Werfen Sie bitte mal einen Blick auf die nachstehende IVW-Tabelle. Sie zeigt die Auflagenentwicklung der Stormarn-Ausgabe vom Hamburger Abendblatt in den letzten 10 Jahren. Und wer die Zahlen auf das kommenden Jahrzehnt hochrechnet, der kann sich ausrechnen, wie lange es das 3. Buch Abendblatt mit dem Stormarn-Teil noch geben wird.
Dass die Redaktion vom 3. Buch Abendblatt weitgehend von Praktikanten gefüllt wird, lässt sich ziemlich häufig aus deren Beiträgen ablesen. Und warum die Stormarn-Ausgabe vom Hamburger Abendblatt so rasant an Auflage verliert, zeige ich anhand eines aktuellen Beitrages, und zwar von heute.
Der Aufmacher lautet: „Ahrensburg: Famila eröffnet erst Ende 2021“. Und dieses Thema ist für den Leser so relevant wie der Hinweis: „Nachts ist es kälter als draußen!“ Denn der Leser weiß: Famila ist geöffnet. Und in dem Beitrag von Janina Dietrich mit dem Famila-Werbefoto von Harald Klix geht es um den geplanten Umzug des Warenhauses Famila in ein neues Einkaufszentrum, das zur Zeit am Rande der Innenstadt entsteht.
Und was macht Reporterin Janina Dietrich? Sie hört, was die Beteiligten sagen, notiert es emsig und bringt alles in die Zeitung, ohne das Gehörte zu hinterfragen. So lesen wir u. a.: „Zudem werden ein Bäcker, ein Blumenladen, ein Friseur, ein Geschäft mit Lottoannahme, Tabak und Poststelle, ein Handy-Shop, ein Schlüsseldienst sowie eine Apotheke einziehen.“ Und wer sich in Ahrensburg auskennt, der fragt sich: Verstößt diese Neuansiedlung eines Einkaufszentrums nicht gegen das festgelegte Einzelhandelskonzept der Stadt, wonach innenstadtrelevanter Einzelhandel nicht außerhalb der City entstehen darf, um die Ahrensburger Innenstadt mit ihren Läden zu schützen?
Und nun kommt’s: Warum hat Janina Dietrich nicht mit Mitarbeitern der Verwaltung darüber gesprochen und nachgefragt? Und mit verantwortlichen Politikern in der Stadt? Und warum nur mit Famila aber nicht mit dem Stadtforum, wo Famila nicht Mitglied ist, weil das Warenhaus Famila verständlicherweise gar nicht interessiert ist an einer lebendigen und liebenswerten Innenstadt?!
Bei der Funke Mediengruppe in Essen, die das Hamburger Abendblatt herausgibt, wird man sich vielleicht wundern, warum nicht nur die Stormarn-Auflage so rasant gefallen ist, sondern auch das Anzeigengeschäft aus Ahrensburg eingebrochen ist. Hierzu kann ich meinen lieben Ex-Kollegen Ove Saffe und Andreas Schoo versichern: Beides liegt an eurer Redaktion in der Großen Straße in Ahrensburg. Denn wir Leser wollen weder Manipulation noch Gefälligkeitsjournalismus. Und die Ahrensburger Gewerbetreibenden wollen keinen Werbeträger, wo die Redaktion gegen die Interessen des Handels in der Innenstadt agiert und sich zum Sprachrohr von Filialbetrieben und auswärtigen Investoren macht.
Es könnte sein, dass die in Bälde arbeitslose Frau Dietrich vom Arbeitsamt zu einer Anstellung als Deutschlehrerin verdonnert wird. Denn Lehrer werden im Gegensatz zu Journalisten dringend gebraucht. Was auch wieder traurig ist: Die Menschen dürsten nach einer wahrhaftigen Berichterstattung über interessante Grundstückskopplungsgeschäfte oder die detaillierte Entstehungsgeschichte des “Ursula-Pepper-Tunnels” in der Klaus-Groth-Straße. Solche Themen werden nur in einem Blog wie “Szene Ahrensburg” angesprochen. Das Hamburger Abendblatt scheint in einem echten Dilemma zu stecken: Macht sie eine spannende Betichterstattung fallen ihr unter Umständen die zahlungskräftigen Anzeigenkunden weg. Macht sie keine spannende Berichterstattung (so wie jetzt) laufen ihr die Leser weg. Der Kapitalismus frißt seine Kinder …….