Dass 6.000 € (in Buchstaben: sechstausend Euro) eine Menge Geld sind, und ganz besonders dann, wenn man es dringend nötig hat, das muss ich Ihnen wohl nicht näher erläutern. Nur unsere Mitbürger, die in Ahrensburg als Stadtverordnete regieren, für die sind 6.000 Euro wieder einmal Spielgeld, wie sie es auch bedenkenlos beim Monopoly einsetzen. Und für diesen Tatbestand gibt es mal wieder ein aktuelles Corpus Delicti.
Die Stadtverordneten haben in dieser Woche beschlossen, dass auf öffentlichem Grund in der Kirschplantage ein sogenannter öffentlicher Bücherschrank aufgestellt wird. Darüber können Sie auf Szene Ahrensburg nachlesen. Nach meinem Verständnis hat hier eine Veruntreuung von öffentlichen Geldern stattgefunden, wofür ich kein Verständnis aufbringen kann, weil es mich sauer macht.
Ich wiederhole noch einmal: Wir haben eine Stadtbücherei. Wir haben Schulen mit Büchereien. Wir haben zwei Buchhandlungen in der Stadt. Wir haben mindestens drei Verkaufsstellen für gebrauchte Bücher, die dort sehr billig zu bekommen sind. Und wir haben Familie, Freunde und Nachbarn, bei denen man sich Bücher gegenseitig ausleihen kann. Ob das auch nach Mitternacht auf der Kirschplantage sein muss, bezweifle ich ernsthaft.
Der Bücherschrank auf der Kirschplantage ist in meinen Augen genauso erforderlich wie der Blaumann auf dem Rondeel. Und: Wenn jetzt weitere Bürger kommen und auch an anderen Stellen in der Stadt auch so einen Bücherschrank haben wollen, dann ist die Verwaltung gezwungen, dieser Forderung nachzukommen, weil hier das Gleichheitsgebot für alle Bürger gilt.
Ich schreibe das, weil bekannt geworden ist, dass in der Schlossstadt Ahrensburg nahezu jedes 4. Kind in Armut lebt. Diese Kinder können ihren Lesehunger in der Schulbibliothek stillen. Und für den hungernden Magen können die Eltern an der Ahrensburger Tafel in der Schlange stehen. Und die Ahrensburger Tafel hätte sich sicherlich gefreut, die 6.000 Euro, die in die Kirschplantage gesteckt werden, für ihre Arbeit von der Stadt zu bekommen.
werden die Bücher auch nach jeder Ausleihe desinfiziert oder wird der Virus dann an den nächsten Ausleiher weitergereicht ?
Eine gute Frage. Ich frage außerdem: Da es sich um eine öffentliche Einrichtung handelt (von der Stadt finanzierter Bücherschrank auf öffentlichem Grund): Wer kontrolliert, welche Bücher und Zeitschriften dort in öffentlicher Auslage sind? Zum Beispiel in Sachen Jugendschutzgesetz: Ist sichergestellt, dass Kinder dort nicht an Pornohefte gelangen und an Bücher, die altersmäßig an Kinder nicht ausgeliehen werden dürfen? Wer von der Stadt ist zuständig dafür, dass Abgaben an die Verwertungsgesellschaft Wort erfolgen? Wer überwacht den Schrank in der Nacht vor Bücherklau und Vandalismus?
Und wenn das Projekt scheitert, müssen dann die 6000 Euro zurückgezahlt werden?
Nein, dann darf die Stadt den Bücherschrank behalten.
Für das Geld hätte man auch auf dem Rondeel einen Trinkwasserbrunnen stellen können. Denn Durst ist schlimmer als Wissensdurst.