Wenn ich mal beleidigend werden darf: Irgendjemand in der Stadtbücherei scheint ein Porzellan-Defizit zu haben, was meint: Sie oder er hat nicht alle Tassen im Schrank. Wie sonst kann jemand in dieser öffentlichen Einrichtung der Stadt nach Feierabend eine Veranstaltung durchführen lassen, in der Werbung für Schüßler-Salze betrieben wird – siehe die Abbildung!
Früher hat die besagte Heilpraktikerin Maria Lehrke vom Biochemischen Werbeverein in Lübeck ihre Promotions für Schüßler-Salze in der Flora-Apotheke durchgeführt, wo man das Zeug praktischerweise auch gleich kaufen konnte. Und jetzt also in der Stadtbücherei, wo eine „Einführung in die Schüßlersalze-Therapie“ stattfinden soll.
Nach Theorie des homöopathischen Arztes Wilhelm Heinrich Schüßler (1821–1898) entstehen Krankheiten, wenn der Mineralhaushalt des Körpers gestört ist. Diese Annahme ist bis heute nicht wissenschaftlich belegt worden – einerseits. Und andererseits hat sich die Wirksamkeit von Schüßler-Salzen lediglich im Placeboeffekt nachweisen lassen, sodass die Probanden auch Salzheringe hätten essen können.
Die Stiftung Warentest kommt zum Urteil: „Biochemie nach Schüßler ist zur Behandlung von Krankheiten nicht geeignet.“ Und Edzard Ernst, Professor für Alternativmedizin und erster Lehrstuhlinhaber auf diesem Gebiet, hat erklärt, dass „diese ‚Therapie’ als eine nicht wirksam bewertete Behandlung einzustufen ist“.
Und dafür öffnet die Stadtbücherei Ahrensburg nach Geschäftsschluss die Eingangstür und lässt das Personal auch noch Überstunden machen. Und die Stadtverwaltung gibt dafür auch noch Raum auf ihrer Homepage, damit die Bürger in die Werbeveranstaltung gehen und am nächsten Tag in eine Apotheke eilen, um dort dringend benötigte Schüßler-Salze zu kaufen, die Frau Lehrke tags zuvor empfohlen hat.
Provozierende Frage: In der Ahrensburger Stadtbücherei gibt es inzwischen sooo viele Veranstaltungen – kann man dort eigentlich auch noch wie früher mal Bücher ausleihen…?
Auch der Jahresempfang der CDU Ahrensburg soll in diesem Jahr in der Stadtbücherei stattfinden, also noch eine Werbeveranstaltung. Scheint so, dass man im E-Book-Zeitalter die Stadtbücherei anders auslasten muss. Komisch, dass man trotzdem eine neue Stadtbücherei bauen will.