Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Planungen der Stadt Ahrensburg – von der Neugestaltung des Rathausplatzes und der Tiefgarage unter dem Stormarnplatz mit einem urbanen Stadtpark obendrauf inklusive Skatinganlage. Und an ein neues Kulturzentrum in der City, bestehend aus Stadtbücherei und Volkshochschule mit Veranstaltungssaal in einem neuen Haus, wofür das jetzige Gebäude der Stadtbücherei abgerissen werden sollte. Und an den Erweiterungsbau für das Rathaus. Und an die Planungen für den Alten Speicher und die Umgestaltung der Hamburger Straße zu einem Prachtboulevard.
Nichts davon ist passiert. Zum einen aus Gründen der Vernunft, zum anderen aus Gründen der Kosten. Nicht zuletzt aber auch mangels Fachleuten im Rathaus. Und der Volksmund zieht das traurige Fazit: Außer Spesen nix gewesen. Und diese Spesen waren Planungskosten, mit denen ein Vermögen aus dem Rathausfenster geworfen wurde. Damit weise ich auf den heutigen Online-Bericht vom Abendblatt-Stormarn hin, wo Reporter Filip Schwen ein neues Kapitel im Buch der Schildbürger des Nordens geschrieben hat mit der Frage: “Marstall: Droht Ahrensburg erneut ein Sanierungs-Desaster?”
Es kommt dabei zum Ausdruck: Die Ahrensburger Stadtverwaltung ist am Limit ihrer personellen Kapazität. Aber das ist nicht neu, war unter Alt-Bürgermeister Michael Sarach nicht viel anders als unter dem zur Zeit amtierenden Bürgermeister Eckart Boege. Denn letzteren gelingt es auch im dritten Amtsjahr noch immer nicht, leere Planstellen im Bauamt zu besetzen, was seine vordringlichste Aufgabe seit Beginn seiner Amtszeit gewesen wäre. Und freie Mitarbeiter sind ihm offenbar nicht genehm.
Dazu muss man wissen: Bürgermeister Eckart Boege ist kein Verwaltungsfachmann, sondern er hat ein Diplom erworben als Mathematiker. Und seine Diplomarbeit trägt den Titel: “Modelle und Methoden zur Bestellmengenplanung unter Berücksichtigung von Transportkosten”. Aber das sei nur nebenbei bemerkt, denn hilfreich für seinen heutigen Job ist das wohl eher nicht.
Man stelle sich vor, der Herr Boege wäre nicht Leiter der Ahrensburger Verwaltung sondern er wäre Leiter eines Unternehmens. Und dann würde er seinen Kunden erzählen, dass er die bestellte Ware nicht liefern kann, weil er zu wenig Mitarbeiter habe, um die Produkte in der gewünschten Menge zu produzieren. Oder der Herr Boege wäre Trainer einer Fußballmannschaft und würde nur 9 Spieler aufs Feld schicken mit der Begründung, er habe leider nicht mehr passende Kicker gefunden, würde aber in der übernächsten Saison mit 11 Spielern antreten.
Natürlich haben Sie mit Ihrer Kritik recht.
Ich gebe aber zu bedenken: Die Ahrensburger wollten diesen Bürgermeister!
Sie hätten sich auch für den für das Amt besser geeigneten Kandidaten entscheiden können – aber da die meisten den Allerwertesten nicht hoch bekommen haben, um überhaupt von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen, konnten natürlich diejenigen ihren Wunschkandidaten mit der “richtigen” Einstellung – aber nicht unbedingt mit der geeigneten Qualifikation in dieses wichtige Amt hieven.
Wie hoch war doch noch die Wahlbeteiligung?
Im ersten Wahlgang hatte Boege 34,5 Prozent der Stimmen erhalten. In der Stichwahl betrug die Wahlbeteiligung 45,1 Prozent und der Stimmenanteil von Boege = 51,7 Prozent. Nun können Sie sich ausrechnen, wieviele Bürger den heutigen Bürgermeister tatsächlich gewählt haben.
Interessant, dass nicht mal ein Viertel aller Ahrensburger Wahlberechtigten den heutigen Bürgermeister gewählt hat. Was bedeutet: Rund 75 Prozent der Ahrensburger Bürger haben Eckart Boege nicht zum Bürgermeister gewählt.
Nachtrag: Mit der “richtigen” Einstellung meine ich seine Parteimitgliedschaft in der SPD.
Was aber auch bedeutet, dass möglicherweise über die Hälfte der Ahrensburger Demokratie nicht ausüben. Sicherlich: Im Gegensatz zu anderen Demokratien haben wir keine Wahlpflicht, aber bedarf es denn erst drohender Szenarien a la Trump, ehe Ahrensburger aktiv werden…?
Ich bin entäuscht.
Dürfen eigentlich Nichtwähler genauso laut schimpfen wie Wähler?