Das Stormarner Tageblatt berichtet, dass die Bahn an diversen Bahnhöfen neue Kundenangebote testet. Und der Bahnhof der Weltstadt Ahrensburg gehört zu den 16 Stationen in ganz Deutschland, wo die Modernisierung stattfinden soll. Und was bedeutet diese angekündigte “Modernisierung” am Bahnhof?
Wir erfahren aus der Zeitung: „Zur neuen Ausstattung gehören Lounges mit Ladestationen, Steharbeitsplätze, Self-Service-Stationen zur Fahrradreparatur sowie rund um die Uhr zugängliche Supermärkte.“
Mehr noch: Die Bahn erklärt: „Wir kümmern uns auch um das Bahnhofsumfeld. Sitzplätze auf dem Vorplatz können genauso dazu gehören wie E-Scooter-Parkplätze oder mobile Marktstände“, verspricht DB-Stations- und Service-Vorstand Bernd Koch.
Na, da wird der EDEKA-Kaufmann sich aber freuen, denn ein Supermarkt, der 24 Stunden lang geöffnet und direkt im Bahnhof zu finden ist, das ist einmalig in Ahrensburg und Umgebung und demzufolge ein arger Wettbewerber für den vom Kino-Investor zur Reitbahn verdrängten EDEKA-Laden. Und mobile Markstände am Bahnhof kommen noch on top.
Allerdings: Der Bahn-Sprecher verrät mit keiner Silbe, wie die Menschen zur Bahn kommen sollen – außer zu Fuß, mit dem Fahrrad oder E-Scooter, was für Pendler aus dem Umland bedeuten würde, dass sie am Morgen früher aufstehen müssen und am Abend später nach Hause kommen. Also echt verlorene Lebenszeit für diese bedauernswerten Menschen. Und im Winter, sollte es Schnee, Eis oder Regen geben, macht der E-Scooter bestimmt keinen sonderlich großen Spaß – außer der Ahrensburger Fraktion der Grünen, deren Stadtverordnete natürlich auch im Winter auf Skiern zum Bahnhof gleiten und oder mit dem Schlitten rodeln werden.
Nirgendwo lese ich ein Wort darüber, dass die Bahn auch Parkplätze am Bahnhof schaffen wird. Wohl gemerkt: Parkplätze für Autos und nicht für E-Scooter.
Da kann man nur hoffen, dass die S-Bahn nicht kommt und noch viel mehr Pendler als bisher aus dem Umland anlockt! Denn am Bahnhof würde ein Chaos entstehen: Fehlende Parkplätze für Bahn-Fahrer, Kino-Besucher und Mieter des neben dem Kino geplanten Wohnhauses. Und dazu kommen auch noch (eventuelle) Kunden von kik und Tedi – voll der Wahnsinn!
Und was wird aus Schweinske, von Allwörden und dem Kiosk im Bahnhof? Werden die in das neue Bahnhofskonzept einbezogen?
Immerhin hat der Plan der Bahn auch was Gutes: Das Unternehmen wäre gezwungen, eine neue, rund um die Uhr geöffnete Toilette am Bahnhof zu bauen, die natürlich auch barrierefrei sein muss. Das würde der Stadt das neu geplante und nicht benötigte Luxus-Klo in der Großen Straße ersparen und damit 150.000 Euro plus jährliche Kosten für den Unterhalt.
Vermutlich hat ein Ahrensburger Insider der Bahn zugeflüstert, dass am Bahnhof ein Kino entsteht, das bald darauf geschlossen wird. Dann könnte dort nicht nur der Supermarkt der Bahn einziehen, sondern dort könnte auch ein Fitness-Center eingerichtet werden für Bahnfahrer, die bei Zugverspätung und Zugausfall die Zeit nützlicher verbringen können als an einem Stehtisch auf dem Bahnsteig zu stehen.
Ergänzend zu Ihren Gedanken: Aus dem Untergrund der Stadt habe ich eine imaginäre Stimme vernommen, die mir etwas dazu Passendes zugeflüstert hat. Nämlich: Ein Kino kann heutzutage nicht mehr existieren, ohne dass dort auch reichlich Popcorn und Nachos mit Soße und Getränke u. a. verkauft werden. Die Bahn hat nachgedacht, wie sie diese Verkäufe im Kino unterbinden kann und will dem Kinobetreiber deshalb einen Supermarkt vor die Tür setzen. Dort werden reichlich Popcorn und Nachos mit Soße und Getränke u. a. verkauft. Der Unterschied zum Angebot im Kino: Hier kosten die Sachen sehr viel mehr als im SB-Markt. Also decken die Kino-Besucher sich vor dem Gang in die Säle mit den Süß- und Salz- und Flüssigkeiten ein, um sie beim Filmegucken zu verzehren. Das ist kein Witz, denn ich habe das auch in Hamburg im UCI in der Hamburger Straße häufig gesehen, dass Besucher ihr Popcorn und Getränke aus einem dortigen Supermarkt geholt und ins Kino mitgebracht haben. Die Folge: Das Kino – sollte es überhaupt kommen – wird früher schließen als gedacht. Und dann kann die Bahn das Gebäude übernehmen im Rahmen der Modernisierung des Ahrensburger Bahnhofs und …
… daraus ein Parkhaus machen!;)
So will die Bahn die Bürger einlullen, damit sie die Transitgüterzüge, die dann schwerbeladen mit Eisenerzen – und wer weiß mit was sonst noch – durch die friedliche Innenstadt von Ahrensburg donnern sollen, aus den Augen verlieren. Und je mehr Pendler aus dem Umland zum Ahrensburger Bahnhof kommen, um dort die S-Bahn zu nehmen, desto schlechter für unsere Ruhe und den Verkehr in der Stadt. Was haben wir also davon, dass sich die Zahl der Bahnfahrer viervielfachen wird?! Und der Bürgermeister schweigt, weil er dann sowieso nicht mehr im Amt ist. Fehlt nur noch, dass die Bahn am Bahnhof kostenlose kleine rosa Pillen verteilt, die wir Einwohner dann täglich schlucken sollen, damit wir das Elend vor den sechs Meter hohen Lärmschutzwänden nicht mehr wahrnehmen.
Fazit: Der Schlaue stellt sich manchmal dumm – beim Dummen ist es andersrum.
Inzwischen hat auch die Stormarnbeilagenredaktion die Info über den Bahnhof online veröffentlicht. Eine reine PR-Meldung, offensichtlich verfasst nach der Pressemitteilung der Bahn. Also ist alles wunderschön für Ahrensburg. Freude und Eierkuchen für alle!
Sogar das Foto vom Ahrensburger Bahnhof hat die Redaktion nicht selber gemacht, sonden es wurde dem HA von der Bahn geliefert – ha! ha! Über dem Beitrag fehlt nur noch das Wörtchen “Anzeige”. 😉
Die Bahn ist nicht in der Lage, ihre Züge pünktlich nach Fahrplan fahren zu lassen, sodass eine Verspätung die nächste Verspätung ergibt und Züge sogar ausfallen, will aber den Aufenthalt am Bahnhof netter machen. Das ist vergleichbar mit einem Arzt, der seinem Patienten erklärt: Du musst zwar zwei Stunden im Wartezimmer warten, nachdem Du schon zwei Wochen auf Deinen Termin gewartet hast, aber im Wartezimmer liegen jetzt auch aktuelle Zeitschriften aus und eine Flasche mit Wasser und Gläsern steht dort ebenfalls. Und bald auch weichere Stühle.
Mit der angekündigten Aufwertung des Bahnhofes will uns die Bahn wahrscheinlich die längeren Wartezeiten versüßen, die Pendler haben werden, die mit den Bussen zwischen Minute ‘08 und ‘09 zum Bahnhof kommen und bislang in den Regionalexpress einsteigen konnten, der zur Minute ‘12 abfuhr.
Zukünftig fährt der aber schon zur Minute ’09 ab !
Böse Zungen könnten unterstellen, dass die neue Abfahrtzeit (ab Winterfahrplan 15.12.2019) -nämlich zur Minute ‘09- dazu dient, die Umsätze vom Bäcker und Buchhandlung zu steigern.
Die Umsteiger können dann erst zur Minute ‘19 mit der Bummel-Regional-Bahn fahren und haben 10 Minuten Zeit, um Zeitung und Proviant einzukaufen.
Vielleicht wird diese Maßnahme von der Stormarn-Redaktion sogar (mögliche Auflagensteigerung !) schöngeredet werden. – Man hat dann ja im Zug mindestens 20 Minuten Zeit, um den Stormarn-Teil zu studieren….
Man könnte allerdings vermuten, dass die vorverlegte Ankunft -zur Minute ‘08- dazu dienen sollte, dass die Pendler aus Richtung Norden den Bus 169 ins Gewerbegebiet, der bislang zur Minute ‘10 abfuhr, erreichen könnten.
Man wäre dann z.B. mit Zug und Bus vom Hauptbahnhof Lübeck in 42 Minuten “An der Strusbek” im Gewerbegebiet Nord. –
Durchaus attraktiv im Vergleich mit dem PKW über die Autobahn !
Da macht dann aber der Aufgabenträger für den Busverkehr, der Kreis Stormarn zusammen mit dem HVV einen Strich durch diese Rechnung :
Der Bus 169 fährt ab Winterfahrplan schon zur Minute ’09 am Bahnhof ab…. – eine Minute nach Ankunft des RE aus Lübeck..!! – Da sieht man dann nur noch die Rücklichter, wenn man aus dem Bahnhof kommt…!
Umweltbewusste Pendler oder die sich kein (Zweit-)Auto leisten können, werden dann weiter in Oldesloe in die Bummel-Bahn umsteigen müssen und brauchen (über Gartenholz) zukünftig immerhin (nur) 50 Minuten; – wegen verbesserter Busanschlüsse an der Station Gartenholz; – das aber nur in den Hauptverkehrszeiten :
ganztags bietet der neugeordnete Bus-Fahrplan ab Gartenholz nur Anschluss von den Regionalbahnen, die zur Minute ’15 aus Bargteheide kommen….nicht an die RBs,die zur Minute ’45 aus Oldesloe ankommen…
Unter der neuerdings vielfach angekündigten “Verkehrswende” hätte man sich eigentlich vorgestellt, dass die Reisemöglichkeiten mit Bus und Bahn attraktiver gestaltet werden würden..!
Der Kreisverkehrsausschuss hat die Mittel für den ÖPNV sogar deutlich aufgestockt !
Aber der Kreis hat mir auf Anfrage mitgeteilt, “unser Fokus liegt mit allen Stadtverkehrslinien auf der RB 81 nicht auf dem RE.”
Die Pendler, die bislang mit dem Bus zum RE gefahren sind, werden sich also ab Winter per “kiss and ride” zum Bahnhof bringen lassen oder gleich wieder mit dem Auto nach Hamburg fahren…
Platz für P+R werden sie in Ahrensburg nicht finden…
Peter Elmers,
ehemaliger Leiter Tiefbau und ÖPNV-Beauftragter der Stadt Ahrensburg