Bei uns Deutschen herrscht bekanntlich eine Besetzermentalität. Wir kennen alle die berühmten Handtücher auf den Liegen der Hotels in Spanien und anderen Urlaubsländern. Oder in den Speisewagen der Deutschen Bahn: Da sitzt jemand am Esstisch mit seinem Laptop oder einem Buch, hat ein halbleeres Glas vor sich stehen und blockiert damit zur Mittagszeit zwei, drei Stunden lang einen Essplatz. Und das Getränk bezahlt er dann von dem Geld, dass er für eine Platzreservierung gespart hat. 🙁
Auch in Ahrensburg gibt es sie, die Besetzer. Zum Bespiel in der Schlosskirche, wenn dort das Krippenspiel oder eine andere Aufführung stattfindet: Dann wird die Oma der Familie eine gute Stunde vor Beginn dort hingeschickt, setzt sich mitten in eine der vorderen Reihen, breitet hier diverse Garderobenteile und Taschen aus und erklärt dann anderen Besuchern einhundertmal, dass alle Plätze in dieser Reihe leider besetzt sind. Und die Angehörigen der Oma kommen dann fünf Minuten vor Beginn der Veranstaltung und nehmen Platz wie die Fürsten im Mittelalter. In meinen Augen ist das unchristlich.
Am Samstag waren wir mit sechs Kindern im Indoo-Park in Ahrensburg. Es war dort rappeldickevoll wie wir es zuvor noch nie erlebt hatten. Und: Alle Tische im Restaurant waren besetzt. Wir hatten großes Glück, dass gerade ein Tisch frei geworden war. Allerdings mit nur fünf Stühlen, sodass wir einen sechsten für die Kinder benötigt haben, denn die wollten dort alle zusammen essen. So, und nun kommts:
An einem Tisch saß ein Mann. Allein. Nein, nicht ganz allein, sondern er hatte seinen Laptop mitgebracht samt Kopfhörer. Und vor sich auf dem Tisch stand seine Wasserflasche, die er von daheim mitgebracht hatte. Ich habe den Mann höflich gefragt, ob ich einen der beiden freien Stühle haben könnte für unseren Tisch, weil die Kinder dort alle essen wollten. Der Typ verneinte mit dem Hinweis, dass beide Stühle an seinem Tisch besetzt wären.
Zirka eine Stunde danach kam ein kleiner Junge zu dem Mann. Sie packten ihre Sachen und verließen das Indoo.
Ich liebe die Besetzer. So wie Kakerlaken, die sich auf einer Pizza breitmachen.