Wie Leser dieses Blogs wissen, hat mich der “Muschelläufer”, dem ich den Namen Blaumann gegeben habe, seit seiner Aufstellung geärgert. Ich habe dazu ein Hörbuch geschrieben und veröffentlicht mit der dubiosen Geschichte um diese Schießbudenfigur auf dem Rondeel in Ahrensburg. Es ist eine Realsatire, die Wort für Wort der Wahrheit entspricht. Die CD ist archiviert im Kreisarchiv in Bad Oldesloe.
Heute bringt das 3. Buch Abendblatt einen großen Beitrag unter der Überschrift: „Wildpinkler setzen dem Muscheläufer zu“. Und damit liefert die Beilage im Abendblatt schon wieder Realsatire mit den Stimmen von Politikern.
Bela Randschau, Stadtverordneter der SPD, verteidigt in diesem Zusammenhang das unnötig geplante Luxus-Klo in der Großen Straße mit seiner Meinung, dass Discotheken-Gäste dann nicht mehr in die Muschel pinkeln, sondern stattdessen den Eintritt ins Luxus-Klo bezahlen. Klar, und die Diskothek hat ja auch keine Toilette. Und über die Wildpinkler hinter der Heckenplantage in der Großen Straße hat die Redaktion noch nie geschrieben. Oder habe ich das überlesen…?
Weiter im Text: „CDU-Fraktionschef Detlef Levenhagen. Wenn gegen das Kunstwerk uriniert werde, sei das ekelhaft. ‚Ich sehe regelmäßig Kinder darauf spielen’, sagt der Vater und Großvater.“ Meine Frage dazu: Wieso spricht der Politiker, Vater und Großvater die Kinder und Eltern nicht an und verweist auf die Unfallgefahr und das entsprechende Schild am Boden…?!
Großzügig mit unserem Steuergeld zeigt sich der Fraktionsvorsitzende der WAB. Peter Egan: „’Kunst darf sich nicht verscheuchen lassen.’ Er sieht die Stadt in der Pflicht, die Figur vor Vandalismus zu schützen und bei Bedarf zu reparieren.“ Die Frage, ob das wirklich Kunst ist oder weg kann, stellt Egan nicht. Und er bietet auch nicht an, dass die WAB die Kosten für die Reparatur übernimmt oder dass er das Geld aus eigener Tasche bezahlen will. Warum nicht…?!
Nicht ganz voll auf dem gedanklichen Rechtsweg befindet sich Christian Schubbert von den Grünen, der sich über das Plastikgebilde wie folgt äußert: „Unabhängig davon, ob einem das Werk gefalle, müsse sich die Politik damit abfinden, dass der Muschelläufer nicht umgesetzt werden könne. Da die Figur speziell für den Platz auf dem Rondeel geschaffen wurde, gilt das Urheberrecht des Künstlers bis 70 Jahre nach seinem Tod.’“
Richtig ist: Wenn die Stadt sich entschließen würde, das Rondeel neu zu gestalten oder zu verkaufen, könnte der Blaumann entfernt werden. Ebenso durch Zahlung einer einmaligen Ablösesumme an den Plastiker. Trost für die Bürger: 70 Jahre nach dem Tod des Künstlers, was möglicherweise in 120 Jahren sein kann, wird wird der Kunststoff mit Sicherheit nicht halten.
Und wieder mal zeigt es sich, dass der Stadtverordnete Thomas Bellizzi, Fraktionschef der FDP, der einzige Politiker ist, der mit seiner Meinung die Bürger vertritt und sich realistisch zu der maroden Figur äußert. Zitat: „FDP-Fraktionschef Thomas Bellizzi ist gegen die Reparatur. ‚Das Geld ist woanders sinnvoller angelegt.’ Wenn der Muschelläufer eine Gefahr darstelle, müsse er weg, so Bellizzi zum Abendblatt.”
Das 3. Buch Abendblatt verschweigt in seinem Bericht: Eine Abstimmung vom MARKT hat schon kurz nach der Aufstellung der Comic-Figur ergeben, dass eine überwiegende Mehrheit der Bürger den Schneckentreter dort nicht haben möchte. Und eine Unterschriftensammlung bei den Einwohnern von Ahrensburg, mit der sich 1.600 Bürger für eine Entfernung der Figur vom Rondeel ausgesprochen haben, befindet sich in einem Aktenordner, der im Rathaus liegt.
Noch einmal zur Erinnerung: Schon die zweifelhafte, weil inkompetente Jury, die damals eine Auswahl aus verschiedenen Entwürfen getroffen hat, hat gegen die Richtlinien der Ausschreibung verstoßen und ein Plagiat ausgesucht. Der Vertrag mit dem Plastiker Wolke wurde nicht vom Stadtjuristen Reich geprüft und unterzeichnet, sondern von Seiten der Stadt hat die damalige Bürgermeisterin Pepper unterschrieben, die gleichzeitig im Vorstand der Rotarier gesessen hat, die der Stadt den Blaumann kostenpflichtig “geschenkt” haben mit der Nötigung: Die Figur muss auf dem Rondeel stehen! Die Bürger wurden zu alledem nicht gefragt, sondern vor vollendete Tatsachen gestellt. Ein Beschluss der Stadtverordneten, die Figur vom Rondeel zu nehmen und an einen anderen Ort zu stellen, wurde bis heute nicht von der Verwaltung umgesetzt. Dass auch dieses mit Geld verbunden ist, war allseits bekannt.
Über die Aussagen der Politiker kann man nur den Kopf schütteln. Wenigstens Herr Bellzzi sagt, was Sache ist. Wenn das Rumklettern für Kinder gefährlich ist, dann muss das Ding entfernt werden. Oder mit einem Zaun versehen werden, der zugleich das Urinieren in die Muschel verhindern könnte.
Diesbezüglich hatte ich kürzlich bereits einen anderen Vorschlag gemacht: https://www.szene-ahrensburg.de/2018/09/mein-loesungsvorschlag-fuer-zwei-probleme-mit-einem-schlag/
Interessantestes Detail im Abendblatt-Artikel:
“Künstler Martin Wolke reagierte auf mehrfache Abendblatt-Anfrage bisher nicht. In der Vergangenheit hatte er sich gegenüber der Stadt immer wieder gegen einen Abbau oder eine Umsetzung ausgesprochen. Seine Zustimmung gebe es nur – so steht es in Verwaltungsunterlagen – wenn er mit der Schaffung eines neuen Kunstwerks beauftragt werde oder den Kaufpreis von 25.000 Euro erneut erhalte.”
Wenn der Künstler tatsächlich bereit sein sollte, gegen Zahlung von € 25.000 auf seine Rechte zu verzichten, sollte man schleunigst diese Summe aufbringen…
Meine Frau wäre dann wieder bereit -wie früher- lustvoll in der Ahrensburger Innenstadt einzukaufen und zu bummeln. Jetzt meidet sie das Zentrum, weil sie die Figur ank..zt und fährt nach Bargteheide oder nach Volksdorf und zum Wochen-Großeinkauf zu famila.
Die Sache wäre uns einiges wert. Wir würden uns sofort mit einem angemessenen Betrag an einer Spendenaktion beteiligen (selbst wenn diese nicht steuerabzugsfähig sein sollte).
Auch Parkgebühren würden wir -wie früher- klaglos bezahlen.
Ich schließe mich Ihrer Meinung an, wie ich auch schon in Zusammenhang mit der Meinung von Christian Schubbert (Grüne) angeführt habe: Eine Ablösesumme wäre die vernünftigste und auch preiswerteste Lösung. Denn die Folgekosten, die jetzt auf die Stadt zukommen, sind um einiges höher.