Auf dem Foto sehen Sie einen Behälter mit dem Anzeigenblatt “Ahrensburg Magazin”. Dieses Heft ist seit 2. April 2015, also vor Ostern, “in der Verteilung”, was korrekt heißen muss: in der Auslage. Und das Foto stammt von gestern, dem 6. Juni 2015. Woraus wir erkennen: Nach zwei Monaten liegt die österliche Ausgabe noch im Stapel herum und berichtet über Termine, die längst der Vergangenheit angehören.
Das könnte mir und Ihnen natürlich völlig egal sein, denn der Hamburger Verlag ist schließlich ein privates Unternehmen und kann mit seinem Geld machen, was die Inhaberinnen wollen. Nur: In diesem Heft steckt auch das Geld der Stadt Ahrensburg. Genauer: 4 Anzeigenseiten Stadtwerke und ½ Seite badlantic (Cottage-Sauna). Laut Preisliste: rund 5.000 Euro, die somit quasi für ein Tier sind, nämlich für die Katz’. Und es ist Geld, das der Stadtkasse von Ahrensburg sehr gut tun würde, denken Sie nicht auch…!?
Das weiß der Bürgermeister. Aber es schert ihn nicht die Bohne. Schon damals, als dieses Magazin noch als “Rathaus-Journal” verbreitet wurde, log der Bürgermeister vor den Stadtverordneten, indem er erklärte, dass die Stadt sich an der Herausgabe nicht finanziell beteiligt – und verschwieg die Kosten für die städtische Werbung in dem Blatt.
Und immer wieder stellt sich mir die Frage: Warum passiert das, zumal ich schon mehrfach darauf hingewiesen habe, dass es sich hier um eine Veruntreuung städtischer Gelder handelt. Erstaunlich ist auch, dass keine der politischen Parteien in Ahrensburg dieses Thema aufgegriffen hat. Klar: Stadtverordnete aller Parteien sitzen im Aufsichtsrat der Stadtwerke, würden damit erklären, dass sie ihrer Sorgfaltspflicht nicht nachgekommen sind. Ein Armutszeugnis.
Früher verlegte derselbe Verlag auch noch ein “Neumünster Journal”, das inzwischen aber lange nicht mehr erschienen ist und auch nicht mehr auf der Homepage des Verlages auftaucht. Scheint so, als hätten die Inserenten in Neumünster schneller erkannt, dass sie ihr Werbegeld in dem Anzeigenblatt aus dem Fenster rauswerfen.
Dali hat zwar richtig erkannt: “Wer interessieren will, muss provozieren.”
Das konnte er aber nur schreiben, weil ihn niemand gezwungen hat, das moderne kontrollfreie Ahrensburg erleben zu müssen – dort, wo Provokation höchstens bei reglosen Bohnen eine Regung hervorrufen könnte.
Weiß jemand, ob Dali Orwell gelesen hat ?
HJL
In diesem Altpapier sind Interviews mit den Bürgermeister-Kandidaten Conring und Hansen abgedruckt. Wenn man sich den Stapel anschaut, könnte man im übertragenen Sinne auch feststellen, dass die beiden Herausforderer von Sarach als Hochstapler ausgelegt werden. 😉
Sehr fein formuliert.
Hallo Herr Dzubilla,
wenn das Heft schon seit dem 2. April 2014 in der “Verteilung” ist, dann sind es doch nicht 2 Monate, sondern schon 1 Jahr und 2 Monate, oder ? 😉
Mit freundlichem Gruß
Ups – das war natürlich ein Tippfehler – schon berichtigt! Aber so etwas mache ich manchmal, um die Aufmerksamkeit meiner Leser zu testen. 😉
Keine Aufregung, Herr Dzubilla! Das Altpapier wird in dem Moment entsorgt, wo die nächste Ausgabe kommt. Denn für die 35.000 Exemplare, die den Anzeigenkunden versprochen werden, benötigt man schließlich Platz. Und Sie wissen ja: Der Verlag verdient nicht an der Verbreitung seines Heftes, sondern am Verkauf der Annoncen.
Mein Tipp: Um die Umwelt zu schonen, sollten nur die Belegexemplare für die Inserenten gedruckt werden.
Tz tz tz…
Sehen wir das Ganze doch mal positiv.
Uberall wird von Entschleunigung gesprochen. Die Investitionen der Stadt werden für die Dauer von X in der aktuellen Ausgabe des Magasins präsentiert.
Mein Großvater machte um 19 Hundert Geschäfte mit Südamerika, da hatte so ein Brief mit einem Angebot schon mal eine Brieflaufzeit von 6 Wochen und das Angebot war freibleibend mindestens ein viertel Jahr.
Also verbuchen wir es unter Nostalgie oder Neudeutsch retro. Das ist in!