Stellen Sie sich bitte mal folgendes Geschehen vor: Die Bürger von Ahrensburg fordern ihre Stadtverwaltung auf, unverzüglich alle öffentlichen Gebäude mit Solardächern zu versehen, um auf diese Weise etwas für die Umwelt und Energieversorgung zu tun. Die Verwaltung jedoch will das bürgerliche Verlangen nicht einfach so hinnehmen und beauftragt eine Hamburger Planungsfirma, die erkunden soll, wie häufig die Sonne über Ahrensburg überhaupt scheint.
Und die Planer der Firma kamen nach Ahrensburg, und zwar an vier Tagen im September des Jahres 2020. Und sie haben von morgens bis abends zum Himmel geschaut und der Stadtverwaltung dann mitgeteilt: „Eine Solaranlage lohnt sich nicht, denn an drei von vier Tagen im September 2020 war der Himmel über Ahrensburg wolkenbehangen und geregnet hat es auch an zwei Tagen. Und diesen Zustand haben wir aufs Jahr hochgerechnet, also von Januar bis Dezember, und das auch für alle kommenden Jahre.“
Spätestens an dieser Stelle werden Sie denken, meine lieben Mitbürger: “So dämlich kann man in der Stadtverwaltung von Ahrensburg doch gar nicht sein, um auf so einen Humbug hereinzufallen!” Aber ich sage Ihnen: In der IOKI-Test-Stadt Ahrensburg, die man auch das Schilda des Nordens nennt, weiß der Bürger sehr häufig nicht, ob er lachen oder kotzen soll über das, was aus dem Rathaus kommt. Hierzu ein reales Beispiel:
Bürger und Geschäftsleute von Ahrensburg haben die Stadtverwaltung aufgefordert, für mehr Parkplätze in der Innenstadt zu sorgen bzw. die bestehenden zu erhalten statt die Anzahl zu dezimieren. Die Verwaltung jedoch wollte das nicht so hinnehmen und beauftragte die Hamburger Firma SBI (beratende Ingenieure für Bau-Verkehr-Vermessung GmbH), die erkunden sollte, wie ausgelastet die Parkplätze in der City von Ahrensburg tatsächlich sind.
Und die Planer der Hamburger Firma kamen nach Ahrensburg. Genauer: An vier Tagen im September des Jahres 2020 waren sie hier. Und sie haben von morgens bis abends gleichzeitig auf alle Parkplätze in der Innenstadt geblickt und hernach festgestellt:
„Im Durchschnitt waren die Parkmöglichkeiten im Zentrum nur zu 70 Prozent ausgelastet.“ (Zitat: Abendblatt Stormarn vom 17. Juni 2022). Mehr noch: „Eine Kontrollerhebung im Oktober 2021, die angesetzt worden war, weil die erste Begutachtung kurz nach dem Corona-Lockdown erfolgt war, bestätigte das Ergebnis“, schreibt das Blatt und zitiert gleichzeitig Verkehrsplaner Pfeiffer mit der Aussage: „Die Auslastung lag etwa sieben Prozent höher.“
So, und damit ist nun endgültig geklärt, wie die Auslastung der Parkmöglichkeiten in der Ahrensburger Innenstadt an vier Tagen im September 2020 und Oktober 2021 tatsächlich ist, und zwar im Zeitraum von Januar bis Dezember.
Mehr noch: Nach Feststellung der Hamburger Firma ist das private Parkhaus Alte Meierei „bislang wenig genutzt“. Der Grund: Die Gebühren liegen erheblich über denen der Stadt. Und nun kommt der absolute Kracher: Die Hamburger Verkehrsexperten schlagen vor, dass die Stadt das Parken auf den öffentlichen Parkplätzen „deutlich teurer“ macht, um sie den Gebühren der besagten Garage anzupassen.
Auch hierzu ein Gleichnis: Die Bürger der Stadt Ahrensburg beklagen sich darüber, dass die Wartezeiten in Arztpraxen viel zu lang sind. Daraufhin wird eine Untersuchung durch Propheten aus dem Morgenlande vorgenommen. Und die erscheinen an vier Tagen im September in der Stadt, gehen durch alle Arztpraxen und kommen zum Resultat: “Es gibt eine privatärztliche Praxis, wo das Wartezimmer kaum besetzt ist. Und deshalb unser Vorschlag: Alle kassenärztliche Praxen in der Stadt sollen nur noch Privatpatienten behandeln!”
Warum ist die Firma SBI eine GmbH? Ganz einfach: GmbH bedeutet im Volksmund: “Gehste mit, biste hin!” Und ein Bürgermeister, der hinter dem Gutachten Schlechtachten der Firma SBI steht, dem empfehle ich: Wenn es im Rathaus zu wenig Büroräume gibt, dann teilen Sie Ihren Büroraum doch einfach mit drei Abteilungsleitern und machen damit drei Büroräume frei! Das würde dem Steuerzahler auch einen Erweiterungsbau des Rathauses ersparen.
Und ausgangs noch mein persönliches Gutachten: Wenn der Bürgermeister die Tiefgarage des Rathauses endlich für alle Bürger freigeben würde, dann wäre das nicht zur zweckdienlich, sondern auch zu begrüßen!
POSTSKRIPTUM: Gutachter Korbinian* Pfeiffer gibt auch die Empfehlung, dass alle Mitarbeiter von Läden und Firmen in der Innenstadt ihre Autos nicht mehr dort abstellen, sondern in Zukunft hinterm Mond parken sollen. Oder natürlich auch mit IOKI fahren können.
* aus dem Lateinischen: corvus = Rabe; vermutlich im Zusammenhang mit einer Ergänzung von Hraban (ebenfalls Rabe) um die Endung inianus. Rabe = großer schwarzer Vogel, der krächzende Laute von sich gibt
Heute auf Abendblatt-Online ist zu lesen “Verwaltung hält Stellplätze für Mitarbeiter für zwingend notwendig. Politiker wollen die 1,2 Millionen Euro lieber sparen.” Woraus der Bürger erkennt: Mitarbeiter der Verwaltung sind Menschen 1. Klasse im Gegensatz zu Mitarbeitern von Betrieben in der Innenstadt.
Unter dem Rathausplatz befinden sich rund 80 freie Parkplätze in der dortigen Tiefgarage. Eckart Boege hat nun schon sechs Wochen Zeit gehabt dafür zu sorgen, dass diese Stellplätze wieder zugänglich sind. Warum hat er das nicht getan?