Hier noch einmal eine bürgerliche Stimme zum Thema Wahlkampf der Bürgermeister-Kandidaten von Ahrensburg

Die Wahl zum Bürgermeister ist wohl mit das wichtigste Thema, das zur Zeit in Ahrensburg diskutiert wird. Früher bestimmten fast ausschließlich die Medien die Inhalte der öffentlichen Diskussion, da der gemeine Bürger hier keine “laute Stimme” hatte, um sich hörbar zu Wort zu melden. Das ist im Zeitalter von Internet und Social Community anders geworden. Und so kann die Ahrensburger Bürgerin Anne Frey der Presse lautstark Paroli bieten, indem sie die Wahlveranstaltung am Hagen noch einmal aus Ihrer Sicht kommentiert. Bitte sehr:

IMG_3834Lieber Herr Dzubilla, liebe Leser von Szene-Ahrensburg,

Ich habe mich über die vielen Kommentare, die anlässlich meines Beitrags bei Szene-Ahrensburg eingegangen sind, sehr gefreut. Das macht deutlich, dass es einen erheblichen Diskussionsbedarf außerhalb der hiesigen Printmedien und Werbeportale gibt, die den Bedarf an politischer Diskussion weitgehend ignorieren. Die bisherige  Berichterstattung der hiesigen Medien zeichnet sich weitgehend dadurch aus, dass einfach alles abgedruckt wird, was der Bürgermeister ihnen  mitteilt, ohne dass  nachgehakt  wird oder anderweitig kritische Fragen gestellt werden. Das hat dazu geführt, dass die Stormarnbeilage weitgehend zur Bühne für die Selbstinszenierung des  Bürgermeisters geworden ist, und zwar sowohl bei  den Wortbeiträgen als auch beim Bildmaterial. Ich habe allmählich den Eindruck, dass in letzter Zeit fast jeden zweiten Tag ein großformatiges Bild des Bürgermeisters in der Stormarnbeilage erschienen ist. Mit Pressefotos lässt sich  bekanntlich trefflich Wahlkampf machen, wie wir alle wissen.

Bei einem Wahlkampfveranstaltung wie im Kirchsaal Hagen lässt sich aber schon eher sagen, was für ein Kommunikationsverhalten der Bürgermeister in der Praxis an den Tag legt. Ich musste anhand meines eigenen Gesprächsbeitrags die Erfahrung machen, dass das Kommunikationsverhalten des BM nicht lösungsorientiert ist. Ich korrigierte die Aussage des BM zur Struktur der WAS, und daraufhin behauptete der BM wieder exakt das Gleiche wie zuvor. Ein solches Gesprächsverhalten verhindert aber, dass das Gespräch zu einem produktiven Ergebnis kommen kann. Der Bürgermeister konnte danach mit der Gewissheit aus dem Saal gehen, dass die  versammelten Bürger natürlich dem Amtsinhaber eher glauben werden als einer einfachen Bürgerin. Das ist für mich als Bürgerin kein zufriedenstellendes Ergebnis. 

Beim wichtigen Thema Südumgehung versuchte ich nach der Veranstaltung zu rekonstruieren, was für eine Position der Bürgermeister zu diesem Punkt eigentlich vertreten hatte. Einerseits schien der Bürgermeister offen zu sein für das Projekt, andererseits sieht er sich bei diesem Thema wohl eher in der Rolle eines Moderators. In diesem Fall müssten die Politiker und die Bürger das Projekt von alleine anschieben. Dagegen stellte Christian Conring unumwunden klar, dass er das Projekt in den Flächennutzungsplan aufnehmen möchte. Und dagegen stellte Jörg Hansen unumwunden klar, dass er die Trasse mit einem Kostenvolumen von ca. 20 Millionen Euro für nicht realisierbar hält. Bei den beiden Mitbewerbern also jeweils lösungsorientierte Ansätze, beim Bürgermeister nicht. Klarheit über die Position des Bürgermeisters brachte mir dann ein Wahlflyer, der bereits im SPD-Wahlbüro aushängt. Dort kommt die Südumgehung überhaupt  nicht vor.

Auch bei anderen Themen ist mir aufgefallen, dass der BM sehr viele Behauptungen aufstellt, die für die Bürger schwer überprüfbar sind. Während die beiden anderen Kandidaten ihre Kritik an der Effizienz der Verwaltung und am Führungsstil des BM durch konkrete Beispiele untermauerten, konnte ich diese Überprüfbarkeit der Aussagen beim BM nicht im gleichen Maße feststellen. 

Ein Beispiel: Wenn der Bürgermeister sagt, dass sich in seiner Amtszeit das Arbeitsklima im Rathaus verbessert habe, dann müsste er aber auch erklären, woran er das festmacht. Dann müsste er auch erklären, warum der Krankenstand dennoch hoch ist und warum es gerade in der Bauabteilung sehr viel Personalwechsel gibt. Und ich bin der Auffassung , der BM sollte auch in Bezug auf seine Lautstärke mehr Rücksicht auf die versammelten Zuhörer nehmen. 

Abschließend möchte ich noch einen weiteren Punkt ansprechen, nämlich die Unterbringung von Flüchtlingen. Der Bürgermeister wies sehr emotional darauf hin, dass uns die Flüchtlingsproblematik noch sehr beschäftigen werde. Aber auch hier wurde er nicht konkret, obwohl auch der Süden der Stadt von dem Thema betroffen ist. Da der Bürgermeister das Thema selbst angestoßen hat, wäre es doch wünschenswert gewesen, wenn er den Bürgern auch gesagt hätte, an welchen Lösungsvorschlägen die Verwaltung derzeit arbeitet,  um zusätzliche Unterkünfte für Flüchtlinge zu finden: Also auch  hier fehlte ein  lösungsorientierter Ansatz.

Viele Grüße  Anne Frey

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 7. September 2015

17 Gedanken zu „Hier noch einmal eine bürgerliche Stimme zum Thema Wahlkampf der Bürgermeister-Kandidaten von Ahrensburg

  1. Britta S.

    Bei der Berichterstattung von ahrensburg24.de und der Stormarnbeilage wird offensichtlich darauf geachtet, dass der Amtsinhaber mindestens genau so gut wegkommt wie die beiden Mitbewerber. Von daher finde ich es gut, einen Beitrag zu lesen, bei dem die Kriterien der Bewertung offengelegt werden. Das habe ich bei den Artikeln der Journalisten der Stormarnbeilage und von ahrensburg24.de vermisst.
    Britta S.

  2. Wolfgang König

    Frau Frey hat wieder soooo recht.
    Wegen der Südumfahrung müssen wir uns langsam einigen. Je nachdem, wohin die Brücke über das Tunneltal ausgerichtet wird, bekommt die Siedlung Am Hagen über viele Jahrhunderte den zunehmenden Verkehr über den Braunen Hirsch ab.
    Unsere BM-Kandidaten kennen den Streifen zwischen der Bebauung Am Hagen und dem Stadtgebiet Hamburg offenbar nicht. Die kennen die Gemeinde, die sie verwalten wollen, offenbar nicht. Dort kann ohne irgendeine Meinungsäußerung der Stadt Hamburg und ohne Berührung deren Naturschutzgebietes eine Südumfahrung gebaut werden. Ich habe meinen Widerspruch zu einer Brückenlage Brauner Hirsch schon vorbereitet. Entlang der Trasse Brauner Hirsch leben Molche und unsere Sumpfschildkröte im Tunneltal Die Trasse der Südumfahrung gehört unbedingt in den Flächennutzungsplan, damu zukunftsorientiert gehandelt werden kann.
    Diese Tür für alle Zukunft zu verbauen, zeugt für Arroganz der Parteien.
    Und die Sanierung unserer Straßen im Süden ist den Kandidaten zu teuer? In anderen Stadtteilen und auch im Pionierweg wird Sanierung auf`s Feinste betrieben. Man sollte die drei Kandidaten beuteln können.
    Sarachs Kenntnisse um die WAS sind eines Bürgermeisters nicht würdig. Und dass die beiden anderen Kandidaten den Sachverhalt nicht richtig gestellt haben, lässt an deren Sachkenntnis erheblich zweifeln. Ich sollte am 27.09. besser ein Buch lesen.
    Mit verzweifelten Gedanken
    Wolfgang König

  3. Anne Frey

    Hallo Herr König,
    Ich finde es toll, dass Sie Ihren Widerspruch zu dem Brückenprojekt durch das Tunneltal einreichen wollen. Sollte diese Brücke kommen, wäre das ein erheblicher Eingriff in das Naturschutzgebiet in Bezug auf die archäologischen Funde und die Tier- und Pflanzenwelt. Die Brücke wäre zudem eine optische Verschandelung des Naturschutzgebietes .
    Zur Südumgehung: Bei der Veranstaltung im Kirchsaal Hagen gab es durchaus Stimmen, die das Projekt für realisierbar halten, ohne in die Naturschutzgebiete einzugreifen. Darüber hinaus möchte ich auf den hervorragenden Redebeitrag von Herrn Knoll hinweisen, der in der Presseberichterstattung leider keinerlei Erwähnung fand. Herr Knoll vertrat als Experte für Verkehrsfragen die Auffassung, dass es sehr wohl möglich sei, Gelder des Landes und des Bundes für den Bau der Südumgehung zu bekommen. Von daher bestehen gute Chancen, dass die Südumgehung doch noch in den Flächennutzungsplan aufgenommen werden kann.
    Und beim Thema WAS wurden Sie Opfer einer kleinen Manipulation, zu der die Stormarnbeilage gegriffen hat. Tatsächlich war mein Redebeitrag direkt an die Adresse des Bürgermeisters gerichtet, weil er ja die Behauptung aufgestellt hatte, die WAS sei gemeinnützig. Von daher ist es kein korrektes Verfahren , wenn die Stormarbeilage in ihrer heutigen Berichterstattung feststellt, dass keiner der drei Kandidaten den Punkt richtiggestellt hat.
    Und noch eins: Gehen Sie am 27. September bitte doch zur Wahl!

    Viele Grüße
    Anne Frey

  4. Sabine Heinrich

    Danke für Ihren aufschlussreichen Beitrag, Frau Frey!
    Ich finde es toll, dass Sie sich auch nicht scheuen, in einer Versammlung den Mund aufzutun!
    Falls Sie sich wieder einmal vor phonstarken Äußerungen Ihres Bm schützen müssen: Ich spendiere Ihnen gern ein Paar gute Ohrstöpsel (sambabandgeprüft 😉 )

  5. Frieda B.

    Ich möchte gern auf einen Themenbereich der Veranstaltung hinweisen, bei dem die Manipulation der Berichterstattung durch die Stormarnbeilage überdeutlich wird. Der Amtsinhaber musste sich bei dem Themenkomplex Führungsqualifikation des Bürgermeisters und Stellenbesetzungen im Rathaus harte Kritik der beiden anderen Kandidaten anhören. In der Berichterstattung der Stormarnbeilage kommen diese Kritikpunkte überhaupt nicht vor. Von daher ist die Überschrift “Die netten Wahlkämpfer von Ahrensburg” schlicht und einfach voll daneben, natürlich zugunsten des Amtsinhabers.
    Frieda

  6. Harald Dzubilla Artikelautor

    Wie präzise Herr Sarach “arbeitet”, beweist er auch mit seinen Reklametafeln am Rathausplatz: Hier lädt er immer noch zur Diskussion am Freitag, den 4. September 2015, in den Kirchsaal Hagen ein, obwohl die nächste Diskussion am 10. September 2015 beim Bürgerverein stattfindet.

  7. Anne Frey

    Hallo Frau Heinrich,
    Vielen Dank für Ihr Angebot. Das müssen ja Superohrstöpsel sein. Ich komme gern bei Gelegenheit darauf zurück!
    Viele Grüße
    Anne Frey

    1. Sabine Heinrich

      Gern, Frau Frey! Lauter als eine Sambaband kann Ihr Bürgermeister auch nicht sein – da bin ich mir ganz sicher! 🙂
      Viele Grüße aus dem skandalfreien, friedlichen, demokratisch regierten Großhansdorf!
      S. Heinrich

  8. FritzCola

    Aber letztlich hat man als Bürger auch nur die Wahl zwischen “Pest” und “Cholera”, oder? Lügen und Versprechungen sind des Politikers Handwerk. Warum sollte das in Ahrensburg anders sein? Ich habe mit Hr. Sarach auch meine Erfahrungen gemacht und leider waren die nicht gut. Ich hoffe nur, dass es einen Wechsel gibt und damit dann auch die Seilschaften (Ahrensburg24, Hamburger Abendblatt, etc….) sich erledigen. Naja,…. man kann ja mal träumen 🙂

    1. Sabine Heinrich

      Doch – es gibt Träume, die in Erfüllung gehen – vor dem Amtsantritt von Herrn Voß hatten wir hier auch ganz andere Verhältnisse! Also – träumen Sie und hoffen Sie!
      Wir haben allerdings den Vorteil, dass wir einen parteilosen Bm haben – und das kann schon SEHR wichtig sein!

  9. Thomas H.

    Ich wundere mich schon sehr, dass die SPD einen Kandidaten unterstützt, dem erst kurz vor Ablauf seiner ersten Amtszeit einfällt, dass in Ahrensburg ein hoher Bedarf an Wohnraum für Menschen mit geringem Einkommen besteht.
    Stattdessen unterstützt der Bürgermeister den Bau von Luxuswohnungen auf dem Gelände der ehemaligen Klinik. Bauherrin ist dort die SIG, eine 100%ige Tochter der Sparkasse Stromarn, die wiederum an der WAS beteiligt ist, die nach Auffassung des Bürgermeisters ja gemeinnützig sein soll. Womöglich erzählt uns der Bürgermeister als Nächstes , dass auch mit dem Bau dieser Luxuswohnungen gemeinnützige Ziele verfolgt werden.
    Beste Grüße
    Thomas H.

  10. Waldemar

    Hallo Thomas H.,
    Und dann werfen Sie doch mal einen Blick auf die Fotos von ahrensburg24 vom vergangenen Samstag, wer zu dem Wahlkampfteam des Bürgermeisters gehört: Architekt Grisenberg, ebenfalls SPD, dessen Architekturbüro diese Luxusherbergen baut. Wahrscheinlich war der Bürgermeister mit der Planung dieser Luxuswohnungen derart überlastet, dass er nicht mehr dazu kam, auch Wohnungen für Sozialschwache bauen zu lassen.
    Waldemar

  11. Thomas H.

    Hallo Fritz Lucke,
    damit hätten wir ja die Lösung für den Wohnraumengpass in Ahrensburg. Wir ziehen alle in die Luxuswohnungen der Sparkasse Holstein.
    Beste Grüße
    Thomas H.

  12. Wolfgang König

    Früher, in der deutschen Blütezeit, wurden Wohnungen trockengewohnt. Es war üblich, dass in neu gebauten (noch nassen) Wohnungen (Rohbauwohnungen) für ein Jahr Wohnungslose zum Trockenwohnen einquartiert wurden. Kann man das nicht auch so im Erlenhof und Fasanenhof und bei künftigen Hausbauten machen? Unsere Stadt könnte viele Millionen sparen. Da wäre Platz fürFlüchtlinge und unsere Wohnungssuchenden.
    Das ist besser bevor wir Zwangseinquartierungen bekommen.
    Wolfgang König

  13. Wolfgang König

    Hallo, Herr Dzubilla,
    es fiel mir erst jetzt beim Durchblättern auf. War das Absicht, dass Sie die Tafel mit Sarachs Plakat vor dem Rathaus mit dessen Männlichkeit fotografiert haben? Auch sie werden damit kaum mithalten können. Da die meisten seiner Wähler Frauen sind, erhöhen Sie deren Potenz ial durch dieses Poller-Foto deutlich
    Mit bedauernden Grüßen
    Wolfgang König

  14. Britta S.

    Auch bei der WAB wird fleißig Szene-Ahrensburg gelesen. Dort hat man eine treffende Überschrift für den Beitrag von Anne Frey gefunden: “Wir brauchen für die Zukunft keinen wortgewandten Problemerklärer, sondern einen tatkräftigen Problemlöser.” ( zitiert aus ahrensburg24.de vom 08.09.15. Die Bürgermeisterwahl: Die WAB empfiehlt Christian Conring, CDU).
    Britta S.

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