Wir erinnern uns: Vor rund einem Jahr haben die Stadtverordneten beschlossen, dass mit dem Bau des geplanten Fachmarktzentrums am Beimoor-Süd das Gewerbe und die Händler in der Innenstadt geschützt werden sollen vor neuer Konkurrenz am Stadtrand – siehe hierzu den nebenstehenden Bericht vom 17. April 2018 aus Stormarn-Online vom Hamburger Abendblatt! Und darum soll es ja auch ein “Fachmarktzentrum” werden, was dort gebaut wird, und nicht etwa ein Einkaufszentrum.
Wer heute das 3. Buch Abendblatt gelesen hat, der kratzt sich vor Erstaunen am Hinterkopf. Denn er liest etwas von einem “Campus Ahrensburg” und einem Investor, der eine “Bürostadt” neben dem Fachmarktzentrum bauen will. Und das ist (Zitat:) “eine Stadt in der Stadt – ein Rundum-Wohlfühl-Paket für Firmen und deren Mitarbeiter, die Platz brauchen, deshalb aber nicht auf die Vorzüge verzichten möchten, die es sonst nur in der Innenstadt gibt. Also kurze Wege und eine entspannte Atmosphäre mit Gastronomie für den Mittagstisch, Kaffee und Kuchen”.
Michael Eckwolf, Geschäftsführer der Firma Gewireal, die das Projekt realisieren will, erklärt heute im 3. Buch Abendblatt: “Ein Gebiet, das die Attraktivität der Innenstadt ins Gewerbegebiet holt”. Und daneben das Warenhaus Famila und der Discounter Aldi u. a. Läden. Also genau das, was die Stadtverordneten sich bei ihrer Abstimmung vorgestellt haben, oder…?
Ja, meine lieben Mitbürger, das ist schon toll. Weniger für die Geschäfte und Restaurants in der Innenstadt als vielmehr für den Investor.
Den Ladenbesitzern in der Innenstadt und dem Stadtforum ist das doch sowas von egal, egaler gehts gar nicht. Oder lesen Sie hier einen kritischen Kommentar von betroffenen Geschäftsinhabern? Der einzige Mensch, der das Vorgehen von Stadt und Politik bekritelt, das ist nur der Herr Dzubilla. Und der begreift einfach nicht, dass die Maßnahmen am Beimoor-Süd dazu dienen sollen, die Innenstadt von Menschen und Autos zu entlasten. Verkehr soll nicht mehr auf Straßen und in Geschäften der Innenstadt stattfinden, sondern nur noch in den Betten der Bürger. Und die brauchen dazu keine Parkplätze sondern nur gute Matratzen. Und die bekommen sie im Dänischen Bettenlager außerhalb der Innenstadt und demnächst auch im Möbelmarkt, der ins Fachmarkt-Center kommen wird. Und ne Apotheke soll dort auch noch untergebracht werden.
Die Erweiterungspläne für mehr Gewerbeansiedlung sind unumgänglich will Ahrensburg Einnahmen und Ausgaben einigermaßen in der Balance halten. Von den dahinvegetierenden kleinen Geschäftsleuten der Innenstadt können nicht viel Steuereinnahmen erwartet werden und die großen Ketten können dank legaler Steueroptimierung Ihre Steuerlast auf geringe Abgaben einstellen. Bleibt also nur noch das Gewerbegebiet als Rettungsanker für die Stadtkasse. Insofern finde ich die Wirtschaftspoltik des Rathauses nachvollziehbar.
Aber was hat die “Bürostadt” mit “Gewerbegebiet” zu tun? Ich verweise in diesem Zusammenhang auf meinen diesbezüglichen Blog-Eintrag: https://www.szene-ahrensburg.de/2019/02/die-grosse-chance-fuer-die-ahrensburger-innenstadt-liegt-gleich-hinter-dem-rathaus/
Liebe bzw. lieber Observator,
gerne möchte ich Ihrem Eindruck entgegentreten:
Sowohl das Ahrensburger Stadtforum (als Verein) als auch die Geschäftsinhaber (persönlich) sind im fortwährenden Dialog mit der Politik und der Verwaltung. Ob wir – mit unseren Argumenten – die handelnden Personen erreichen und überzeugen können, ist jedoch zu bezweifeln. Aus eigener Erfahrung kann ich Ihnen berichten, dass unsere Gesprächspartner stets Verständnis für uns (und damit unsere Kunden & Gäste) haben, die tatsächlichen Handlungen und Beschlüssen oft aber kontraproduktiv sind. In diesem Zusammenhang ist es nur konsequent, dass der Prozess „Stadtmarketing“ abgebrochen wird bzw. wurde. Für eine Stadt ohne ein lebendiges Zentrum braucht es kein Marketing.
Die neue „Bürostadt im Gewerbegebiet“ ist dafür ein gutes Beispiel. Warum besteht die Notwendigkeit eine „neue“ Stadt zu planen bzw. zu bauen? Funktioniert die „alte“ nicht mehr? Wäre es nicht sinnvoller (und logischer) die vorhandene Infrastruktur besser auszulasten (Geschäfte und Gastronomie) und ggf. zu erweitern (Stellplätze)? So werden wichtige (und knappe) Gewerbeflächen verbraucht, um ein Angebot (Büroflächen) zu schaffen, welches man durchaus im Innenstadtbereich unterbringen könnte. Zugegeben, für den Investor wäre das sicher aufwendiger und teurer (die Marge würde sinken), aber für die Zukunft der Stadt besser. In diesem Zusammenhang ist es bemerkenswert, dass unsere Stadt – aktuell – weitere Maßnahmen durchführt, um die Innenstadt zu zerstören.
Es erfolgt eine permanente und dauerhafte Reduzierung des Stellplatzangebotes. Eine Entwicklung, die sich in den nächsten Jahren noch beschleunigen soll & wird. Man stelle sich nur vor, dass das Fachmarktzentrum (Beimoorweg) keine Stellplätze hätte oder argumentiert werden würde, dass doch der Baumarkt-Parkplatz („gegenüber“) genutzt werden kann. Selbst große Einkaufszentren (z.B. das AEZ) wären ohne Stellplätze nicht zu betreiben. Nur in Ahrensburg, da soll bzw. muss das funktionieren.
Apropos Fachmarktzentrum – viele Kommunen würden ihre Fehler (besonders aus den 90er Jahren) gerne wieder korrigieren: Die Genehmigung großer Fachmärkte auf der „grünen Wiese“ & die damit einhergehende Verödung der Innenstädte. Unsere Stadt ist diesbezüglich „unbelehrbar“ und tut das, was kaum eine andere Stadt heute tun würde.
Wenn die Ahrensburger Innenstadt (in ca. 3 – 5 Jahren) mit erheblichen Leerständen und Frequenzrückgängen zu kämpfen hat, werden die Entscheidungsträger (von heute) sagen: Das Internet und der Strukturwandel ist dafür verantwortlich. Dem möchte ich schon heute widersprechen und warnen: Nicht „äußere Einflüsse“ oder „fremde Mächte“ sind dafür verantwortlich, sondern die aktuellen Entscheidungen der Politik und Verwaltung.
Mit besorgten Grüßen
Stefan Skowronnek
Und nicht zu vergessen: Die Entscheidungsträger von heute können und werden sich morgen aus dem Staub machen. Und da sie keine persönliche Verantwortung für ihr Handeln übernehmen, müssen sie dafür – leider! – auch nicht mit persönlichen Konsequenzen rechnen. 🙁
Das ist ja schon bemerkenswert, dass diejenigen Beschäftigten, die nicht mit dem Auto kommen (und nach Feierabend direkt über verlängerten Ostring oder Beimoorweg entschwinden) mit einem (privaten) Shuttle zur DB-Haltepunkt Gartenholz kutschiert werden sollen.
Nach den Planungsgrundsätzen von HVV und Stadt werden alle Neubaugebiete an das städtische Busnetz angeschlossen.
Es wäre sinnvoll, die neue Buslinie nicht mehr (wie die alte Linie 169) direkt zum Bahnhof, sondern durch die Innenstadt zu führen; – das um den neuen Beschäftigten vor Augen zu führen, dass Ahrensburg nicht nur aus Gewerbegebieten besteht…
…und sie möglicherweise gelegentlich schon am Rathaus oder (wie im Verkehrskonzept Innenstadt/Schlossbereich angeregt) am Rondeel aussteigen und zu Fuß zum Bahnhof bummeln…
…und natürlich auch, um die Wirtschaftlichkeit der neuen Buslinie zu erhöhen…
…übrigens (falls das der Wirtschaftsförderung bislang entgangen sein sollte) : am Bahnhof gibt es deutlich mehr und bessere Zugverbindungen, als am Haltepunkt Gartenholz.