Was unterscheidet den Chefredakteur vom Hamburger Abendblatt vom Redaktionsleiter der Stormarn-Beilage? Kurz gesagt: Chefredakteur Lars Haider antwortet auf meine Fragen, die ich als Leser gestellt habe; der lokale Redaktionsleiter Hinnerk Blombach hingegen hat sich den Vogel Strauß zum Vorbild genommen und steckt seinen Kopf in den Sand auf meine Kritik an seiner Arbeit. Darum wird Herr Blombach auch niemals Chefredakteur werden.
Im vergangenen Monat hatte ich über eine Aktion vom Hamburger Abendblatt geschrieben und kritisiert, dass der Verlag zukünftige Abonnenten besser behandelt als die sogenannten “treuen Leser”. Meinen offenen Brief an Chefredakteur Lars Haider beantwortet dieser wie folgt:
“Lieber Herr Dzubilla,
Vielen Dank für den Hinweis auf Ihren offenen Brief, den ich jetzt mit
großem Interesse gelesen habe. Ich sehe es wie Sie: Es ist höchste Zeit,
dass wir uns auch einmal bei unseren Abonnenten bedanken. Als ersten,
kleinen Schritt bekommen Sie und alle anderen langjährigen Abendblatt-Leser deshalb zum 65. Geburtstag einen Gutschein für eine schöne Flasche Rotwein geschenkt. Viel wichtiger ist jedoch, Sie sprechen es an, dass wir ein Programm entwickeln, mit dem lange Treue zum Abendblatt belohnt wird daran arbeiten wir gerade.
Bitte bleiben Sie uns gewogen!
Mit besten Grüßen
Lars Haider
Hamburger Abendblatt
Chefredakteur
Tel: +49 (0) 40 – 347 22260
lars.haider@abendblatt.de
http://www.abendblatt.de
Damit spricht der Chefredakteur das an, was ich schon in meinen Beiträgen in der Kommunikations-Fachpresse geschrieben habe: Die Zeitungsverlage buhlen vor den Augen der alten Abonnenten um neue Dauerbezieher, denen die Geschenke nur so hinterhergetragen werden. (Übrigens: Die Flasche Rotwein zum 65. Geburtstag des Abendblattes bekommt der Abonnent nicht frei Haus vom Zusteller zugestellt (würde die Leser-Blatt-Bindung auch im Interesse des Zustellers unheimlich stärken!), sondern der Leser muss sich seinen Rotwein bei einem der angeführten Weinhändler-Adressen abholen. In meinem Fall: 40 Minuten Autofahrt mit Benzinverbrauch von vier Euro – vom Zeitaufwand gar nicht zu reden – für die Flasche Wein, die 11,80 € kostet.)
Alte Leser zu halten, ist genauso wichtig für eine Zeitung wie neue Leser zu werben. Der beste “Kitt” zum Halten ist die Zufriedenheit des Lesers mit seinem Blatt, klar. Mit dem Hamburger Abendblatt bin ich zufrieden, mit der Stormarn-Beilage mitnichten. Aber Letzteres interessiert den Redaktionsleiter vor Ort scheinbar genauso wie die berühmte Reisschaufel, die in China umfällt.
Postskriptum: Lars Heider schreibt im letzten Satz: “Bitte bleiben Sie uns gewogen!” Seine Kollegin von BILDamSONNTAG, Marion Horn, der ich zu ihrer neuen Amtsübernahme als Chefredakteurin gratuliert hatte, antwortete mir: “Klar, dass Dzubilla wieder die witzigste Mail schreibt :)))
Bleiben Sie mir gewogen,
Ihre Marion Horn”
Womit ich feststelle: Unter den Chefredakteuren des Springer-Verlages herrscht eine gewisse AusGEWOGENheit. 😉
Hallo, Herr Dzubilla,
heute fand ich in der Post einen Brief von der “Welt am Sonntag”. Die hatten eine Gutschrift über 70 Euro (in Worten: siebzig) für mich, wenn ich dieser Zeitung noch zwei Jahre “gewogen” bleibe. Ich zeige mich doch glatt noch zwei Jahre gewogen, zumal mein Gesprächspartner äußerst witzig war.
Mit gewogenen Grüßen
Wolfgang König