„S4 erreicht nächsten Meilenstein“ – aber damit noch lange nicht das Tunneltal

Heute ist Allerheiligen. Und schon gestern informierte die päpstliche Namensvetterin Dorothea Benedikt im Online-Abendblatt: „Finanzierung steht: S4 erreicht nächsten Meilenstein“. Und der Leser liest und muss denken: Die S4 ist bereits in trockenen Tüchern. Oder wie Dorothea es ihrer Benediktiner Offenbarung verkündet: „Erste Züge könnten 2025 rollen“.

Frei nach Abendblatt online mit Konjunktiv II

„Könnten“ ist allerdings Konjunktiv II. Hierzu fand ich bei mein.deutschbuch.de die passende Interpretation zum Bau der S4 und also lautend: Mit dem Konjunktiv II verlassen wir die reale Welt und widmen uns der irrealen Welt. Die irreale Welt ist das Reich der Phantasien, der Vorstellungen, der Wünsche, der Träume, der irrealen Bedingungen und Vergleiche, aber auch der Höflichkeit. Diese gedachten, angenommenen oder möglichen Sachverhalte, die nicht real sind und nicht existieren, werden mit dem Konjunktiv II gebildet.”

Zitat aus dem Abendblatt-Bericht: “Während zwischen Altona und Hasselbrook sowie zwischen Ahrensburg Gartenholz und Bad Oldesloe die vorhandene Infrastruktur genutzt wird, müssen auf der Strecke von Hamburg-Hasselbrook bis Ahrensburg-Gartenholz zwei neue S-Bahngleise gebaut werden.” Vom streng geschützten Kammmolch lesen wir in dem Beitrag allerdings nichts, genauso wenig von den Moorfröschen im Tunneltal. Will meinen: Die geplanten Gleise führen am Naturschutzgebiet Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal entlang, das ein Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH) gemäß der Europäischen Union ist.

FFH bedeutet, dass hier nach EU-Recht eine Verträglichkeitsprüfung vorgenommen werden muss. Und wenn erhebliche Beeinträchtigungen zu erwarten sind, dann müssen Alternativen geprüft werden, was die Bahn bislang unterlassen hat. Und die heutige Planung ist nicht alternativlos. Ein Klageverfahren durch Natur- und Menschenschützer würde den Bau der S4 für mindestens drei Jahre verzögern, glaubt die Rechtsanwältin der „Bürgerinitiative an der Bahnstrecke Hamburg–Lübeck“.

Davon aber steht nichts in dem Beitrag von Dorothea Benedikt. Und dazu auch kein Hinweis auf die XXL-Donnerzüge, die im Transitverkehr bei Tag und Nacht durch das historische Städtchen Ahrensburg rasen sollen und der wahre Grund sind für die S4-Planung.

Naturschutzgebiet Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal (Screenshot: Google-Maps)

Aber wozu den Bürger auch auf die entstehenden Unannehmlichkeiten hinweisen, denn der Redaktionsleiter vom 3. Buch Abendblatt wartet doch schon sehnsüchtig auf seine Dienstfahrten mit der S-Bahn, weil er täglich aus dem fernen Hamburger Stadtteil Groß-Flottbek  nach Ahrensburg ein- und auspendelt und vermutlich häufig zu spät zum Dienst erscheint bzw. mit Verspätung zum Abendmahl wieder daheim ist, weil die Regionalbahn nicht mehr zuverlässig fährt.

Wie weit ist eigentlich der Gedanke gediehen, das Tunneltal als Weltkulturerbe zu bekommen…?

 

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 31. Oktober 2019

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