Im Anzeigenblatt MARKT gibt es auch politische Anzeigen. Die erscheinen unter der Rubrik “Politiker und Parteien haben das Wort”. Und obwohl es sich hier quasi um Werbung handelt, ist dieselbe vom Verlag nicht mit dem Hinweis “Anzeige” gekennzeichnet, was Pflicht ist für Werbung, die redaktionell aufgemacht ist.
In der klassischen Werbung ist es so üblich, dass die Auftraggeber sich und ihre Produkte und Dienstleistungen in den rosigsten Farben präsentieren. Und Seitenhiebe gegen die Konkurrenz sind heutzutage ebenfalls immer häufiger zu erleben. Wie zum Beispiel auch in diesem Wochenende in der SPD-Anzeige im MARKT, wo Dr. Torsten Sill (SPD) erklärt:
“Die in Kiel regierende Koalition aus CDU und Grünen und ihr voraussichtlich sogar verfassungswidriger Haushalt lässt die Kommunen im Regen stehen.” Damit meint Dr. Sill, der Bürgerliches Mitglied im Finanzausschuss der Stadt Ahrensburg ist, die Schuldenbremse. Und der Ahrensburger Kommunalpolitiker schließt seinen Text mit dem Fazit: “So widerspricht die Reform der Schuldenbremse auch nicht der Generationengerechtigkeit, sondern ist eine ihrer Säulen.”
Zum Inhalt der Kolumne: Der Verfasser weist darauf hin, welche Projekte und Vorhaben auf die Stadt Ahrensburg zukommen und finanziell gewuppt werden müssen. Und er kommt zum gleichen Fazit wie in der vergangenen Woche schon Peter Egan (WAB) in seiner MARKT-Kolumne gekommen ist, nämlich dass die Stadt Ahrensburg über ihre Verhältnisse lebt, bzw. in Zukunft leben will.
Das Hamburger Abendblatt berichtete gestern, dass Geld bei den Bürgern in Deutschland immer knapper wird und viele Menschen nur das Nötigste kaufen. Das sieht man im Ahrensburger Rathaus und in der örtlichen Politik anders: Wenn die Kassen leer sind, plant man mit Millionen und Abermillionen, die man auf Pump bei steigendem Zinssatz besorgen will. Und wenn der Genosse Sill seinen Werbetext schließt mit dem Satz: “Auch unsere Kinder und Enkel sollen in einem funktionierenden Ahrensburg leben können”, dann vergisst er den Hinweis: Unsere Kinder und Enkel müssen morgen die Schulden bezahlen, die von der Stadt Ahrensburg heute aufgenommen werden. Oder sie ziehen einfach weg aus der Schlossstadt.
Dass die Stadt Ahrensburg in den vergangenen Jahren etliche Millionen Euro aus dem Fenster geworfen hat – Stichworte: Ioki/hvv hop, Dusch- und Umkleidehaus, Deppenkreisel, Parkanlage für Fahrräder, Alter Speicher am Marstall. Parklets u. a. – sei nur zwischen den Absätzen erwähnt. Und von den an auswärtige Investoren “verschenkten” Grundstücken Lindenhof und Alte Reitbahn will ich an dieser Stelle garnicht weiter schreiben. Ein Thema, das auch unsere Stadtverordneten nicht gern hören wollen, von denen zwei Fraktionen sich nach eigenen Aussagen schon auf das neue EDEKA auf der Reitbahn freuen wie Bolle (= CDU & WAB).
Von einem verantwortungsvollen Politiker erwarte ich, dass er Vorschläge macht, wo die Stadt konkret a) Geld einsparen und b) Geld verdienen kann. Aber solange die Stadtverordneten mehrheitlich die Meinung vertreten, dass die Stadt Ahrensburg für ein paar Kicker in bester Innenstadtlage die Fußballfelder erhalten soll und sogar mit neuem Kunststoffrasen belegen will, so lange kann man auch die Werbung der Parteien im MARKT nicht ernstnehmen. Viele Politiker, die sich dort gegenüber den Bürgern äußern, haben einen Januskopf. Und sie können froh darüber sein, dass die Einwohner garnicht wissen, wie der politische Hase im Stall läuft, nämlich im Marstall, wo die Stadt und ihre Verordneten so gut wie unter sich sind. Wobei wenige Ausnahmen die Regel bestätigen.
Das ist die Art, in der Ahrensburger Politiker mit den Bürgern reden: Sie halten im MARKT Monologe, und das wars dann auch schon mit dem Bürgerkontakt.
Vor einigen Jahren hatten sich am Dialog interessierte Bürger in der Gruppierung “Bürger für Ahrensburg” zusammen geschlossen.
Warum ist diese Gruppe vertrocknet ?
Als Dabeigewesener weiß ich es.
Der Blogger von der Szene Ahrensburg weiß es auch: https://www.szene-ahrensburg.de/2014/03/das-endgueltige-aus-vom-verein-buerger-fuer-ahrensburg/
wie schön, dass alle wissen, was ein Ahrensburger-Dialog verlangt:
Nicht allein die jüngste Erkenntnis, dass das Schulenbau-Wunschkonzert im Ratloshaus gar nicht bezahlt werden kann, sondern die kreativen Bürgerideen über die alternativen Möglichkeiten, trotzdem Musik machen zu können.
Zugegeben, diese alternative Musik will im Ratloshaus nach wie vor niemand hören. Sie wären zu billig.
Äh … wenn ich in Sachen Musik mal was bemerken darf: Die Ahensburger Musiknacht war wegen der viel zu vielen Interpreten auch zu teuer für die Veranstalterin. Und dann hat die Verwaltung mit einem Zuschuss von 15.000 Euro aus der Stadtkasse dafür gesorgt, dass Musik gemacht werden konnte, die nur wenig Bürger interessiert hat. Kultur4Ort passt auch in diese Hinrichtung.
Und die Moral von der Geschicht’? Danach fragt mich lieber nicht!
Dieser Kommentar ist zutiefst unehrlich: Schuld haben immer die anderen, hier vor allem die CDU geführte Landesregierung. Dann wird auch noch die Aufhebung der Schuldenbremse gefordert. Das ist aber Sache der Bundespolitik, und dort sitzen die Genossen des Verfassers in der Regierung , geführt von einem SPD-Kanzler, der seit Jahren keinen vernünftigen Haushalt zustandebekommt.
Erwähnenswert sind auch die Architektenhonorare für die Tiefgarage am Stormarnplatz und den Rathaus-Erweiterungsbau. Werden diese Kosten von den Parteien übernommen, die das beschlossen haben? Oder von uns Bürgern, die wir das überhaupt nicht bestellt haben?
Wenn ich ein Haus bauen möchte, und der Architekt macht den Plan für mein Wunschhaus, und ich stelle dann fest: Die Baukosten sind utopisch, was mache ich dann? Vielleicht bitte ich den Architekten um einen Plan B, den ich mit Hilfe einer Bank finanzieren kann, ohne dass ich meine Kinder um finanzielle Unterstützung für mein tägliches Brot bitten muss?