Mein Wort zum Wochenende: Blaue Fähnchen auf der Schlosswiese und ein Luxus-Klo in der Großen Straße – wie passt das zusammen…?

Dass ich der Aktion “Blaue Fähnchen auf der Schlosswiese in Ahrensburg” skeptisch gegenüberstehe, habe ich schon mehrfach geschrieben und begründet. Es ist in meinen Augen nicht viel mehr als eine Alibi-Aktion. Das 3. Buch Abendblatt hat gerade gemeldet, dass die Fähnchen-Aktion in diesem Jahr auch „auf Tour“ gegangen ist, und zwar durch Reinfeld, Bad Oldesloe, Bargteheide, Trittau und Glinde. Wie die Erfolge dort sein werden, lässt sich heute natürlich nicht voraussagen, aber ich befürchte, dass sie nicht viel anders sind als in Ahrensburg, nämlich so gut wie gar nicht vorhanden.

aus: Hamburger Abendblatt

„Kinderarmut: was taugt die Fähnchenaktion?“ So fragt die Stormarn-Redaktion (siehe Abbildung links!) und berichtet dabei über Ahrensburg wie folgt: „’Und vorgestern habe ich eine Nachricht vom Lions Club bekommen, dass er ein Benefizkonzert zugunsten armer Kinder in Ahrensburg organisieren will’, sagt Loeding. Die Aktion bleibe in Erinnerung, soll Veränderungen anstoßen, gerade bei den Behörden.“

Diese Aussage von Ingo Loeding, Geschäftsführer Kinderschutzbund, ist schön und traurig zugleich. Schön, weil eine private Initiative wie der Lions Club zur Tat schreiten will. Traurig, weil diejenigen, die in der Verantwortung stehen und Zielgruppe der Fähnchen sind, nämlich gerade die Behörde in Ahrensburg, es in all den Jahren nicht fertiggebracht haben, wenigstens eine einzige Benefizveranstaltung zugunsten bedürftiger Kinder zu organisieren in der wohlhabenden Schlossstadt, wo der Bürgermeister stolz darauf ist, dass die Kids mittelloser Eltern kostenlos im Badlantic baden dürfen. Was die Stadt natürlich nicht einen Cent zusätzlich kostet.

Ich weiß nicht, wieviel Geld das Benefiz-Konzert der Lions erbringen wird. Aber vermutlich keine 15.000 Euro. Und 15.000 Euro könnte die Stadt in jedem Jahr als Hilfe an den Kinderschutzbund zahlen. Doch was macht sie mit dem Geld? Sie will sich dafür ein neues Klo leisten. Ein “Luxus”, so der Bund der Steuerzahler. Dieser Luxus kostet nicht nur 15.000 Euro jährlich für die Pflege sondern auch 150.000 Euro für den Ankauf.

Die Politiker in Ahrensburg sind da ganz anderer Meinung. Bis auf die Fraktion der FDP haben sich alle Stadtverordneten für das neue Luxus-Klo in der Großen Straße ausgesprochen. Weil ein Klo-Besuch dort nicht mehr wie im alten, landesweit belachten Ahrensburger Luxus-Klo = 60 Euro kosten würde, sondern nur noch mit 30 Euro aus der Stadtkasse bezuschusst werden müsste. Und wer dagegen protestiert, der wird mit dem politischen Killerargument darauf hingewiesen, dass dieses Klo ja schließlich auch für Menschen mit Handikap errichtet wird.

Besonders die Grünen verteidigen den Beschluss vehement, wie ja schon auf AhrensburgTV zu hören war. Und der Grüne Stadtverordnete Christian Schmidt wirft auf Facebook seinen Politikerkollegen aus der FDP und dem Bund der Steuerzahler mangelnde Humanität vor und meint damit auch mich. Und sein Parteikollege Christian Schubbert eilt ihm zur Seite und erklärt sinngemäß, dass Ahrensburg heute gegen die UN-Menschenrechtskonvention verstößt, weil die Stadt ihren Bürgern nur 19 (neunzehn) statt 20 (zwanzig) barrierefreie öffentliche Toiletten zur Verfügung stellt.

Und genau diese Grünen haben dafür gestimmt, dass die Abstellplätze für Autos auf dem Lindenhof-Gelände durch einen Neubau vernichtet wurden. Nach meiner Erinnerung waren dort auch Parkplätze für behinderte Menschen. Wo sind Ersatzparkplätze entstanden, für die Ahrensburg 500.000 Euro vom Investor kassiert hat? Der Grüne Jörg Hansen, ehemaliger Stadtverordneter und verhinderter Bürgermeister, will es uns nicht verraten. Wozu auch. Er ist schließlich jung und beweglich und kann mit dem Fahrrad fahren.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 29. September 2018

7 Gedanken zu „Mein Wort zum Wochenende: Blaue Fähnchen auf der Schlosswiese und ein Luxus-Klo in der Großen Straße – wie passt das zusammen…?

  1. Kassandra

    Es ist schon dumm für die Politiker, dass es Szene Ahrensburg gibt. Denn wo sonst bekommen sie Gegenwind aus dem Lager der Bürger, geschweige denn von den Medien. Und ganz besonders dumm ist es natürlich, dass die Stadtvertreter wissen, dass die Meinung von Dzubilla nicht ganz ohne Wahrheitsgehalt ist. 😉 Deshalb trauen sie sich auch nicht, hier öffentlich zu widersprechen und hoffen, dass der Kelch an der eigenen Partei vorbeigehen möge. Diese Politik bezeichnet man als Vogel-Strauß-Politik.

    Aber wie auf diesem Blog schon häufiger gesagt worden ist: Die Stadtvertreter handeln nicht in ihrem eigenem Namen und auf eigene Rechnung und tragen null persönliche Verantwortung für das, was sie entscheiden. Wenn man darüber nachdenkt, ist es eigentlich schon ein wenig gruselig, wie Demokratie hier abläuft. 🙁

    Im übrigen: Auch der Abbau des Toilettenhauses vor dem Rathaus hat den Steuerzahler 15.000 Euro (!) gekostet. Dabei hätte man dieses Geld sparen und das Ding stehen lassen können, denn der Betreiber hatte meines Wissens nach die Kosten dafür bereits halbiert, sodass sich auch die Benutzungsgebühr halbiert hat. Aber offenbar wollten sich die Verordneten mit dem neuen Häuschen ihr eigenes Denkmal bauen. Oder sie wussten gar nicht, was sie taten.

  2. Frank

    Es sagt sehr viel über die Ahrensburger Politiker und den Behindertenbeirat und den Seniorenbeirat aus, wenn sie ein öffentliches Scheißhaus zu ihrem Lieblingsthema machen. Und es zeigt, dass ihnen ein Scheißhäuschen wichtiger ist als die Sorge um benachteiligte Menschen, die sich in Ahrensburg keine Wohnung mehr leisten können.

    1. Harald Dzubilla Artikelautor

      Hallo Frank – sagen Sie nichts über unseren tollen Seniorenbeirat! Als die Stormarn-Redaktion vom Abendblatt wenigstens noch halbwegs ehrlich war, da schrieb Harald Klix: “Autofahrer finden in Ahrensburg keine Parkflächen, doch seit Jahren stehen 90 Plätze leer.” Überschrift: “Seniorenbeirat fordert: ‘Tiefgarage öffnen!'”

      Das war am 21.März 2014. Inzwischen finden Autofahrer in Ahrensburg noch weniger Parkflächen als damals, da die Stadt den Lindenhof an auswärtige Investoren verkauft hat. Und die besagten Parkflächen in der Tiefgarage stehen immer noch leer. Da musste sich der Seniorenrat doch ein Scheißthema suchen, sonst würden die Ahrensburger Senioren ja gar nicht bemerken, dass da überhaupt ein Seniorenbeirat ist. Was der vertritt? Ich sage es Ihnen: Der vertritt sich die Füße.

  3. Frau Behnemann

    An den 2. Stellvertretenden Bürgermeister von Ahrensburg und Stadtverordneten Christian Schubbert-von Hobe (Grüne):

    Ahrensburg verstößt dann gegen die Menschenrechte, wenn die Stadt ihre Kinder unterhalb der Armutsgrenze leben lässt und das Geld der Steuerzahler seit vielen Jahren lieber in einer öffentlichen Toilette runterspült.

    https://www.facebook.com/ZDFheute/videos/wenn-der-besuch-einer-öffentlichen-toilette-mit-rund-57-euro-steuergeldern-subve/10154689089535680/

    Bitte teilen Sie das auch Ihren Fraktionskollegen mit genauso wie den Stadtverordneten von CDU, SPD, WAB und Linke. Und überlegen Sie, ob es einen Weg gibt, wie Sie die Entscheidung für die Luxus-Toilette wieder zurücknehmen können! Möglicherweise durch öffentliche Abstimmung durch die Bürger unserer Stadt, die Sie ja angeblich vertreten.

  4. Britta

    Die FDP hatte immer wieder den Ruf, eine Partei der Wohlhabenden zu sein. Aber in diesem Fall ist es der FDP hoch anzurechnen, dass sie als einzige Partei das Thema Kinderarmut öffentlich aufgegriffen und demonstrativ gegen die nächste Luxustoilette gestimmt hat.

  5. Kirchberger

    Wenn das neue Luxusklo kommt, werde ich aus Protest immer kostenlos pinkeln. Und zwar in den Springbrunnen vor dem Rathaus. 😉

  6. Sachse

    Höchst seltsam: Für die Öffnung von 90 Plätzen in der privaten Tiefgarage unter dem Rathausmarkt hat sich der Seniorenbeirat wenigstens eingesetzt. Aber gegen den Wegfall von 90 (?) öffentlichen Plätzen auf dem Lindenhof hat man keinerlei öffentlichen Protest vernommen. Der Beirat sollte zurücktreten, er ist unfähig. (Ich bin Senior und fühle mich von diesem “Altenklub” nicht vertreten.)

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