Der Aufmacher vom 3. Buch Abendblatt ist an diesem Wochenende überschrieben mit der Schlagzeile: „Unsere Kirche hat ein echtes Imageproblem“. Und groß im Bilde sehen wir Pastor Steffen Paar aus Sülfeld, wie dieser das Image der Kirche an seinem Waschbecken aufpoliert. Und der Geistliche trägt ein blaues Comic-Hemd mit einem S auf der Brust. S wie Supermann. Meine Frage: Warum trägt der Mann kein Hemd mit einem G wie Gott? Oder mit den Buchstaben JCS, was meint: Jesus Christ Superstar…?!
Dass die Kirche einen Superstar benötigt, der für eine Reformation sorgt wie dermaleinst Martin Luther es getan hat, ist offenkundig. So, wie auch jede Partei einen Superstar braucht, um Wählerstimmen zu bekommen. Und die Sportstadien und andere Arenen wären ohne Superstars so leer wie heutzutage die Kirchenbänke.
Dazu braucht die Kirche kluge Pastoren (m, w.,d), die in spannender Predigt die Worte der Bibel mit Gleichnissen in die heute Zeit bringen, damit die Menschen auf der Kirchenbank sich auch angesprochen fühlen und sich in den Worten der Heiligen Schrift selbst erkennen und daraus Kraft, Trost und Hoffnung schöpfen, und zwar für alle Lebenslagen.
Die Kirche braucht außerdem eine Reform ihres Gesangbuches, dessen Lieder zum großen Teil aus dem Mittelalter stammen mit primitiven Texten und Worten, die kein Mensch heute mehr versteht. Erste und gute Ansätze dazu gibt es ja schon seit längerer Zeit. Und der Gedanke, wie er in dem Abendblatt-Bericht geäußert wird, dass die Musik nicht nur von einer Orgel kommen muss, ist ein Gedanke in die richtige Richtung. Denn Orgelmusik findet man höchst selten in der aktuellen Hitparade.
Und damit komme ich zum Eigentlichen: Die Kirche hat ihre größte Chance für eine aussichtsreiche Zukunft (fast) verpasst. Wäre Superstar Greta Thunberg aus der Kirche gekommen mit ihrer Botschaft an die Jugend – wie hätte sie mit ihrer Predigt die Menschen in die Gotteshäuser geholt! Denn die Rettung der Erde ist ein biblisches Thema, weil Gott uns diesen Planeten geschenkt hat. Und die Aufforderung: „Macht euch die Erde untertan!“, die wurde von der Menschheit gründlich missverstanden. Genau hier ist ein Ansatz für die Botschaft von den Kanzeln, denn Gottesdienst ist auch ein Dienst an unserer Erde, die Er für uns geschaffen hat.
Wenn ich in der Evangelisch-Lutherischen Kirche etwas zu sagen hätte: Ich würde einen Song in Auftrag geben. Text in Deutsch und Englisch. Gesungen von einer jungen Sängerin oder einem jungen Sänger oder einer Gruppe. In diesem Song wird die christliche Botschaft verkündet in Verbindung mit der Aufforderung, die Umwelt wieder lebenswert zu machen. Und dieser Song muss positiv (!) sein und so gut, dass er zum Hit und der/die Sängerin zum Superstar wird! Und dieser coole Song muss in den Gotteshäusern gesungen werden, wohin auch die Interpreten auf Tournee gehen und im Internet Millionen an Followers finden.
Am Rande vermerkt: Im Beitrag vom 3. Buch Abendblatt kommt das Wort “Gott” nur am Rande vor. Und der Name Jesus Christus fällt überhaupt nicht. Und von der Bibel ist nirgendwo so richtig die Rede.
Meine Meinung: Was die Pastoren im 3. Buch Abendblatt predigen, zeugt von Hilflosigkeit. Und wenn ein Pastor Steffen Paar erklärt: „Wir müssen uns fragen: Ist Gottesdienst noch zeitgemäß? Oder brauchen die Menschen den Glauben an anderer Stelle?“…
…dann antworte ich ihm: Gottesdienst ist auf ewig zeitgemäß. Doch der Gottesdienst muss natürlich nicht nur in Kirchengebäuden stattfinden, Jesus Christus hat auch unter freiem Himmel gepredigt. Und Sie, Herr Pastor Paar, sind auf einem guten Weg, indem Sie zu den Menschen hingehen und nicht darauf warten, dass die Schäfchen zu Ihnen ins Kirchengebäude kommen.
Über Pastor Steffen Paar habe ich mich an anderer Stelle lustig gemacht. Und ich war dann erfreut, dass der Geistliche daraufhin geantwortet hat. In seinem Kommentar hat er dem Blogger empfohlen, „selber Initiative abseits solcher Kommentarspalten zu zeigen.“
Dass „solche Kommentarspalten“ im Zeitalter von Social-Media eine sehr starke Form von Initiative sind, muss Pastor Paar offenbar noch lernen. Mit einem Beitrag in einer Lokalzeitung jedenfalls wird er wohl kaum diejenigen Menschen erreichen, die er erreichen muss, damit die Kirche ein neues Image und neue Mitglieder bekommt. Denn einzig und allein die Gemeinde ist es, die eine Kirche bezahlt trägt, wozu ich noch einmal auf mein Gleichnis mit Sportstadien und Veranstaltungsarenen etc. zurückkomme.
Und ausgangs mein Wort des Trostes für alle Christen: Zum Glück kann man Gott auch lieben und ehren, ohne die Kirche lieben und ehren zu müssen.
POSTSKRIPTUM: Ist es nicht paradox, dass an christlichen Gedenktagen wie Weihnachten, Ostern, Pfingsten und Christi Himmelfahrt auch Atheisten einen Feiertag für sich beanspruchen, sprich nicht arbeiten wollen…?!
Die Alten sterben, die Jungen fühlen sich mehr im Internet geborgen als in der Kirche. Allenfalls die Konfirmation machen die Kinder noch mit wegen der Geschenke. Wenn sie dann selber Geld verdienen und Kirchensteuern zahlen müssen, treten sie aus. Und auch, weil die Pastoren es nicht geschafft haben, sie für das Kirchenleben zu begeistern.
Ein Ahrensburger Beispiel für die Dummheit der Kirche ist das Schließen und Verkaufen des Gemeindehauses an der Johnneskirche. Dort wohnen jetzt Flüchtlinge. Ob die auch in die Kirche eingetreten sind, vermag ich nicht zu sagen, aber ich denke, eher nicht.