Leser von Szene Ahrensburg keinen meine Meinung zum “Minikreisel” auf dem Wulfsdorfer Weg, den ich als Deppenkreisel bezeichne. Damit maße ich mir aber nicht an, ein Fachmann zu sein für Straßenbau und Verkehr – dafür gibt es Menschen in der Stadt, die mehr davon verstehen. Darunter ist auch ein Szene-Leser, der ein anerkannter Fachmann ist. Und der hat mir einen Beitrag geliefert zu eben diesem Deppenkreisel. Diesen seinen Fachbeitrag bringe ich ohne weiteren Kommentar meinerseits. Alsdann:
In der Vorlage 2019/131, die im Bauausschuss am 06.11.2019 einstimmig beschlossen wurde, heißt es: “Hier soll, wie auch im Radverkehrskonzept vorgesehen, im Zuge der Weiterführung der Veloroute A2 eine sichere Querungsmöglichkeit über den Wulfsdorfer Weg geschaffen werden. Es ist in der Planung die Radwegebenutzungspflicht im Wulfsdorfer Weg aufzuheben und den Radverkehr auf der Straße zu führen.”
Das Ergebnis ist auf dem nachstehenden Foto zu sehen: Die immer noch vergleichsweise wenigen Radfahrer vom Katzenbuckel in die Rudolf-Kinau-Straße und umgekehrt haben das zweifelhafte Vergnügen, den Wulfsdorfer Weg mit Hilfe eines Minikreisverkehrs queren zu können. Kein einziger Radfahrer mehr wird den Katzenbuckel benutzen, weil dort jetzt ein Kreisverkehr ist.
Die vielen Radfahrer (ich schreibe bewusst nicht “Radfahrenden”) entlang des Wulfsdorfer Weges sind jetzt aber extrem verunsichert.
Die in der Vorlage als “in der Planung” befindliche Aufhebung Radwegebenutzungspflicht ist vor einigen Wochen klammheimlich vollzogen worden indem die entsprechenden Gebotsschilder abmontiert wurden.
Die Träume der Fahrrad-IdiotenIdeologen (-Idioten?) zerplatzten allerdings wie Seifenblasen: Die vielen normalen Radfahrer benutzten nach wie vor den Radweg und wagten sich nicht auf die vielbefahrene Straße. Vor der neuen Bushaltestelle standen sie dann allerdings vor einem Dilemma: Wie sollte es weitergehen ?
Die rötliche Pflasterung, die bis dahin und überall sonst im Wulfsdorfer Weg den Radweg signalisiert, hört abrupt auf, und die Straße wird unerklärlicherweise plötzlich breiter und der Radweg schmaler. Und die neue graue Farbe signalisiert, dass aus dem Radweg ohne vorherige Ankündigung ein Gehweg geworden ist!
Der Wulfsdorfer Weg ist mit nur 5,50 m Breite sowieso nicht geeignet für Mischverkehr von Autos und Radfahrern, da die dafür eigentlich erforderlichen Schutzstreifen mindesten 1,40 m breit sein sollen und gem. ERA 3.2 für sich begegnende Kraftfahrzeuge auf einer Straße der Verkehrsbedeutung des Wulfsdorfer Weges mindestens eine Breite von 4,50 m verbleiben soll.
Der Experte Schott mit seinen Gutachtern und Kumpeln vom ADFC hätten hier wenigstens die probate Lösung seiner Vorgänger einsetzen sollen, die schon vor vielen Jahren am Weinberg realisiert wurde. Hier endet der Radweg eindeutig und wird geschützt auf die Straße geführt – siehe Foto links!
Was macht der hochgeschätzte aber ratlose Experte in seiner Not? Er stellt noch ein Schild auf: Radfahrer frei auf dem Gehweg!
Die große Masse der vor- und umsichtigen Radfahrer, die sich nicht auf die Straße wagen, sollen sich jetzt also offiziell den (nach aktuellen Bauvorschriften) ohnehin zu schmalen Gehweg mit Kinderkarren, Rollatoren und normalen Fußgängern teilen…!
Und weshalb das Ganze? Um wenigen Rennradlern die Querung des Wulfsdorfer Weges zu erleichtern, die dann jetzt beim Einfahren in den Kreisverkehr nur noch zu gucken brauchen, ob von links ein Auto kommt und so manchmal ein paar Sekunden Wartezeit sparen.
Übrigens in der Gegenrichtung auf der anderen Straßenseite gibt es das gleiche Dilemma – siehe roter Pfeil.
Vielleicht haben die Straßenbauer ja von der halben Million Euro noch soviel über, dass sie dort auch noch ein Schild “Gehweg frei” spendieren können.
Und noch ein “Übrigens”: Auf der im November 2019 mit beschlossenen Anlage 3 ist eine Straßenverbreiterung nicht vorgesehen.
Am Rathausplatz werden die Radfahrer ja auch nicht wegen der Bushaltestellen auf die Fahrbahn genötigt.
Und noch ein “Übrigens”: Die Verlegung des Radverkehrs auf die Straße wird nur dann und dort empfohlen, wo die Radwegbenutzer vom Kfz-Verkehr sonst nicht hinreichend wahrgenommen werden, weil der Radweg hinter einem Grünstreifen oder parkenden Autos verläuft oder wenn der Radweg an einmündenden Straßen zurück verschwenkt wurde, um wartenden Autos das Einbiegen in die bevorrechtigte Straße zu erleichtern.
Und noch ein “Übrigens”: Die neueste Tendenz geht dahin – wegen zu hoher Unfallhäufigkeit – die Radfahrstreifen auf den Straßen baulich (mit Hochborden!) von den Streifen für den Kfz-Verkehr abzugrenzen….
Genau das wurde de facto irgendwann in den Achtzigern im Wulfsdorfer Weg gemacht und die damals größere Fahrbahnbreite reduziert, damit die Autos nicht mehr am Fahrbahnrand parkten, sondern auf dem Grünstreifen zwischen den Bäumen abgestellt werden konnten.
Warum erfährt der Bürger das alles nicht aus der Presse? Drückt man dort ein Auge zu, weil man lieber über Verkehrsunfälle berichtet?
UPDATE
Inzwischen dürfen entlang des Wulfsdorfer Weges im Bereich des Minikreisel -offensichtlich, um sich nicht in Gefahr zu bringen- die Fahrradfahrer in BEIDEN Richtungen offiziell die Gehwege mitbenutzen.
Das entsprechende Schild ist montiert.
Übrigens,
mit “Fahrrad-IdiotenIdeologen (-Idioten?)” sind in meinem obigen Beitrag keinesfalls die von mir hochgeschätzten kompetenten Mitarbeiter der Verwaltung gemeint, sondern diejenigen Fahrrad-Lobbyisten, die in den einschlägigen Zirkeln die Auffassung vertreten, dass man alle Radfahrenden, auch Senioren, Menschen mit körperlichen oder mentalen Einschränkungen und Kinder, zwangsweise zusammen mit den Autos auf der Straße fahren lassen sollte, um dadurch eine Geschwindigkeitsdämpfung der KFZ-Verkehrs zu erreichen.
Leider setzen sich diese Lobbyisten immer wieder durch; – durch Ihre selbstbewussten und gelegentlich aggressive Argumentation werden die “normalen” Entscheidungsträger mit gesundem Menschenverstand in die Defensive gedrängt und häufig mundtot gemacht und fürchten, als fortschrittsfeindlich wahrgenommen zu werden
Sie glauben allmählich selbst, dass sie sich dem vermeintlichen Zeitgeist nicht entgegenstellen dürfen.
Das gilt übrigens nicht nur für das Thema “Radfahrer auf die Fahrbahn”, sondern gleichermaßen auch für “autoarme, oder gar autofreie Innenstädte”.