Als Nassauer bezeichnet man in der Umgangssprache eine Person, die man auch Schmarotzer nennen könnte. Und was ein Schmarotzer ist, brauche ich ja wohl nicht zu erklären. Womit ich schon in Bargteheide bin, unserer Nachbarstadt, die weniger öffentliche Schulden hat als Ahrensburg. Und hier ist es die sparsame Stadtverwaltung, die schmarotzen möchte, indem sie eine Ausschreibung zum Wettbewerb “Neues Logo für das Freizeitbad” macht, bei dem sich nicht nur studierte Grafik-Designer beteiligen können, sonder auch Lieschen Müller & Gottlieb Schulze genauso wie Sie & ich.
Ein Gleichnis: Eine Stadt will ein neues Rathaus bauen und fordert die Bürger in einem Wettbewerb auf, einen architektonischen Entwurf für das Gebäude zu erstellen inklusive der statischen Berechnung.
Beim Wettbewerbung für das Freizeitbad-Logo kommt es aber noch dreister, und zwar in Sachen Honorar! Ein Honorar für ein akzeptiertes Logo für ein städtisches Schwimmbad mit unbeschränkten Nutzungsrechten kostet nach meiner Über-den-Daumen.Rechnung ungefähr zwischen 1.000 und 5.000 Euro. Und deshalb spricht die Stadt Bargteheide auch nicht von Honorar, sondern nennt es “Gewinn” – hahaha! 🙂 🙂 🙂
Und wie hoch ist er, der Gewinn? Damit Sie es mir glauben, veröffentliche ich an dieser Stelle den Originaltext aus Bargteheide und verkneife mir dazu jeden weiteren Kommentar, weil man eine Unverschämtheit ohnehin nur als Unverschämtheit bezeichnen kann:
Ist doch nett, was erwarten Sie, einen Ferrari, nen Goldbarren?
Ein Ferrari wäre zu viel; beim Goldbarren käme es aufs Gewicht an.
Ich finde es gut, wenn die Bürger an der Teilnahme zu einem derartigen Wettbewerb für ihr Bad motiviert werden! Es geht nicht immer nur ums Geld, Herr Dzubilla, es geht um Anerkennung und Wertschätzung! Mich würde es stolz machen, wenn das von mir entworfene Logo überall im Zusammenhang mit dem Bad genutzt würde. Und über die Multicard würde ich mich auch freuen! Und ich bin sicher – anders als in Ahrensburg werden die Teilnehmer öffentlich gewürdigt, erfahren die oben genannte Wertschätzung sicher auch von der neuen Bürgermeisterin, Frau Hettwer.
Sie wissen doch selbst: Unzählige Menschen jeden Alters haben sich in Ahrensburg in den vergangenen Jahrzehnten viele Gedanken gemacht und auch ausgefeilte Pläne vorgelegt, wie man den Rathausplatz attraktiver machen könnte – ohne dafür auch nur EINEN CENT ZU BEKOMMEN! Die sind offensichtlich alle in irgendwelchen Kellerschubladen verschollen. – Oder denken Sie an die Pläne für die Halbruine gegenüber vom Marstall – was ist daraus geworden? – Wegen einer aufwendig gestalteten Präsentation von Ideen für die Nutzung im Marstall wurde sogar ein schon monatelang geplantes Familienkonzert mit Oliver Ehmsen am 2.4.23 kurzfristig abgesagt. – Ich sehe in Bargteheide weder Nassauer noch Schmarotzer; die sehe ich ganz woanders!
Ich habe mich vielleicht nicht klar ausgedrückt. Also:
In Bargteheide gibt es eine Reihe von Grafik-Designern. Die haben vermutlich auf einer Kunsthochschule studiert. Sie arbeiten in Werbeagenturen, entwerfen Logos für Kunden und bekommen dafür Honorare, leben davon und zahlen Steuergelder in die Stadtkasse.
Und dann kommt die Stadt Bargteheide und erklärt: Für den Entwurf eines Logos brauchen wir doch keinen studierten Grafiker, das kann doch jeder Hanswurst erledigen, der Papier und Bleistift hat. Und dann sparen wir uns das Grafiker-Honorar, weil wir die Leistung mit Peanuts bezahlen.
Und morgen? Morgen sagt man in Bargteheide: Wir haben zu wenig Lehrer in den Grundschulen. Den Lehrerberuf kann doch jeder ausüben, der selber zur Schule gegangen ist. Und wer kommt und lehrt, der darf dafür kostenlos in der Cafeteria speisen. Und stolz darauf sein, dass er sich fortan als Lehrer:in vorstellen darf.
Postskriptum: https://www.macromedia-fachhochschule.de/de/lp/bachelor-medien-kommunikationsdesign-hamburg/?utm_source=google&utm_medium=cpc&utm_campaign=9730028098&utm_content=99272088363&device=c&term=studium%20grafikdesign&gad=1&gclid=CjwKCAjwivemBhBhEiwAJxNWNy4dUR3MLzJI743YmHDYZmkB8osjniKYye8kV7vJfqf1ndYULRqnJRoC9WEQAvD_BwE
In Ahrensburg gab es eine vergleichbare Ausschreibung zu einem Wettbewerb. Es ging um das Amt des Bürgermeisters, das ausgeschrieben war. Gewonnen hat kein ausgebildeter Bürgermeister, sondern der Gewinner war in Dipl.-Mathematiker, der sich seitdem in der Rolle des Bürgermeisters versucht. Geld hat die Stadt dadurch erkennbar nicht gespart.
Ich finde es super, dass hier ein jeder sich beteiligen darf, kann und sollte. Eine super Idee! Ich verstehe nicht mal im Ansatz, wie man diesen wundervollen Aufruf zum Anlass nehmen könnte, einen solch überlangen Text zu verfassen. Reichen Sie doch mal lieber einen Entwurf ein und beteiligen sich, statt sich hier an soetwas hochzuziehen. Die Zeit wäre sinnvoller investiert. Ja, DAS sind wirklich wichtige Themen, die es wert sind besprochen zu werden. Hier lohnt nur Kopfschütteln.