In einem Ahrensburger Supermarkt entdeckte ich Gewürzgurken “nach original DDR-Rezeptur”. Das erweckt bei mir den Anschein: Es handelt sich hier noch um HO-Ware aus der Zeit von Erich Honnecker. Und was ein “Rezept” aus der ehemaligen DDR bedeutet, danach können Sie einen inoffiziellen Mitarbeiter (IM) der Stasi befragen, von denen heute bestimmt noch einige herumlaufen.
Und dann steht auf dem Etikett der Spreewälder Gurken der rote Aufdruck: “Echte Bückware!” Und vielleicht denken Sie, dass dieser Hinweis bedeutet, dass die Erntehelfer sich beim Gurkenpflücken echt gebückt haben, doch ich kann Ihnen verraten: Das ist mit “Bückware” nicht gemeint. Sondern:
Als Bückware bezeichnete man zu DDR-Zeiten solche Waren im Einzelhandel, für die Kunden oder Verkäufer sich sinnbildlich oder tatsächlich unter den Ladentisch oder zur untersten Abteilung im Regal hatten bücken müssen.
Heute dagegen hat der Begriff “Bückware” eine neue Bedeutung bekommen: Es sind Lebensmittel, die besonders billig sind und deshalb ganz unten im Regal liegen, damit der Kunde sie nicht so schnell findet und deshalb zu teurer Alternative greift, nach der er sich vor dem Regal nicht bücken muss.
Last but not least: Ich mag Spreewälder Gurken, auch wenn die nicht aus unserer Region stammen. Aber der Hinweis auf “DDR” nimmt mir den Appetit und ist deshalb für mich nicht verkaufsfördernd.