Das 3. Buch Abendblatt hat gestern berichtet: „Defekte Züge bringen Pendler auf die Palme“. Da wird von Verspätungen der Regionalbahn berichtet und sogar von Ausfällen von Zügen wegen technischer Defekte. Und das im 21. Jahrhundert und in Deutschland, also einem Land, das mit „Made in Germany“ einen Ruf hat, in Sachen Technik nicht so ganz unbedarft zu sein.
Ich will mal eine Verschwörungstheorie in den Raum stellen: Die Bahn hat vorrangig im Blick, dass der Gütertransitverkehr zwischen Skandinavien und Italien möglichst bald auf der besagten Strecke durch unsere Heimat donnern kann. Dazu müssen aber zuerst mal die Gleise der Regionalbahn frei werden, was bedeutet: Es muss die S-Bahn möglichst rasch auf neuem Gleis gebaut werden.
So, und weil nun Einsprüche und Proteste aus der Bevölkerung gekommen sind, die das Vorhaben der Bahn – wenn nicht aufheben – so doch erheblich verzögern könnten, so musste die Bahn sich etwas einfallen lassen. Zumal wenn viele Menschen begriffen haben, dass die S-Bahn gar nicht nötig ist, wenn die Regionalbahn bedarfsgerecht verkehren würde. Und wenn sie außerdem begriffen haben, was die Donnerzüge bedeuten, dann könnte das die Planungen der Bahn weiter in die Zukunft rücken.
Also kommt es zu einer quasi Sollbruchstelle durch die Bahn, und die Regionalzüge verkehren nicht mehr verkehrs- und bedarfsgerecht. Was zur Folge haben dürfte, dass der Ruf nach einem Ersatzverkehr – sprich S-Bahn – lauter werden und die Warnrufe der Donnerzuggegner übertönen könnte. Denn der Ist-Zustand ist nicht mehr hinnehmbar – auch nicht für die Gegner der S-Bahn.
Ja, und wenn die S4 erst mal im Einsatz ist, dann steht den Donnerzügen nichts mehr im Wege.
UPDATE heute 18 Uhr:
Nachdem ich heute am Vormittag meinen Argwohn gebloggt habe, kommt am späten Nachmittag auch schon das 3. Buch Abendblatt mit einem Nachschlag zum Thema S-Bahn und verkündet online: “Neue S4: Zahl der Fahrgäste vervielfacht sich in Hamburg”. Und die Unterzeile zum S-Bahn-Foto lautet: “Der Hamburger Senat rechnet mit stark steigenden Kundenzahlen an vielen Haltestellen. Besonders betroffen: Rahlstedt und Wandsbek” – was natürlich eine erfreuliche Mitteilung ist für Ahrensburger Pendler, die in der Hamburger Innenstadt arbeiten. Aber der Hamburger Senat kann ja rechnen wie er möchte. Hoch und schön und gaaanz weit im voraus. Das ist wie eine Wahlprognose für das Jahr 2030 … wenn die S4 bis dahin überhaupt gekommen ist.
Soviel ich weiß, ist bis heute die Finanzierung der S-4 noch gar nicht gesichert.