Wenn aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle im Vatikan weißer Rauch aufsteigt, dann zeigt das an, dass ein neuer Papst gewählt worden ist. Und wenn weißer Rauch aus dem Gemeindehaus an der St. Johannes-Kirche in Ahrensburg aufsteigt, was zeigt das an…?
Es ist kein Witz, liebe Mitbürger: Aus dem stillgelegten Gemeindehaus der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde steigt weißer Rauch auf! Das weiß ich von meinem Nachbarn Dr. Wolfgang Schrumpf, der das nebenstehende Beweisfoto geschossen hat und dazu folgende Mail an Frau Botta von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ahrensburg geschickt hat:
“Sehr geehrte Frau Pastorin Botta,
wenn der Schornstein raucht, gehen die Geschäfte gut. So etwa lautete eine Volksweisheit in meiner Jugend, die heute nicht zuletzt unter Umweltaspekten etwas aus der Mode gekommen ist.
Wenn ich Sie nun einmal darum bitten dürfte, das anhänge Foto anzuschauen, welches ich heute Vormittag mit meinem Mobiltelefon aufgenommen habe. Darauf erkennen Sie einen rauchenden Schornstein. Soweit so gut.
Wenn Sie das Bild weiter betrachten, erkennen Sie unschwer, dass es sich bei dem rauchenden Schlot um jenen des geschlossenen Gemeindehauses St. Johannes zu Ahrensburg handelt.
Und nun stellt sich mir als Betrachter und ausgesperrter Christ vor dem Hintergrund der aus wirtschaftlichen Gründen vom Kirchengemeinderat verfügten Schließung des Gemeindehauses eine Frage:
Wie kann es angehen, dass am 11. September 2013 bei einer Außentemperatur von 11 Grad Celsius (gemessen an meinem nicht geeichten Quecksilber-Außenthermometer) offenbar die Heizung des ungenutzten Gemeindehauses St. Johannes betrieben wird?
Die Beheizung eines leerstehenden Gebäudes zum Schutz vor Schimmel und/oder Frost ist bei den zurzeit noch herrschenden Außentemperaturen sowohl in ökonomischer wie auch ökologischer Hinsicht nach meiner Auffassung überflüssig. Wenn die Einsparung von Betriebskosten tatsächlich ein Hauptgrund für den KGR-Beschluss zur Schließung der Gemeindehauses sowie der St. Johanneskirche war, trägt meine heutige Bobachtung kaum zur glaubwürdigen Untermauerung dieser Entscheidung bei.
Jedenfalls versichere ich Ihnen, dass in meinem Privathaus in diesen Tagen die Heizung nur in Betrieb ist, wenn Brauchwasser aufgeheizt werden muss, soweit es die Solaranlage nicht schafft.
Möglicherweise gibt es aber auch eine ganz andere, vernünftige Erklärung für den Heizungsbetrieb im Gemeindehaus, die mich und vermutlich auch andere Betroffene sehr interessieren würde.
Mit freundlichen Grüßen – Wolfgang Schrimpff”
Das wirft weitere Fragen auf. Zum Beispiel: Wurde ein neuer Pastor für St. Johannes gewählt, der das Gemeindehaus als Pastorat wieder geöffnet hat? Oder verbrennt der Kirchenvorstand im Gemeindehaus nur ein paar alte Akten? Oder ist das Gemeindehaus bereits heimlich verkauft worden, und der neue Eigentümer friert? Oder werden dort vielleicht Asylanten aus einem anderen, nämlich warmen Land untergebracht, die dort nicht frieren sollen…?
Fragen über Fragen. Die richtige Antwort finden wir bestimmt morgen in der Stormarn-Beilage, denn Herr Dr. Schrimpff war so nett, die Redaktion zu informieren. Ich bin gespannt wie eine Wäscheleine…!
Einem unbestätigten Gerücht zufolge soll Pastorin Botta den Brief von Herrn Dr. Schrimpff wie folgt geantwortet haben: “Bei dem besagten Rauch handelt es sich um Weihrauch, also um heiliges Räucherwerk. In den verschiedenen Epochen der ägyptischen Pharaonen wurde Weihrauch bei vielen Kulthandlungen und bei der Mumifizierung verwendet. Unter den evangelischen Kirchen zählen die evangelisch-lutherischen Kirchen den Gebrauch von Weihrauch als unverbindliche Zeremonie zu den Adiaphora. Was vom griechischen ἀδιάφορα kommt und die erste von zwei unabhängig voneinander gestellten Fragen aufwirft, die da lautet: Was ist für den Menschen das eigentlich Gute – und was ist dafür letztlich gleichgültig? Und genau um diese Frage geht es bei dem Rauch der lutherisch-evangelischen Kirchengemeinde St. Johannes.” (Achtung: Sie lasen Satire! 🙂 )
Aus dieser unendlichen Geschichte hatte ich mich bisher immer herausgehalten, aber wenn diese nun satirisch wird…. kann ich auch etwas beisteuern. Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Warum sollte Weihrauch, ein Baumharz aus dem arabisch-äthiopischen Raum, so weit nach Norden transportiert werden? Schon die Römer waren entsetzt, als sie um 150 v. Chr. sahen, dass die Kupferschmelzer auf Helgoland Bernstein, im Römischen Reich kostbarer noch als Gold, in großen Stücken zum Heizen und Kochen verwendeten. Im Römischen Reich wurde Ost- und Nordsee-Bernstein neben Weihrauch in großen Mengen in den Tempeln als Opfergabe verbrannt. Deshalb finden die Archäologen rund um das Mittelmeer , im Orient und in Afrika auch so wenig Bernstein, obwohl dieser seit ca. 3000 v. Chr. tonnenweise über die Bernsteinstraße (älteste Handelsstraße der Welt) aus Jütland und dem Baltikum bis in den Orient und Äthiopien gelangt ist. Kaiser Augustus war geil auf Bernstein und ließ seinen Stief-Sohn Drusus um 10 v. Chr. die Elbfurten bei Lauenburg und Magdeburg besetzen. Der Name “Bernstein” bedeutet im Altgermanischen “Brennstein” weil dieses 30 Millionen Jahre alte fossile Baumharz ebenfalls brennt. Möglicherweise sind im Kirchenofen germanische Opfergaben, uralte Gebetsketten aus Bernstein oder gar das Bernsteinzimmer verbrannt worden.
Wolfgang König
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