Es ist nicht das erste Mal, dass ich auf meinem Blog auf die Aktion der blauen Fähnchen auf der Schlosswiese hinweise. Diese Fähnchen werden in jedem Jahr von Kindern ins Gras gesteckt, und zwar im Auftrag vom Deutschen Kinderschutzbund, Kreisverband Stormarn e.V. (DKSB). Damit will man auf Kinderarmut im Kreis Stormarn aufmerksam machen. Und hat damit im Laufe von über zehn Jahren erreicht, dass die Zahl der in Armut lebenden Kinder sich von 6.000 auf heute über 7.000 gesteigert hat.
„Reiches Land – arme Kinder?“, so stand es gestern auf einem Transparent. Und diese Aussage wird durch das Fragezeichen infrage gestellt. Warum? Ich hätte ein Ausrufungszeichen dahintergesetzt.
Weiter mit meiner Kritik: Bereits in Vergangenheit habe ich immer wieder erklärt, dass durch das Stecken der Fähnchen vor dem Schloss nichts erreicht wird. Die Dinger werden am Morgen gesteckt und am Abend wieder eingesammelt. Und dann ziehen sich die Mitarbeiter des Bundes sich wieder von der Schlosswiese zurück und bereiten sich auf ihren Winterschlaf vor. Das sage ich deshalb so sarkastisch, weil hier eine Aktion durchgeführt wird, die mich an das Tun vom alten Sisyphos erinnert.
Verzeihen Sie mir den Ausdruck, aber ich halte den Kinderschutzbund in Stormarn für einen lahmarschigen Verein. Wenn die Vorstandsmitglieder ihren Hintern mal bewegen würden, dann könnten sie auch etwas erreichen. Und ich meine nicht, sich einmal im Jahr mit dem Hinterteil auf die Schlosswiese zu setzen und die blauen Fähnchen anzuschauen, sondern ich meine: Die Kinderschützer sollen dahin gehen, wo die Verantwortung dafür liegt, dass armen Kindern im Kreis Stormarn geholfen wird. Und diese Verantwortung tragen die Menschen in Verwaltung und Politik, die es direkt anzusprechen gilt, und nicht vorrangig die Bürger, die gestern zufällig am Schloss vorbeigegangen sind und dort die Fähnchen und das Transparent gesehen haben.
Mein Hinweis, den ich seit Jahr und Tag gebetsmühlenartig wiederhole, dass nämlich die Stadt Ahrensburg ihre kostenlosen Plakate auf den City-Light-Werbesäulen nicht nur für das Schloss, die Kultur und die Stadtwerke ver(sch)wenden soll, sondern zwischendurch auch mal für eine Erinnerung an eben die Fähnchen nutzen könnte, wurde sowohl vom Kinderschutzbund als auch von der Stadtverwaltung negiert. Warum wohl…?
Wenn ich im Vorstand des Kinderschutzbundes von Stormarn säße: Sie würden mich in jeder Versammlung der Stadtverordneten im Marstall sehen. In jeder! Und Sie würden mich hören, wie ich in der Einwohnerfragestunde knallharte Fragen an Bürgermeister und Politiker stellen würde. Zum Beispiel, warum die Stadt Millionen Gelder in Projekte pumpt und weiterhin pumpen will, die so unnötig sind wie das deutschlandweit bekannte Ahrensburger Luxus-Klo, das vor unserem Rathaus gestanden hat.
Und ich würde fragen, ob denn ein durch die Stadt gesponsertes Kino mit fünf Sälen, ein neuer Ratssaal für 3 Millionen Euro oder ein Umkleidehaus für Sportler für 1,2 Millionen Euro wirklich wichtiger sind als beispielsweise eine „Stadtküche“ für Kinder, deren Eltern nicht für ausreichende Ernährung sorgen können. Und was dabei entscheidend ist: Niemand könnte mich daran hindern, meine Fragen zu stellen. Und: Der Bürgermeister müsste dazu Stellung beziehen und mir erklären, was die Stadt für ihre armen Kinder getan hat und weiterhin tun wird, um die Kinderarmut in Ahrensburg zu reduzieren. Und das betrifft natürlich nicht nur Nahrung, sondern auch Bildung, Freizeitangebote und Betreuung. Notabene: Laut Aussage von Bürgermeister Michael Sarach haben wir allein in Ahrensburg inzwischen 800 Kinder, die in Armut leben.
Klar würde ich mit dieser Aktion provozieren, und zwar ganz bewusst. Wozu ich in diesem Zusammenhang zitiere, was Salvador Dalí einmal gesagt hat, nämlich: „Wer interessieren will, muss provozieren.“ Und blaue Fähnchen auf der Schlosswiese sind keine Provokation, sondern bei dieser Eintagsaktion handelt es sich aus meiner Sicht um einen netten Beschäftigungsnachweis für den Vorstand vom Kinderschutzbund Stormarn. Denn eine Eintagsfliege, die über die Schlosswiese fliegt, ändert nichts an der Not der Kinder in unserer Stadt.
Angenommen, jedes Fähnchen kostet 0,10 Euro, dann hätte der Kinderschutzbund mind. 100 Kinder mit einem kleinen Essen bewirten können, das Presseecho wäre bestimmt noch besser ausgefallen.
Früher hatte sich auch unser Bürgermeister am Murmeltiertag auf der Schlosswiese eingefunden. Dass er schon seit ein paar Jahren nicht mehr dort erscheint, dürfte einen Grund haben. Genauso, dass kein Stadtverordneter diesen Termin wahrnimmt: Damit kann sich niemand wirklich profilieren. Nicht mal der Kinderschutzbund.