Stellen Sie sich mal vor, liebe Szene-Leser, Sie greifen zum Hamburger Abendblatt und lesen dort als Schlagzeile auf der Titelseite, dass in Hamburg ein neues Wohnhaus gebaut wird. Sie können sich das nicht vorstellen? Ich auch nicht. Aber als Leser vom 3. Buch Abendblatt ist man vor solcher Berichterstattung nicht gefeit, und das nicht nur im Sommerloch.
Wir lesen heute als Aufmacher des Tages: „Hamburger bauen 106 Wohnungen in Ahrensburg“. Dieser Beitrag ist nicht als „Anzeige“ gekennzeichnet, obwohl der Inhalt sich faktisch wie eine Verkaufsofferte liest. Und wenn Sie Leser der Zeitung sind, dann habe ich eine Rechenaufgabe für Sie, die eigentlich ein Ratespiel ist, nämlich:
Wie viele Wohneinheiten werden in dem Areal in der Hamburger Straße entgegen der Schlagzeile tatsächlich geplant? Und: Wie viele Garagenplätze werden für die Bewohnererrichtet?
Die Preise für Eigentumswohnungen werden genannt. Aber zu den Mietwohnungen erfährt der Leser nur: „Die Höhe der Mieten stehe noch nicht fest“. Das lässt, wenn Sie mich fragen, nicht auf sonderlich günstige Preise schließen.
Ich entnehme dem gesamten Bericht, dass insgesamt 250 Wohnungen an der Hamburger Straße geplant sind, dazu noch Gewerbeflächen. Abgesehen von den Parkplätzen für die Wohnungsinhaber vor Ort, so wollen diese beim Einkaufen sicherlich auch zum Einkaufen in der Innenstadt parken können, aber wo…?
Vor rund zwei Monaten habe ich über einen Wohnungsbau in Ahrensburg berichtet, wo ein Wohngebäude mit erschwinglichen Mieten entstanden ist. Kann mir mal jemand sagen, warum die Redaktion das nicht als Aufmacher vom 3. Buch Abendblatt gebracht hat…?
Wenn der Ahrensburger Bürgermeister gefragt wird, warum in Ahrensburg nicht genügend Sozialwohnungen gebaut werden, dann weist er die Verantwortung regelmäßig weit von sich. Das ist aber falsch. Der Ahrensburger Bürgermeister hätte bereits am Erlenhof den Bau einer genügenden Zahl von Sozialwohnungen verlangen können. Das Lindenhofgelände, das in städtischer Hand war, wird bebaut, ohne dass eine einzige Sozialwohnung erstellt wird. Der Bürgermeister hätte dies aber jederzeit einfordern können gegenüber den Investoren. Und bei diesem neuen Baukomplex in der Hamburger Straße entstehen wieder teure Wohnungen mit Preisen im Hamburger Segment, ohne dass jemand mit einem niedrigen oder mittleren Einkommen die Chance hätte, dort jemals einzuziehen.
Man muss es sich gut merken: Die SPD fordert immer wieder die Erschließung neuer Baugebiete, um angeblich nur so günstigen Wohnraum herstellen zu können. Tatsächlich haben wir es aber unter zwei SPD-Bürgermeistern immer wieder erlebt, dass die Zahl der Sozialwohnugen dramatisch zurückging und anstelle von günstigem Wohnraum teure Eigentums- oder Mietwohnungen gebaut werden.
Und warum, meinen Sie, steht solche Kritik nicht in dem Artikel von der Stormarnbeilage? Wollten die Investoren das eventuell nicht??? 😉
In dem Beitrag kommt nur ein Investor zu Wort, Stimmen aus Verwaltung und Politik wurden nicht eingeholt.
In dem Artikel wird der Eindruck erweckt, als ob diese 106 Wohnungen bereits genehmigt wären. Nur in einem Nebensatz erfahren wir Leser, dass das Genehmigungsverfahren noch läuft. Im Grunde dürfte aber ein derartiges Projekt erst dann als gesichert vorgestellt werden, wenn die Genehmigung vorliegt. Dies zeigt uns Ahrensburgern noch mal deutlich, dass in Ahrensburg letztlich die Investoren festlegen, was gebaut wird. Die Stormarnbeilage übernimmt wieder einmal dankbar die Aufgabe, die Vorstellungen der Investoren unters Volk zu bringen.
Wird dort nicht von zwei unterschiedlichen Bauvorhaben berichtet…?
Sie haben Recht! Da sieht man wieder einmal, wie verwirrend die Berichterstattung de Stormarnbeilage ist. Dann frage ich mich aber: Wie ist es möglich, dass ohne B-Plan der Bau von 106 Wohnungen zwischen einem Investor und der Verwaltung ausgekungelt werden kann?
Haben die Stadtverordneten nicht erst kürzlich erklärt, dass bei jedem größeren Bauprojekt eine gewisse Zahl von Soziawohnungen eingeplant werden muss? War wohl alles Schall und Rauch!
Den Stadtverordneten geht es am A. vorbei. Sie selber haben Wohnungen, sie dürfen in der Rathausgarage parken … warum sollten sie sich um bezahlbaren Wohnraum kümmern und um Parkplätze in der Innenstadt. Was sie dem Bürger vor der Kamera von Ahrensburg TV erzählen, ist Kino.
Zumindest für des VW-Gelände mit den 106 Wohnungen sind laut Bericht ganze 70 Tiefgaragenplätze vorgesehen. Befinden sich die fehlenden mindestens 100 Parkplätze (Zweitwagen für Frau und Kinder) auf dem Gelände oder auf öffentlichem Grund? Und wie ist es mit den Parkplätzen der 106 Wohnungen auf dem Dello-Gelände????? Und den Parkplätzen für Geschäftskunden???? 200 Stellplätze für Fahrradfahrer???? Man sehe sich einmal die leeren Parkplätze hinter Nessler an. Wer lässt schon sein Fahrrad über Nacht draußen stehen? Schon tagsüber geht der Fahrradklau um. Was sollen barrierearme Wohnungen? Zusammen mit den fehlenden Parkplätzen für die Bebauung der Alten Reitbahn, des Lindenhofes und des geplanten Kino-Centers spottet dies allen Parkplatz-Prognosen.
Es ist doch schön, wenn die Mietpreise und die Preise für Eigentumswohnungen kräftig steigen. Die Rendiete für Mietwohnungen liegt in Ahrensburg und Umgebung bei steigenden Immobilienpreisen bei mindestens 4 % netto. Da freuen sich die Villenbesitzer um die Parkallee. Bei schnellwachsender Einwohnerzahl wächst auch bald das Bürgermeistergehalt von B 4 auf B 5. Das ist schon ein schöner Anstand zur A- Klasse der Mitarbeiter.
Schön ist auch, dass der angebliche Wohnraumbedarf auf Grünflächen um Ahrensburg herum um weitere 216 Wohnungen gekürzt werden kann. Dazu kommen Lindenhof und die Alte Reitbahn, sowie die Projekte der Neuen Lübecker und die Verdichtung auf Kleingrundstücken.
Mit erbaulichen Grüßen
Wolfgang König