Ich verabscheue Verkaufsaktionen von Firmen unter dem Deckmantel von Spenden. Womit ich Unternehmen meine, die ihre Produkte verkaufen wollen und den Kunden dafür Spenden versprechen. Zum Beispiel für das Pflanzen von Bäumen, Bohren von Brunnen oder Impfen von Kindern in der Dritten Welt. Da kaufen die Leute diese Produkte, weil sie glauben, damit etwas Gutes getan zu haben. Haben sie aber nur indirekt. Denn letzten Endes sind sie es selber, die spenden, indem sie die Ware bezahlen. Und würden sie das nicht tun, dann gibt’s auch keine Spenden.
Im MARKT von diesem Wochenende wirbt Hörgeräte Kersten mit einer „Spendenaktion für Betroffene der Flutkatastrophe“. Was bedeutet: Die Bürger sollen morgen am verkaufsoffenen Sonntag zu Kersten in den Hörgeräte-Laden kommen und dort 5 Euro spenden. Aber zuvor sollen sie hier einen Hörtest machen – ehrlich!
Was für eine perfide Aktion! Jeder Mensch kann fünf Euro direkt für die Flutopfer überweisen, ohne dass er dafür zu Hörgeräte-Kersten gehen und einen Hörtest machen muss, der dort normalerweise gratis ist. Und das Angebot gilt nicht nur für Bürger, die möglicherweise ein Hörgerät brauchen, sondern für junge Menschen und sogar für Kinder, die wohl kaum einen Test ihrer Ohren benötigen. Warum also sollten letztere zu Kersten gehen, wenn sie 5 Euro für Flutopfer spenden wollen?!
Und Kersten? Kersten verspricht: „Wir runden Ihre Spende auf!“ Was bedeutet das? Wenn jemand 5 Euro spendet, dann rundet der Akustiker das auf 10 Euro auf?
Ja, und was ist, wenn niemand spendet, weil er keinen Bock hat auf einen Hörtest bei Kersten, zumal er schon Kunde bei einer anderen Firma ist? Oder weil er befürchtet, dass er danach im Laden von Kersten ein Hörgerät angedreht bekommt? Wenn ich mal raten darf: Kommen null Spenden, weil den Menschen diese Aktion genauso missfällt wie mir, dann rundet Kersten diese Summe vermutlich auf 0 Euro auf. Und die ordnungsgemäße Durchführung dieser Spendenaktion wird selbstverständlich von einem Notar überwacht.
Raten Sie mal: Warum stellt Kersten nicht eine Spendenkasse auf und macht das nicht im Zusammenhang mit „Gehör testen“…?!
Auf den Punkt gebracht: mit dem Leid Anderer wird Geschäft gemacht