Donni, donni: Steaks von deutschen Rindern aus dem 16. Jahrhundert kommen aus Südamerika nach Ahrensburg!

Schadenfreude, so sagt man, ist die schönste aller Freuden. So so freue ich mich heute über einen Schaden, den die Stormarn-Beilage hat, nämlich einen Insertionsschaden. Was meint: Nachdem die Redaktion für das neue Steakhouse Mendoza einen Werbebetrag veröffentlicht hat, bringt nämliches Steakhouse heute per Anzeige eine Gegendarstellung – allerdings im MARKT, und zwar ganzseitig!

Anzeige aus MARKT

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Der Reihenfolge nach: Die Stormarn-Redaktion schrieb über das Mendoza:Fleisch kommt von südamerikanischen Rindern.“ Und damit der Leser das auch glaubt, zitiert die Praktikantin den Chef des Hauses wie folgt: „Wir machen ab Sonnabend hochwertige Steaks aus südamerikanischen Rindern nach strenger Qualitätsprüfung.”

So, und nun die ausführliche Gegendarstellung des Restaurants im heutigen MARKT und also lautend:

Man hat sich hier auf höchste Fleischqualität aus der Region spezialisiert und bereitet daraus mit viel Sachverstand und Liebe zum Produkt die leckersten Gerichte zu. Die alte, traditionelle Rinderrasse der ‚Schwarzbunten’ war bereits im 16. Jahrhunder in Pommern beheimatet. So ist dieses Fleischrind höchster Qualität und die traditionelle Trockenreifung für die gehobene Küche wiederentdeckt worden. Es zeichnet sich durch natürlichen und einzigartigen Fleischgeschmack mit feiner Fettmarmorierung aus. Für dieses Verfahren werden nur die besten und edelsten Rinder aus artgerchter Haltung und Zucht ausgewählt.“

Wie soll der Gast denn dieses verstehen? Ich verstehe es so: Die alte, tradtionelle Schwarzbunte wurde nach Südamerika gebracht, dort geschlachtet und zu Steaks verarbeitet, die dann nach Deutschland geschafft werden, genauer: nach Ahrensburg.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 2. April 2016

7 Gedanken zu „Donni, donni: Steaks von deutschen Rindern aus dem 16. Jahrhundert kommen aus Südamerika nach Ahrensburg!

  1. Wolfgang König

    Und ich dachte erst, bei diesem unangekündigten plötzlichen Inhaberwechsel würde es sich um den Aprilscherz der Presse für das Jahr 2016 handeln. Gab es dieses Jahr keinen Aprilscherz unserer Presse? Ist denen das Scherzen vergangen?
    Der plötzliche Inhaber Wechsel scheint ja wohl zum 01.04. in echt verlaufen zu sein.
    Vor Jahren habe ich einmal einen Bericht über einen Deutschen mit einem Nobel-Restaurant in New York gesehen, der doch tatsächlich Gammelfleisch für einen enormen Preis frisch auf den Tisch gebracht hat. Es handelte sich um kellergekühlte Trockenreife von Fleisch wie bei Käse, Wein, 1000jährigen Eiern, Schinken, Stockfisch, Trockenfleisch und so weiter – alles Delikatessen. Wir werden das Angebot nutzen und ein 100-Gramm-Gammelsteak von glücklichen deutschen Kühen bestellen.

  2. Wolfgang König

    Kein Inhaberwechsel? Wie ist das zu verstehen? Alles Ein-und dasselbe?
    Vor ein paar Tagen sah ich nachts eine Info: 100.000de Tonnen Lebensmittel in Europa vernichtet. Unsere internationalen Wirtschaftsgiganten verarbeiten quasi Scheiße, um uns Europäer preiswert zu ernähren.
    Drei Prozent der betroffenen Lebensmittel werden entdeckt, 97 Prozent davon kommen bei uns frisch auf den Tisch.
    Bier, gebraut nach dem Deutschen Reinheitsgebot – alles nur getürkt! Da wird kunstbedüngerter und schädlingsbekämpfter Billighopfen aus China mit Gen-Mais-Gerste aus Kanada verbraut und alle wundern sich, weshalb unsere getesteten Studenten chemieverseucht sind.
    Jüngst hatte ich in selbstgemachten Rinder-Leberknödeln billige Kaninchenleber – weil die doch so preiswert war.
    Allen einen guten Appetit.

  3. Martina Meckelein

    Sehr geehrter Herr Dzubilla,
    hier kommt, zwar etwas verspätet, noch eine Bemerkung von mir.
    Im Abendblatt wird der Restaurantchef zitiert. Eigentlich sollte der Mann doch wissen, was da denn nun für eine Muhkuh in seiner Pfanne brutzelt, oder? Aber vielleicht waren die Redakteure mit dem Schreiben so vieler Anzeigen-Kollektive beschäftigt, dass sie das eine oder andere Restaurant durcheinander gebracht haben?
    Abschließend etwas zur Schwarzbunten: Die Viecher sind so selten, stehen auf der Liste gefährdeter Rinderrassen, da kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die in Ahrensburg verbraten werden.
    Die meinen sicher das Holstein-Rind. Das ist allerdings ein Art Re-Import aus Nord- und nicht Südamerika. Ich durfte einmal die beste Milchkuh Baden-Württembergs “interviewen”. Die Holsteiner Dame, reiner (150 Jahre alter) US-Stammbaum mit schwarzbunten Wurzeln, wog im zarten Alter von 15 Jahren eine knapppe Tonne und hatte ein Stockmaß von 1,6 Metern! Holstein-Rinder würden allerdings eher in der Milch- statt in der Fleischproduktion verheizt, dachte ich bisher. Na gut, frau lernt immer etwas dazu;-)
    Viele Grüße
    Meckelein

    1. Harald Dzubilla Artikelautor

      Lieber Herr Groth – vielen Dank für Ihren sachdienlichen Hinweis. Ich habe nach Erhalt des Werbeblattes beschlossen, das einfach mal selber zu testen. Vielleicht war das Ganze ja auch nur ein diesbezüglicher Werbetrick…? 😉

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