Der Aufmacher vom heutigen 3. Buch Abendblatt ist überschrieben: „Streit um Kino und Reitbahn – darum geht es“. In dem Beitrag von Janina Dietrich kommt allerings nicht wirklich zum Ausdruck, um was es geht. Also biete ich mal wieder Hilfestellung bei der Information zur Sachlage und wiederhole mich damit zum wiederholten Mal.
Also: Der wahre Wert des stadteigenen Grundstücks Alte Reitbahn lässt sich nur ermitteln, wenn die Stadt Ahrensburg dieses Grundstück öffentlich ausschreibt in einem freien und fairen Wettbewerb. Wird das Grundstück unter Wert verkauft, zahlt die Stadt – also die Bürger – den Verlust. Und der könnte erheblich sein, zumal die Grundstückspreise sich inzwischen noch erhöht haben.
Dem Investor Melchers wurde das Grundstück anhand gegeben. Nicht im Rahmen einer Ausschreibung, sondern im Rahmen eines Kopplungsgeschäftes: Der Investor will das Grundstück ohne Wettbewerb erwerben und bietet der Stadt dafür im Gegenzug den Bau eines Kinos auf dem Grundstück an, wo der Edeka-Markt heute steht. Und der Edeka-Markt soll umziehen auf das Gelände Alte Reitbahn.
Dem 3. Buch Abendblatt entnehmen wir erneut, dass das in Aussicht gestellte Kino fünf Säle „mit gut 770 Plätzen“ haben soll. Von Parkplätzen für die Besucher, die auf diesen gut 770 Plätzen sitzen sollen, schreibt Janina Dietrich keine Silbe, obwohl es auch darum geht. Auch wo die Parkplätze, die durch einen Bau auf der Alten Reitbahn wegfallen, neu errichtet werden, ist nicht zu erfahren. (Die geplanten Tiefgaragenparkplätze reichen allein für den Edeka-Markt und die Bewohner und Besucher den Gebäudes.)
Und dann ist in dem Beitrag als einziger (!) Politiker der Stadt der WAB-Fraktionsvorsitzende Peter Egan abgebildet mit der Aussage: „Wir stehen weiterhin hinter dem Projekt. Wir wollen gern ein Kino, einen modernen Edeka-Markt und Sozialwohnungen“.
“Wir wollen … einen modernen Edeka-Markt”, erklärt der Politiker öffentlich. Ob die Bürger unserer Stadt diesen Markt auch wollen und somit auf bezahlbaren Wohnraum verzichten würden, scheint Peter Egan egal zu sein. Vielleicht erhofft er sich ja eine Rolle in der Edeka-Werbung als Nachfolger von Friedrich Liechtenstein mit dem Hinweis: “Edeka ist supergeil!”…? Und dass Egan auch Lebensmittel liebt, ist zu vermuten.
Last but not least habe ich eine To-do-and-to-think-Liste für die Ahrensburger Stadtverordneten gefunden, und zwar von Martin Hoefling auf AhrensburgTV. Diese Liste gebe ich hiermit auf Szene Ahrensburg zur Kenntnis, weil ich sie voll unterschreibe. Und was dort noch fehlt, finden Sie auf Szene Ahrensburg.
Warum berichtet die Stormarnbeilage wieder mal nur aus dem Vordergrund und verschweigt dabei den Hintergrund, der doch für den Leser von Interesse ist? Ich hätte zu dem, was Herr Dzubilla schreibt, auch gern gewusst, welchen Preis die Investorenfirma für das Grundstück an die Stadt zahlen soll und wie hoch der mögliche Gewinn wäre, wenn das Gelände auf dem “freien Markt” verkauft wird. Denn daraus lässt sich sich der Betrag ablesen, den wir Bürger schon im Vorwege für das Kino zahlen müssen, auch wenn wir später gar keine Vorstellung besuchen.
Und Herrn Egan ist es besonders wichtig, dass ein “moderner” Edeka-Markt gebaut wird. Warum soll der modern sein? Ich vermute, weil es dort dann auch moderne Lebensmittel gibt und nicht so unmoderne wie jetzt im alten Edeka-Markt. Oder um es mit einem Wort zu sagen: Herr Egan scheint einen modernen Knall zu haben. Und die Wähler der WAB werden sich langsam an den Kopf fassen.
Bitte mal ganz im Ernst: Welches Interesse hat die WAB daran, dass Edeka auf die Reitbahn zieht? Abgesehen davon, dass dieses ein sehr viel schlechterer Standort ist als neben dem Bahnhof, so kann ein von Bürgern gewählter Politiker sich doch nicht in der Presse äußern, dass er seine Entscheidung im Sinne eines Investors fällt. Und dann weist derselbe Politiker darauf hin, dass der Haushalt der Staat lückenhaft ist. Hier stinkt etwas gewaltig.
Zur Info: Peter Egan ist nicht von den Bürgern gewählt worden. Jedenfalls nicht direkt. Vielmehr war er in seinem Wahlkreis deutlich unterlegen und ist nur über die Liste der WAB in die Stadtverordneten-Versammlung gekommen. Dafür tut er sich dort ziemlich dicke.
Das Prinzip, die historischen Wurzeln und der heutige Wert des deutschen „Mischwahlrechts“ sind Ihnen aber schon bekannt, oder?
Ich frage auch, weil Sie doch immer mal wohlwollend auf kleinere Parteien blicken, die ohne die Elemente des Verhältniswahlrechts kaum Chance auf einen Abgeordnetensitz hätten. Da sollten Sie das Erlangen eines Mandats über eine Wahlliste nicht zum Grund nehmen, immerfort Abgeordnete als „nicht von den Bürgern gewählt“ zu diskreditieren.
Ich weise auf die Unzulänglichkeiten dieses Rechts hin. Wenn zum Beispiel ein sehr beliebter, fähiger und fachlich kompetenter Politiker einer Partei mit groooßer Stimmenmehrheit vom Bürger direkt gewählt wird…
…und dann kurz nach der Wahl feststellt, dass er aus persönlichen Gründen sein Amt leider, leider nicht ausüben kann, und dann eine Lusche von der
ReservebankParteienliste nachrückt. Das lässt mich am bestehenden Wahlrecht zweifeln.Dass Peter Egan im Abendblatt so plakativ präsentiert wird und damit zum “Meinungsbildner” bei der Reitbahn-Story wird, sollte ein wenig relativiert werden. Ich erinnere an das Wahlergebnis für Egan (WAB), mit dem er zum Stadtverordneten und Fraktionsvorsitzender geworden ist. Genau 103 Stimmen hat er bekommen.
In der Tat, das muss man sich wirklich vor Augen halten. Der Mann hat 103 Stimmen von 35.000 Bürgern erzielt und führt sich auf, als würde er die mehrheitliche Meinung der Ahrensburger vertreten. Demokratie ist zwar ganz schön, aber in Sachen Parteienliste funktioniert sie nicht so ganz richtig. 🙁 Egan sollte in Zukunft etwas bescheidener auftreten.