Ein altes jüdisches Sprichwort lautet: „Die Jugend ernährt sich von Träumen, das Alter von Erinnerungen.“ In diesem Sinne erinnere ich mich an meine früheste Kindheit in Schmalenbeck, als es noch Läden für Lebensmittel gegeben hat, die man später, als die Supermärkte entstanden waren, mit der Bezeichnung „Tante-Emma-Läden“ verniedlicht hat. Und damals stand über der Eingangstür dieser Geschäfte: Kolonialwaren.
Zu jener Zeit ging man auch noch mit der Milchkanne zum Milchmann, der die frische Milch dort hineingefüllt hat. Keine H-Milch, versteht sich. 😉 Und Salz und Zucker wurden hinter dem Verkaufstresen abgewogen und in Papiertüten geschüttet. Und Butter, Käse und Wurst kamen vom großen Stück und wurden in Pergamentpapier eingewickelt. Sauerkraut und Gewürzgurken holte der Händler aus dem Fass und Marmelade aus dem Eimer. Ach ja, und Tiefkühlprodukte gab es damals genauso wenig wie Folien und Selbstbedienung. Und statt der heutigen Tragetasche aus Plastik kamen die Kunden anno damals mit dem Einkaufsnetz zum Kaufmann.
Nachdem Tante Emma auch in Ahrensburg in den Altersruhestand gegangen ist, soll es jetzt einen Laden in der Großen Straße geben, wo man die Lebensmittel ohne Verpackung verkaufen will. Da sollen die Kunden die Behälter bereithalten, die dann im Laden gefüllt werden. Somit muss man nicht nur Dosen und Flaschen mitbringen, sondern auch viel Zeit und Geduld.
Der Gedanke ist nostalgisch und die Absicht ehrenwert. Denn der Verpackungswahn hat heute Ausmaße erreicht, die erdrückend sind. Wobei ich nicht nur an Lebensmittel denke sondern ganz speziell auch die Produkte aus Drogerie- und Baumarkt, die in Plastik eingeschweißt sind, was man nur mit einem Hilfsmittel öffnen kann. Solche Verpackung ist so in den allermeisten Fällen so nötig wie eine Sehhilfe für den Blinddarm.
Der neue Tante-Emma-Laden in der Ahrensburger Innenstadt wird bestimmt seine Freaks finden. Ob die Inhaber, die zunächst mal mit trockenen Produkten anfangen wollen, damit auch einen Gewinn erwirtschaften werden (außer einem guten Gewissen natürlich), bezweifle ich allerdings. Und wenn dann auch noch frische Produkte in den Verkauf kommen, dann ist das Thema Hygiene zu beachten.
Der Laden, der im kommenden Monat eröffnen soll, ist allerdings nicht das erste Geschäft ohne Verpackungsmüll in der Ahrensburger Innenstadt: An jedem Mittwoch und Samstag kann man viele Lebensmittel auch unverpackt an den Ständen auf dem Wochenmarkt kaufen.
Da muss der Vermieter aber seeehr weit runtergegangen sein mit der Miete. Oder 500 g Erbsen kosten 4,99 Euro im mitgebrachten Glas. 😉 Aber: toi! toi! toi! Vielleicht wird der Mut der Jungunternehmer ja belohnt.
Ja, man kann auf dem Wochenmarkt unverpackte Lebensmittel kaufen, aber eben keine Trockenvorräte wie Reis, Mehl, Nudeln usw.
Wenn dann vielleicht noch Waschmittel, Seife usw dazukommt, wäre es doch toll für Ahrensburg, dass man für unverpacktes Einkaufen nicht mehr nach Volksdorf muss, sondern hier in Ahrensburg bleiben kann. Und in so einen Laden sollten nicht nur Freaks gehen, sondern jeder, dem unser Planet Erde wichtig ist und Müll vermeiden möchte!