Wenn Sie in Ahrensburg wohnen und Theater erleben möchten, dann haben Sie verschiedene Spielorte zur Auswahl. Zum einen gibt es den Marstall mit einer Bühne, wo u. a. auch der Bürgermeister und der Bürgervorsteher auftreten, wobei die Stadtverordneten ihnen zu Füßen sitzen und alle gemeinsam Theater machen. Außerdem gibt’s den Alfred-Rust-Saal mit regelmäßigen Bühnenaufführungen. Und dann sind da noch die Säle beim Amtsgericht Ahrensburg.
Im Amtsgericht wird in bestimmten Abständen eine Tragödie in Fortsetzung gespielt, und zwar in diversen Episoden, wobei ein Mann die Hauptrolle spielt, der sich als “Privatdetektiv Magnum” ausgibt, in Wahrheit aber Möbelpacker ist und Spinner. Mit solcher Fachkenntnis hatte er einst auch versucht, Bürgermeister von Ahrensburg zu werden, eine Vorstellung, über die sich damals alle in der Stadt schiefgelacht haben; doch immerhin wollten über 2000 Einwohner den Mann tatsächlich in der Bürgermeisterrolle erleben. (Zur Relativierung: 2000 solcher Hardcore-Fans hätten genauso Dolly Buster gewählt, wenn diese sich damals zur Bürgermeister-Wahl zur Verfügung gestellt hätte. 😉 )
Nun steht der Möbelpacker bereits seit einem Jahr vor dem Strafrichter beim AG Ahrensburg. Ein Schauspiel, das Sie sich nicht entgehen lassen sollten, zumal der Eintritt frei ist. Dass die Kritiken darüber im 3. Buch Abendblatt nicht ganz den Inhalt des Stückes getroffen haben, liegt wohl an der jugendlichen Unerfahrenheit der Reporterin, die die Zusammenhänge in diesem Schauspiel noch nicht erkannt und dem Hauptdarsteller einen eigenen Künstlernamen verpasst hat. Vier große Beiträge im Blatt zeugen aber von der allgemeinen Bedeutung, die diese Veranstaltung im gesamten Kreis Stormarn hat.
Die nächste Vorstellung findet statt am kommenden Freitag, dem 7. Juli 2017, Beginn 9 Uhr in der Königstraße. Unter der Leitung des Regisseurs (Strafrichter Paul Holtkamp) erleben Sie in weiteren Rollen den Lübecker Staatsanwalt Dr. Jens Buscher und den Pflichtverteidiger Frank-Eckhard Brand in der Rolle eines völlig Sprachlosen. Dazu bekannte Mitspieler aus Ahrensburg. Und natürlich der Angeklagte höchst selbst mit seinen skurrilen, nicht enden wollenden Monologen. Vermutlich wird der Mann auch diesmal wieder seinen eigenen Pressesprecher mitbringen, einen 80jährigen Rentner aus Hamburg, der aber noch sehr rüstig ist – bloß nicht im Kopf.
Zur Einstimmung in das Schauspiel veröffentliche ich vorab eine Textpassage des Möbelpackers, der sich den Künstlernamen „Daisay Duck“ zugelegt hat und seinen nachfolgenden Monolog am Freitag vermutlich nicht vortragen wird:
Die Bühne im Marstall sind die Bretter, die das Geld bedeuten. Die Bühne, die dem Möbel packenden Detektiv im Amtsgericht zur Verfügung gestellt wird, dokumentiert: Wer selber nicht zahlungsfähig ist, kann auf Kosten des Staates eine Show abliefern, die jeder Beschreibung spottet. Immerhin kann die Abendblatt-Redaktion Stormarn damit ihr Sommerloch füllen.