Unter „Veranstaltungen“ wirbt die Stadt Ahrensburg auf ihrer Homepage für die Heilpraktikerin Maria Lehrke, die Promotions macht für Schüßler-Salze in der Flora-Apotheke und dort eine Behandlung für 30 Euro durchführen will. Das ist nicht neu, denn das macht die Dame immer wieder. Und immer wieder und wieder habe ich darauf hingewiesen, dass die Stadt Ahrensburg sich hier raushalten soll. Vergeblich, wie auch die nachstehende Abbildung beweist.
Zur allgemeinen Information berichte ich heute aus einem Beitrag der NWZ. Dort steht geschrieben, dass Wilhelm Heinrich Schüßler (1821-1898) im Jahre 1855 ohne Abgabe einer Dissertation seinen Doktor der Medizin bekommen hat und nur homöopathisch tätig sein durfte. Er entwickelte eine Therapie, nach der Krankheiten mit Präparaten von Mineralsalzen in homöopathischer Dosierung behandelt wurden. Sein Gedanke war, dass Krankheiten durch Störungen des Mineralhaushaltes der Körperzellen entstünden. Nicht nur bei Homöopathen sondern auch bei Ärzten stieß Schüßler mit seiner Theorie auf große Skepsis und erntete Kritik.
Die NWZ: „Erst unter den Nationalsozialisten wurde die Biochemie eine anerkannte Heilweise. In einem Aufsatz der Homöopathischen Monatsblätter von 1934 steht: „Homöopathie (…) ist biologisch wie die Grundgedanken des Nationalsozialismus.“ Homöopathen und Naturärzte, die zuvor nicht von der Schulmedizin anerkannt wurden, fühlten sich gefördert. Im Mai 1935 wurde in Nürnberg die ‘Reichsarbeitsgemeinschaft für eine Neue Deutsche Heilkunde’ gegründet, in der auch die Homöopathie und somit die Biochemie mit integriert wurde.“
SS-Reichsführer Heinrich Himmler war ein Anhänger von Heilkräutern und alternativer Medizin. So war es nicht verwunderlich, dass im August 1935 eine Gedenktafel für Schüßler in dessen Geburtsort Bad Zwischenahn aufgestellt wurde.
Und nun zwei Absätze aus dem Beitrag der NWZ, die sich speziell an die Heilpraktikerin Maria Lehrke richten: :
“Auf Anordnung von Himmler wurden insbesondere Behandlungsverfahren mit der Biochemie nach Schüßler an Häftlingen im Konzentrationslager Dachau unter Zwang erprobt. Hier wurden 33 Häftlingen, die teilweise an Wundinfektionen litten, und gesunden Häftlingen, denen Eiter von Erkrankten gespritzt wurde, biochemische Mittel in Form von Milchzuckertabletten verabreicht. Zehn dieser Versuchspersonen starben unter entsetzlichen Qualen. Der SS-Reichsarzt Dr. Ernst Grawitz berichtete Himmler über den Fehlschlag und verwies auch auf die Sepsisfälle in Auschwitz, die nach Behandlung mit Kaliumphosphat ebenfalls tödlich endeten.
Himmler, verärgert über das Versagen der Biochemie, ordnete weitere Versuchsreihen mit Schüßler-Salzen an. Bei einem Versuch an zehn deutschen Häftlingen überlebten nur drei Probanden. Bei weiteren Versuchsreihen, unter anderem an Geistlichen mit biochemischen Mitteln, verstarben mittel- und unmittelbar etwa 90 Häftlinge.“
Danach wurden die Behandlungsmethoden mit Biochemie eingestellt. Erst in den 80er Jahren wurden Schüßler-Salze bei Alternativmedizin-Anhängern wieder entdeckt und erfreuen sich seither steigender Beliebtheit, was die Angebotsvielfalt in den Apotheken beweist.
Laut Heilmittelgesetz sind Wirkungsversprechen für Schüßler-Salze verboten.
Ich vermute, dass derjenige im Rathaus, der für diese Reklame verantwortlich ist, von der Flora-Apotheke ein Fläschchen Schüßler-Salz geschenkt bekommen hat. Und das streut er jeden Morgen auf sein Frühstücksei und verliert daraufhin jeden Sinn für Realität, um nicht zu sagen: Diese Person ist nicht ganz klar im Kopf.
Wo kein Kläger, da kein Richter.
Würde Frau Lehrke Schüßler-Salze auch dann anbieten wenn sie staatlich anerkannte Heilpraktikerin wäre?
Ich habe nicht das Gefühl, dass diese Frau “sauber” ist. Schon vor Jahren konnte man aus einer Mitteilung im Hamburger Abendblatt erkennen, dass sie Scharlatanerie betreibt. Vielleicht ist das auch der Grund, warum die Verwaltung der Stadt Ahrensburg die Frau promotet und ihr dabei hilft, arglose Bürger abzukassieren. Vermutlich sogar ohne Quittung.
Was gibt es wohl für einen Grund für die Verwaltung, auf die Veranstaltungen von Frau Lehrke in der Flora-Apotheke hinzuweisen? Als ganz neutraler Beobachter kann ich mir nur vorstellen, dass hier mit Geld oder Sachwerten geschmiert wird. Ich bin neugierig, ob dieses Spiel weitergeht, wenn Sarach nicht mehr im Amt ist.
Wenn man die “Heilpraktikerin” Maria Lehrke googelt, dann wird man so richtig nicht fündig. Auf keinem Bewertungsportal wurde sie bewertet, eine eigene Homepage von einer Praxis habe ich auch nicht gefunden. Woher weiß man im Rathaus, dass die Dame tatsächlich Heilpraktikerin ist und nicht nur Werbung macht für Schüßler-Salze?