Der Aufmacher vom 3. Buch Abendblatt ist heute ein sehr witziger: Abendblatt-Redakteur René Soukup höchstselbst hat ein E-Lastenfahrrad getestet. Dieses Monstrum – siehe Abbildung! – stellt der Rad-Club ADFC in Ammersbek, Bad Oldesloe und Reinbek als kostenlose Leihgabe in jeweils einem Exemplar zur Verfügung.
Nun saß also Reporter Soukup auf dem E-Lastenfahrrad. Warum man keine Reporterin mit ihrem Kind auf den Gepäckträger für den Bericht ausgesucht hat, weiß ich nicht. Ich weiß aber, dass berufstätige junge Männer weniger die Familieneinkäufe erledigen als Hausfrauen und Mütter.
Doch kommen wir zum Text von René Soukup. Der Mann erklärt: “Der Rad-Club will mit dem Projekt den Klimaschutz vorantreiben, Menschen dazu bewegen, auf das Auto zu verzichten und umzusteigen auf diese Mobilitätsform. Denn mit den 35 Kilogramm schweren Geräten sind Großeinkäufe problemlos möglich. “
“Großeinkäufe problemlos möglich”? Der Reporter nach seiner Testfahrt: “Das Halten der Balance ist schwieriger als auf einem herkömmlichen Rad. Kein Wunder bei einer 2,75-Meter-Länge.” Und weiter im Wortlaut: “Dementsprechend ist auch der Wendekreis. Mal kurz einschlagen, um ein Hindernis zu umfahren – unmöglich. Vorausschauendes Agieren ist unerlässlich.”
An dieser Stelle habe ich mich gefragt: Auf welcher Strecke hat der Reporter das E-Lastenfahrrad eigentlich getestet? Von meinem Wohnsitz in der Sklavenhändlerstraße bis zur Innenstadt von Ahrensburg ist dieses Monstrum gar nicht fahrbar, da habe ich schon als Fahrer auf meinem normalen Drahtesel erhebliche Probleme. Reporter Soukup: “Am Ostring Richtung Schloss ist das Streckenprofil eben, keine Steigungen.” Aha. Das ist natürlich ein sehr informativer Hinweis für den Leser am anderen Ende der Stadt. 😉
Wir lesen weiter im Wortlaut der Zeitung: “Es kann zum Beispiel an einem Laternenpfahl angebracht werden. In normale Ständer passt das Rad nicht.” Lustig. Denn wenn Sie sich das Rad anschauen und sich vorstellen, dass diese Dinger mehrfach an den Laternenpfählen in der Innenstadt angekettet werden sollen, dann werden Sie vermutlich genauso lächeln wie ich.
Der Leser erfährt, dass die drei E-Bikes zusammen rund 20.000 Euro gekostet haben. Also rund 7.000 Euro pro Exemplar! Zum Vergleich: Die günstigsten neuen Elektroautos sind schon unter 10.000 Euro zu haben wie zum Beispiel der Mini-Zweisitzer Renault Twizy. Und das billigste vollwertige Elektroauto ist der Seat mii electric. Dieses Fahrzeug gibt es nach staatlicher Förderung bereits für rund 15.000 Euro. Soviel zum Hinweis des ADFC auf Klimaschutzgründe.
Wenn die E-Lastenfahrräder tatsächlich als Leihfahrräder zum Einsatz kommen sollen, dann kann man diese Idee natürlich vergessen. Wer macht sich von daheim zu Fuß auf den Weg zu einem Ort, wo er das Rad bekommt?! Und nach dem Ende der Fahrt muss der Ausleiher das elektrische Tretmobil auch noch wieder zurückbringen zur Station und dann wieder zu Fuß nachhause gehen. Also Plumpaquatsch mit Himbeersoße.
Übrigens: Wenn die Batterie vom E-Lastenrad leer ist, dann dauert das Aufladen an der Steckdose zuhause rund 6 Stunden. Ist der Akkumulator also mal ganz unvermittelt leer, dann muss kräftig getreten werden. Oder besser: geschoben.
Und ausgangs noch eine Schmonzette. Reporter René Soukup informiert: “Zwischen Vorderrad und Lenker befindet sich die Ladefläche. 80 Zentimeter ist sie lang. Hier passt ein Kühlschrank oder eine Waschmaschine drauf.”
Postskriptum: In Supermärkten sehe ich immer wieder, dass viele Paare dort gemeinsam einkaufen. Sollen die dann zwei E-Lastenfahrräder benutzen? Oder soll ein/e Ehepartner/in zu Fuß hinterherlaufen?
Aber Herr Dzubilla, Sie wissen doch: Es ist nicht nur Hochsommer und damit die Zeit der sauren Gurken für Journalisten. Also die Zeit, wo die Lokalpolitik untertaucht und das Ungeheuer Nessie aus ihrem Loch auftaucht. Oder Ufos am Himmel zu sehen sind. Oder E-Lastenfahrräder im 3. Buch vom Hamburger Abendblatt.
Ich nehme meinen Kühlschrank immer auf dem Fahrrad mit und meine Waschmaschine auch. Schließlich liebe ich gekühlte Getränke und saubere Kleidung.
Für mich stellt sich auch die Frage nach der Daseinsberechtigung des ADFC Stormarn. Außer der alljährlich in der Rampengasse stattfindenden Fahrradcodierungsaktion des ADFC kann ich keinen Nutzen dieses Clubs erkennen. Das die Fahrradwege in Ahrensburg eine einzige Katastrophe sind, ist allgemein bekannt. Hier hat sich seit Jahren nur quälend langsam punktuell etwas zum Besseren geändert. Umsetzung der von der Politik gewünschten Verkehrswende –> besser ohne den lahmen ADFC.