist der Modus des irrealen Wunsches, einer als unwirklich hingestellten Aussage.
Nach dem besagten Konjunktiv-Beitrag von vorgestern ist heute im Stormarn-Teil derselben Zeitung ein großer Beitrag erschienen mit der Überschrift: „Naturschützer wollen gegen S 4 klagen“. Das wurde auf der Veranstaltung der „Bürgerinitiative an der Bahnstrecke Hamburg_Lübeck e. V.“ erklärt von Rolf de Vries vom Verein Jordsand. Und der Naturschützer hat dazu über den Schutzstatus vom Kammmolch und anderen Tieren im Naturschutzgebiet Tunneltal berichtet.
Auf der Nabu-Website lesen wir über den Schutzstatus des Kammmolches: „Europaweit geschützt nach der FFH Richtlinie und ‚streng geschützt’ nach Bundesnaturschutzgesetz. Streng geschützte Arten dürfen nicht gefangen, verletzt oder getötet werden. Außerdem ist es verboten, sie durch Aufsuchen ihrer Lebensstätten zu beunruhigen.“
Und was FFH bedeutet, erfahren wir durch Googeln: „Die Richtlinie 92/43/EWG zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen ist eine Naturschutz-Richtlinie der Europäischen Union (EU). Sie wird umgangssprachlich auch als Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (kurz FFH-Richtlinie) oder Habitatrichtlinie bezeichnet.“
Das bedeutet: Wenn die Bahn den Molch stören will, dann können die Naturschützer durch alle gerichtlichen Instanzen bis zum EGH gehen. Und deshalb „könnte“ die S-4-Trassse schon 2020 beginnen, was folglich irreal ist. Denn wenn die Bahn anfängt, wissentlich gegen europäische Naturschutz-Richtlinien zu verstoßen, dann möchte ich nicht in der Haut der Verantwortlichen stecken. Das wissen sowohl Peter Tschentscher (Hamburg, SPD) und Daniel Günther (Schleswig-Holstein, CDU) wie auch der Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Und damit bewahrt uns der Kammmolch im Tunneltal vor dem Tag-und-Nacht-Lärm brachialer Donnerzüge und den irren Lärmschutzwänden in unserer Stadt. Und das Vorhaben der Bahn muss auf anderen Gleisen durchgeführt werden, denn es gibt bekanntlich Alternativen.
So, und nun kommt’s am Ende noch einmal mit Fragezeichen: Wieso, warum und weshalb ist der Beitrag von Janina Dietrich über die Veranstaltung in der Ahrensburger Stadtbücherei heute nicht mehr auf der Stormarn-Online-Seite des Blattes zu finden…? (Stand: 2. Oktober 2019, 17:20 Uhr) Kam dazu vielleicht eine Mitteilung an die Ahrensburger Redaktion aus Hamburg…? 😉
In der Tat, der Beitrag über die Veranstaltung am Montag in Ahrensburg wurde gelöscht. Stattdessen wird der erste Beitrag in den Stormarn-Teil gestellt, der gar nicht in der Stormarnbeilage erschienen ist sondern in der Gesamtausgabe. Was mag das für Gründe haben?
…im E-Paper ist der Beitrag “Naturschützer wollen gegen S4 klagen” erfreulicherweise noch nachzulesen….
… „Wohlgemerkt: „könnte“, also Konjunktiv. Genauer: Konjunktiv II. Und der wird auch als Irrealis bezeichnet, denn er ist der Modus des irrealen Wunsches, einer als unwirklich hingestellten Aussage.“ …
Falsch. Anders als das Lateinische kennt das Deutsche gar keinen Irrealis als eigenständigen Modus. Der Konjunktiv II kann verwendet werden, um einen Irrealis zu formulieren. Beim vorliegenden Satz, der sich auf Zukünftiges richtet, liegt jedoch ein Potentialis vor: Das genannte Ereignis wird als möglich angenommen.
Ihre halb garen Sprachanalysen hingegen scheinen mir hie und da tatsächlich von irrealen Wünschen getrieben.
Toll, dass ich einen so aufmerksamen und regelmäßigen Leser wie Sie habe! Ihre garen Sprachanalysen halten mich nicht davon ab zu erklären, dass “könnte” = Konjunktiv II ist und Sie meine Ironie nicht erkannt haben. Und welche Meinung haben Sie zu den Molchen…?