Heute richte ich mein Wort mal direkt an Christian Schubbert, den Stadtverordneten aus der Fraktion der Grünen. Der nämlich sagte gestern im Rahmen einer Veranstaltung vom Bürgerverein sinngemäß, dass er sich im Zwiespalt befände bei der Betrachtung des größten Sohnes der Stadt Ahrensburg, nämlich Waldemar Bonsels (1880-1952). Denn der habe in seinem Roman „Die Biene Maja“ eine Sprache geschrieben, die uns angesichts der deutschen Geschichte nachdenklich machen sollte.
Ich kann mir denken, was Sie meinen, Herr Schubbert, nämlich eine Passage wie diese hier: “Und nun, da die kleine Biene an die Kraft und die Stärke der Ihren dachte, an ihre Todesbereitschaft und ihre Treue gegen die Königin, überkam sie ein hoher Zorn gegen die Feinde und zugleich ein beseligter Opferwille und ein beglückender Mut ihrer begeisterten Liebe.”
Und das verknüpfen Sie, wenn ich Sie richtig verstanden habe, mit dem völkischen Gedankengut im Dritten Reich? Sie vergessen dabei aber eines, Herr Schubbert: Waldemar Bonsels veröffentlichte seine „Biene Maja“ im Jahre 1912. In diesem Jahr bezog das Monster Hitler noch Waisenrente und gab sich als Kunstmaler aus.
Dass Waldemar Bonsels genauso wie Heinz Rühmann und viele andere Künstler im Dritten Reich um die Nazis herumgeeiert sind, weil sie weiterhin in Deutschland leben und arbeiten und ihrem Heimatland nicht den Rücken kehren wollten, ist nicht zu bestreiten. Das ist zwar nicht schön, aber aus der damaligen Sicht der Betroffenen durchaus verständlich. Wenn Sie an unsere jüngste Geschichte denken: Wieviele Menschen in der damaligen DDR haben sich dem mörderischen Regime angepasst, um ihr Leben unbehelligt zu führen?! Stehen sie deshalb heute bei Ihnen im Zwiespalt?
Zu Waldemar Bonsels habe ich mit dem Verein Kunstfreunde Ahrensburg im Jahre 2009 eine Ausstellung im Ahrensburger Rathaus veranstaltet. Im Rahmen dieser Ausstellung haben sich Schüler der Stormarnschule im Unterricht mit dem Leben und Werk von Waldemar Bonsels befasst und die Resultate veröffentlicht. Und ich habe auf meinem Blog schon mehrfach zu diesem Thema geschrieben, sodass ich nun nicht mehr weiter darauf eingehen muss.
Und sollten Sie, Herr Stadtverordneter Schubbert, immer noch im Zwiespalt sein, dann empfehle ich Ihnen dringend, die Doppelkopf-Turniere der Grünen sofort zu beenden, weil Ihre Partei sonst nicht wählbar ist. Oder wissen Sie nicht, dass Doppelkopf zu den Lieblingsspielen des Massemörders und SS-Führers Himmler gehört hat…? Warum spielen die Grünen ausgerechnet Himmlers Doppelkopf und nicht Mau-Mau oder Mensch-ärgere-Dich nicht!…?! (Achtung: Das war Satire! 🙂 )
Postskriptum: In diesem Zusammenhang weise ich darauf hin, dass ich am 15. Oktober 2015 hier auf Szene Ahrensburg öffentlich die Forderung erhoben habe, dass Ahrensburg für das Tunneltal einen Antrag auf ein Weltkulturerbe stellt. Das ist rund 2 ½ Jahre her. Und was haben Sie seitdem in dieser Angelegenheit unternommen, Herr Schubbert, der Sie doch Vorsitzender sind im Bildungs-, Kultur- und Sportausschuss? Oder wollen Sie etwa auch unserem Ehrenbürger Alfred Rust etwas aus seiner Vergangenheit ankreiden…?
Das Bonsels-Buch “Biene Maja” ist in 40 (vierzig) Sprachen übersetzt worden und allein in Deutschland in über 1,5 Millionen Exemplaren verkauft worden, und Herr Schubbert ist im Zwiespalt, ob man in der Geburtsstadt von Waldemar Bonsels den Dichter und sein Werk würdigen soll. Geht’s noch, Herr Stadtverordneter?
Das Geburtshaus von Bonsels in Ahrensburg wurde abgerissen, sein Wohnhaus in Ambach wurde renoviert. https://www.merkur.de/lokales/wolfratshausen/waldemar-bonsels-haus-ambach-fertig-renoviert-4029418.html
Ich denke, für Ahrensburg ist der Zug schon lange abgefahren. Bonsels war übrigens kein Nazi, also Mitglied in der NSDAP (im Gegensatz zu Martin Walser, Siegfried Lenz, Dieter Hildebrandt, Walter Jens und Fritz Fischer), hat sich den Nazis aber angebiedert, damit seine Bücher nicht auf die Schwarze Liste kamen. Günter Grass war in der Waffen-SS. Das Günter-Grass-Haus kann man in Lübeck besichtigen: https://grass-haus.de/
Etwas Allgemeines zu diesem Thema: 30 Jahre nach dem Tod eines Menschen erlischt sein Persönlichkeitsrecht, dann kann man ungestraft alles über ihn behaupten. Bei Prominenten kann die Zeitspanne sich nach gerichtlicher Auffassung auch verlängern. Kritische Biographien über prominente Zeitgenossen erscheinen sehr häufig posthum, wenn das Persönlichkeitsrecht abgelaufen ist und der Verfasser vor Gericht nichts mehr zu befürchten hat. Solche Biographien sollte man mit Vorsicht genießen, weil sie nicht selten auch romanhafte Passagen bringen, die unter “dichterische Freiheit” fallen.
Der Dichter Waldemar Bonsels war sicherlich kein einfacher Mensch. Aber er hatte auch Probleme mit den Nazis und musste einiges einstecken. Dass er versucht hat, sich seinen Freiraum zu schaffen, indem er sich bei den braunen Machthabern angebiedert hat, mag zwar verwerflich sein, mindert aber nicht seinen literarischen Welterfolg mit der Biene Maja. Und wenn Übersetzungen in 40 Sprachen erfolgt sind, dann kann das Werk ja wohl nicht anstößig sein in seinem Inhalt. Oder gilt die Kritik von Herrn Schubert nur für die deutschsprachige Ausgabe?
Immerhin hat Ahrensburg einen Waldemar-Bonsels-Weg. Und in der Sparkasse Holstein, die heute dort steht, wo früher die Apotheke der Eltern Bonsels gestanden hat, steht immer noch der Bronze-Kopf des Dichters. Und das ist ja auch schon mal was für die Geburtsstadt des Dichters.
Ach ja, und im Schloss hängt auch noch das Bild von dem Sklavenhändler Schimmelmann.