50 Jahre Ahrensburger Rathaus und ein Sänger, der ein hässliches Lied darüber singt

In diesem Jahr gibt es ein Jubiläum in der Stadt Ahrensburg: Vor 50 Jahren wurde unser Rathaus eingeweiht, das momentan saniert wird und bekanntlich seit einiger Zeit unter Denkmalschutz steht. Mir gefällt der Bau, er ist äußerlich beeindruckend und innerlich zweckmäßig. Und trotzdem gibt es immer wieder Leute in Ahrensburg, die sich über unser Rathaus mokieren und es am liebsten abreißen würden. Wie zum Beispiel Ralph Klingel-Domdey, der ehemalige Redaktionsleiter der Stormarn-Beilage im Abendblatt.

Ahrensburger Rathaus kurz nach Fertigstellung

In der gleichen Beilage findet der Leser an diesem Woche einen Bericht über den Sänger Jan Plewka, der seit ein paar Jahren in Ahrensburg lebt. Und der zum Ahrensburger Rathaus – ob von Reporter Harald Klix gefragt oder ungefragt, weiß ich nicht – folgendes Statement abgibt:

 „’Wenn ich vor dem Rathaus stehe, frage ich mich, wer sich das in einer so kleinen Vorstadt ausgedacht und erlaubt hat.’ Der 1970 erbaute graue Betonklotz, der mittlerweile unter Denkmalschutz steht, habe es sogar in ein Buch mit den langweiligsten Postkarten der Welt geschafft.“

Hierzu ist vielleicht interessant zu wissen dass Jan Plewka ebenfalls im Jahre 1970 “erbaut” worden ist. Und was das Ahrensburger Rathaus mit der Langweiligkeit einer Postkarte zu tun hat, weiß ich nicht. Was Herr Plewka aber offenbar nicht weiß, das ist die Tatsache, dass die „kleine Vorstadt“, von der er spricht, schon längst die größte Stadt im Kreis Stormarn geworden ist. Und der „Betonklotz“ ist schon lange zu klein geworden für die Verwaltung.

Ich kenne unser Rathaus seit dem Jahr der Eröffnung, also dem Geburtsjahr von Jan Plewka. Und auch von den Kunstausstellungen, die ich dort jahrelang durchgeführt habe. Bei der Einweihung des Hauses sprach Henning Schwarz, damals Justizminister des Landes Schleswig-Holstein, in seiner Einweihungsrede von einem schönen neuen Rathaus, womit der Stadt ein Stück Moderne hinzugefügt wurde. Er hatte es schon 1970 richtig als gelungenen Gegenpart zum Schloss verstanden.

Und wenn Jan Plewka in der Coronakrise etwas Zeit übrig hat, dann empfehle ich ihm einen Beitrag zu lesen von Astrid Hansen, betitelt „Ahrensburg: Ein Rathaus für die Stadt von Morgen – ein Plädoyer für das baukulturelle Erbe der 1970er Jahre“.

Und wie gefallen Ihnen, lieber Jan Plewka, das City Center Ahrensburg mit Terrakottaklotz und der neue Blindenhof? Das sind Bauwerke aus der Zeit, in der Sie in Ahrensburg wohnen. Und deshalb haben Sie das Recht, sich dazu zu äußern – und nicht zu Bauwerken, die vor Ihrer Geburt entstanden sind.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 3. Mai 2020

5 Gedanken zu „50 Jahre Ahrensburger Rathaus und ein Sänger, der ein hässliches Lied darüber singt

  1. Holger Reuter

    Jemandem das Recht abzusprechen, seine Meinung zu einem Gebäude oder was auch immer zu äußern, weil man noch nicht gelebt -oder gewohnt- hat, finde ich persönlich zweifelhaft, auch wenn das keinesfalls heißen soll, dass ich Herrn Plewkas Meinung zum Status Ahrensburgs teile

    1. Harald Dzubilla Artikelautor

      Ein Gebäude zu kritisieren, weil es im Laufe der Jahrzehnte “grau” geworden ist, ist vergleichbar, würde man einen Menschen deshalb kritisieren, weil der im Laufe der Jahrzehnte graue Haare bekommen hat. Außerdem: Einen “Betonklotz” kann ich nicht erkennen.

      Noch ein Gleichnis: Wenn ich heute ein Auto kritisiere, das vor 50 Jahren gebaut worden ist, dann muss ich mich in die Zeit von vor 50 Jahren zurückversetzen können, um objektiv urteilen zu können. Mit heutiger Sicht ist das Auto vielleicht eine Schrottlaube, als es neu war, da war es vielleicht ein ganz tolles Fahrzeug.

    2. J. Krüger

      Ich empfinde es als arrogant und anmaßend, den Geschmack einer vorangegangenen Generation herabzuwürdigen, weil man ihn persönlich nicht teilt. Es bedeutet außerdem, dass man den Architekten kritisiert und den Denkmalschützern die Meinung und berufliche Qualifikation abspricht, oder? Hat man als Sänger und Neubürger vielleicht eine höhere Qualifikation?

      1. Ein Zugezogener

        Kritik zu äußern ist Gott sei Dank durch die frei Meinungsäußerung abgedeckt… und Kritik an Geschmäckern und Vorgehen vorangegangener Generationen aus meiner Sicht immer eine Grundlage für Veränderungen… sonst bleibt ja alles immer beim Gleichen…. Ich teile übrigens die geschmackliche Einschätzung… schön finde ich unser Rathaus auch nicht.

        Bei allen, die Herrn Plewka dieses Recht als “Neubürger” absprechen… Jan Plewka ist meines Wissens sogar in Ahrensburg geboren (steht so auch in Wikipedia) und zumindest in Großhansdorf zur Schule gegangen… auch wenn er zwischenzeitlich ein paar Jahre weg war… der ist wahrscheinlich sogar mehr “Ahrensburger” als so mancher aus Hamburg eingewanderter…

  2. K. A. Lauer

    Aber logo: Häuser von gestern, die heute nicht mehr gefallen, die müssen abgerissen werden. So wie das Geburtshaus des Dichters Waldemar Bonsels (“Biene Maja”) in der Hamburger Straße, das der Spitzhacke zum Opfer gefallen ist, weil es nicht mehr in den Stil der Stadt gepasst hat. Ach ja, auch wenn ich vor dem Kölner Dom stehe, sieht der so grau aus und ist viel zu pompös für die heutige Zeit, also weg damit!

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