In die Hagener Allee komme ich heute seltener als früher. Was daran liegt, dass der Parkplatz Lindenhof nicht mehr da ist, den die Stadt ohne Not für’n Appel und ‘n Ei verscherbelt hat. Und nachdem Szene-Leser Frank B. heute in seinem Kommentar zu meiner neuen Ansichtskarte von Ahrensburg mitgeteilt hat, dass die Abbildung des Bauwerks in meiner Darstellung “geschönt” ist, weil inzwischen schon vier weitere Stockwerke draufgebaut worden sind, da habe ich heute im CCA geparkt und bin zum Lindenhof gegangen, um nachzuschauen.
Was ich sah, ist gigantisch, nämlich der Unsinn der Lindenhof-Bebauung. Wenn das der neue Baustil von Ahrensburg ist, dann können alteingesessene Bürger nur weinen, wenn sie davor stehen. Und in den wenigen Minuten, die ich dort verharrte, sah ich nicht wenige Passanten, die kopfschüttelnd vorbeigegangen waren. Und hätte mich jemand gefragt, warum dieser Komplex dort errichtet wird, ich wäre die Antwort schuldig geblieben. Ich weiß es wirklich nicht. Im Sinne der Bürger von Ahrensburg kann es wohl kaum sein, schon allein deshalb nicht, weil sie gar nicht gefragt worden sind.
Ob das Bauwerk in dieser Form von den Stadtverordneten mehrheitlich abgesegnet ist, vermag ich ebenfalls nicht zu sagen. Feststellen lässt sich aber schon durch den Anblick, dass der Investor hier das Geschäft seines Lebens gemacht und sich die Nase damit vergoldet haben dürfte.
Das Dumme daran ist nur: Der Investor wird wieder dorthin verschwinden, woher er gekommen ist. Das Gebäude aber wird dort bleiben. Und in nostalgischer Erinnerung stelle ich das Bauwerk dazu, welches zuvor auf diesem Platz gestanden hat.
Und als ich dann zurück zu meinem Parkplatz ins CCA ging, habe ich mich wie in Hollywood gefühlt: Man geht durch die Kulissen in der Großen Straße ins Center – und steht hinter der Eingangstür vor nackten, bzw. unansehnlichen Wänden. Es ist die blanke Verarschung der Menschen. Eigentlich müsste hier doch das Gewerbeaufsichtsamt tätig werden. Und auch das Finanzamt, denn mit die Potemkinschen Läden zeigt das Unternehmen doch an, dass man dort keine Gewinnabsichten hat, sodass der Aufwand folgerichtig auch nicht steuerlich relevant sein kann, oder…? 😉
Na toll. Und die Bediensteten der Verwaltung müssen in Containern und in einer Baracke sitzen. Kitaplätze fehlen, Straßen sind kaputt, an den Schulen herrscht Mangel, aber ein tolles Häuschen entsteht am Bahnhof. Eben “eine Stadt für alle” Dummheiten, für die nicht zuletzt auch der SPD-Bürgermeister zuständig ist, der die Anträge unterschreibt.
In Ahrensburg scheint es für jede Dummheit eine Mehrheit unter den Stadtverordneten zu geben. In diesem Fall waren es CDU und Grüne, die für die Mehrheit gesorgt haben. Kein einziges Mitglied von CDU und Grünen hat seither dazu Stellung genommen.
Eines ist klar: Das ist nicht mehr das Gebäude, das man den Bürgern auf den Visualisierungen vorgestellt hat.
Die Ahrensburger SPD spricht mit gespaltener Zunge. Wenn die SPD ehrlich wäre, müsste sie als Wahlslogan ausgeben: “Ahrensburg, eine Stadt für Investoren” statt “Eine Stadt für alle.” Schließlich hat ein SPD-Bürgermeister diese Investoren an Land gezogen und mit seiner Verwaltung die Pläne zum ausschließlichen Vorteil des Investores hergestellt.
In diesem Zusammenhang bemerkenswert ist ein Beitrag im heutigen 3. Buch Abendblatt zum Thema Stormarnplatz und also lautend: “Rafael Haase forderte einen städtebaulichen Rahmenplan. ‘So etwas muss her, um die Bürger mitzunehmen und ihnen zu zeigen, wie wir uns das vorstellen’, sagte er. ‘Da hätte auch die Alte Reitbahn reingehört.'”
Dazu der Hinweis: Der Stadtverordnete Rafael Haase kandidiert im Mai nicht wieder. Schade, denn Haase war früher mal der Feuerkopf der SPD und hat immer Schwung in die Stadtverordneten-Versammlungen gebracht, weil er ein Vertreter der offenen Aussprache gewesen ist. In den letzten Monaten ist er bereits still und stiller geworden.
Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist auch die Berichterstattung der Stormarn-Beilage über weitere wichtige Themen aus dieser Bau- und Planungsausschusssitzung:
Die gibt es nämlich (heute ?) nicht !
Während sonst meistens verschiedene Themen (bei weitem nicht alle) häppchenweise im redaktionellen Teil verstreut waren, fehlen sie heute ganz.
Und das, obgleich ja genug Zeit war, sie aufzuarbeiten; – die Sitzung war ja schließlich schon Mittwoch..
Nicht berichtet wurde
* über die geplante Erneuerung der Hagener Allee im Bereich des dem europäischen Netz „NATURA 2000“ zugehörigen FFH-Gebiets „Kammmolchgebiet Höltigbaum/Stellmoor” und den dort regelmäßig eintretenden Tod von 70 % der die Straße überqueren wollenden Tiere (mehrere Hundert, – dadurch erscheint der Bestand akut gefährdet),
* darüber, dass darüber jetzt doch wohl nicht nur im Bauausschuss, sonder auch im Umweltausschuss beraten werden soll,
* dass der leider -wie auch sein Fraktionskollege Haase- nicht mehr kandidierende Vorsitzende Hartmut Möller endlich wieder gemeinsam mit diesem den Rückbau der Straße im Tunneltal und im Forst und die Umwandlung ausschließlich in eine Velo-Route und Fußgängerverbindung in die Diskussion gebracht hat (hätte man eigentlich eher von den Grünen erwartet),
* dass die zentrale Haltestelle für alle Busbenutzer, die vom Hagen und aus dem Südkreis in die Innenstadt wollen, nicht nur -wie bisher bekannt- für drei Wochen ersatzlos aufgehoben worden ist, sondern bis in den Spätsommer 2019,
* dass der verdiente, jetzt ausscheidende Stadtverordnete Haase die unverhältnismäßigen Umwege gegeißelt hat, die Radfahrern und Fußgängern gerade jetzt wieder (im Reeshoop, am Lindenhof, an der AOK-Kreuzung) zugemutet werden, nur um Bauherren die Durchführung ihres Projektes zu erleichtern, .
Wenn ich das richtig verfolgt habe, dann gehört auch der Bürgermeister zu den Investoren in Ahrensburg. Obwohl er sein Haus in Schwerin noch bewohnt (wenn man dem Internet glauben kann), hat der Beamte in Ahrensburg in ein zweites Haus investiert. Böse Zungen nennen das sein “Ferienhaus”. 😉
Die SPD-Fraktion war nicht in die Vorabsprachen zu dem Projekt eingebunden, wir haben das Lindenhof-Projekt bei jeder einzelnen Abstimmung abgelehnt. Ermöglicht wurde dieses Teilstück von “Ahrensburg – eine Stadt für Investoren” durch die Stimmen von CDU und Grünen. Der Bürgermeister ist Leiter der Verwaltung und hat die Mehrheitsbeschlüsse der Stadtverordnetenversammlung auszuführen.
Es ist eigenartig. Sonst machen die Stormarnbeilage und ahrensburg24 immer große Reportagen über den Baufortschritt bei größeren Bauvorhaben. Beim Lindenhof herrscht bei der Stormarnbeilage und bei ahrensburg24 auf einmal totales Schweigen. Fürchtet man den Shitstorm der Bürger? Will man verhindern, dass dieses Gebäude zum Wahlkampfthema wird? Gibt es dazu Absprachen mit dem Rathaus?
mit Spannung erwarte ich die Bebauung der “Alten Reitbahn”, ob das Projekt dann die Hässlichkeit vom Lindenhof noch toppen kann. In Ahrensburg ist ja alles möglich. Hier darf sich anscheinend jeder Investor nach seinen Vorstellungen “baulich austoben”.
Es ist sehr bedauerlich, dass ein erfahrener SPD-Politiker wie Rafael Haase sich lieber aus der Politik zurückzieht, statt dem SPD-Bürgermeister und dessen Verwaltung tüchtig auf die Finger zu klopfen.
Wie der heutige Zeitungsbericht der Stormarnbeilage zur letzten Sitzung des Bauausschusses erneut bestätigt, lassen sich die Stadtverordneten regelmäßig von der Verwaltung dazu überrumpeln, unsinnige Beschlüsse zu fassen . Es handelt sich dabei immer wieder um Beschlüsse, mit denen die Teilhabe der Bevölkerung an der Stadtentwicklung unterbunden wird – bzw. um Beschlüsse, mit denen die Verwaltung ihre eigenen Vorstellungen und Entscheidungen bei wichtigen Bauvorhaben durchboxt. In diesem Fall geht es um die zukünftige Nutzung des Stormarnplatzes.
So gibt es jetzt auf einmal einen Beschluss zur Aufstellung eines B-Plans, bei dem ein Erweiterungsbau für das Rathaus und ein Stadtpark auf dem Stormarnplatz geplant werden. Die Verwaltung hat ohne jegliche Vorankündigung und ohne Vorabstimmung mit den Parteien dazu eine Vorlage erstellt, die dem Bauausschuss zur Abstimmung vorgelegt wurde. Das ist die berühmte Salami-Taktik, mit der über eine Aufsplitterung in Einzelbeschlüsse genau das erreicht wird, was die Verwaltung will, ohne jegliche Rücksichtnahme auf die Wünsche und Vorstellungen der Bürger dieser Stadt. Angesichts dieser Entwicklung kann ich die Aussage des SPD-Vorsitzenden Proske , der Bürgermeister führe doch ausschließlich die Beschlüsse der Stadtverordneten aus, nur noch als Zynismus einordnen.
@ Britta S.: Ich kann Ihnen nicht vorschreiben, wie Sie meine Aussagen einzuordnen haben. Allerdings wundert mich Ihr schnelles Urteil. Ich weiß ja nicht, wer Sie sind. Haben wir uns jemals persönlich gesprochen? Falls nicht, können wir das gerne nachholen und dann kann ich Ihnen Rede und Antwort stehen und anschließend kommen Sie vielleicht zu einem anderen Schluss. Unter http://www.spd-ahrensburg.de finden Sie meine Kontaktdaten. Meine Aussage übrigens war nicht zynisch gemeint, sondern bezugnehmend auf die Gemeindeordnung Schleswig-Holstein. Dort ist geregelt, wer welche Verantwortung hat.
@Britta S.: Eigentlich müsste sich die Bauverwaltung als eigene Partei zur Wahl aufstellen lassen. Die “ungewählte Bauamts-Fraktion” hat hier den grössten Einfluss, und wie wir an unserem Fall mit dem fingierten Vorkaufsrecht spüren mussten, auch noch Geheimwaffen in Form von Rechtsmitteln im Gepäck, mit den man im Vorfeld schon mal alles vortrefflich in die gewünschten Bahnen lenken kann. Ein zutiefst undemokratisches Gebaren. Dass die Fraktionen das nicht von ihrer Seite verfolgen und ohne merklichen Aufstand tolerieren ist mit ein Rätsel. Ich würde den Informationen dieses Fachbereiches nicht mehr trauen können.
In der Schweiz gibt es eine sehr nützliche Vorschrift für Bauanträge: dort muss man nämlich mit Stangen und Brettern die Dimensionen des beantragten Gebäudes vor Ort darstellen. (Genannt “Baugespanne”)
Das habe ich in einem Urlaub gesehen und mich gefragt, ob es nicht solche Monstergebäude in Ahrensburg und anderswo verhindern würde.
@Herr Proske: Der SPD-Vorsitzende macht es sich sehr leicht, wenn er in seinem Kommentar in diesem Blog schreibt, die SPD sei ja bei den Vorgesprächen mit den Lindenhofinvestoren nicht dabei gewesen. Das heißt mit anderen Worten, dass die Pläne für dieses Bauvorhaben zwischen dem Bürgermeister (plus Bauabteilung) und den Investoren alleine zusammengemauschelt wurde, ohne jegliche parlamentarische Kontrolle.
Genau hier liegt die Ursache dafür, dass diese Investorenprojekte im Laufe des Genehmigungsverfahrens meist um mehrere Stockwerke in die Höhe und bis unmittelbar an die Grundstücksgrenzen in die Breite wachsen.
Statt zu sagen, “wir sinds nicht gewesen, die anderen sinds gewesen “, wäre es weitaus sinnvoller zu überlegen, wie ein derartig intransparentes Vergabe – und Bauverfahren zukünftig unterbunden werden kann. Dabei ist das sehr einfach. Sobald es eine öffentliche Ausschreibung gibt mit klar definierten Anforderungen (z.B. 30% geförderte Wohnungen), können die Stadtverordneten zwischen mehreren Bewerbern , mehreren Entwürfen und mehreren Preisangeboten wählen. Leider hat die SPD hier bisher keinerlei Veränderungsbereitschaft gezeigt.
@Rüdiger: Nein, die Gespräche fanden nicht zwischen Rathaus und Investor alleine statt, sondern unter Einbeziehung von vier der fünf Fraktionen in der Stadtverordnetenversammlung. Und Ihren Worten zum Thema öffentliche Ausschreibungen schließe ich mich ohne Einschränkungen an. Genauso hätten wir es uns gewünscht, aber: ohne Mehrheit kein Beschluss.
@Herr Proske: Es geht im vorliegenden Fall nicht darum , ob wir uns kennen oder nicht, sondern darum, welche Rolle die SPD bei der Stadtentwicklung und insbesondere bei den bereits abgeschlossenen oder noch laufenden Investorenprojekten spielte/spielt. Wenn Sie mehr über den Widerspruch zwischen der Gemeindeordnung SH und der Realität in Ahrensburg erfahren wollen, dann lesen Sie doch einfach die Beiträge, die Frauke zu diesem Thema in diesem Blog geschrieben hat und die entsprechende Berichterstattung in den anderen Medien.
Zudem finde ich es interessant, dass Sie auf einmal in diesem Blog öffentliche Ausschreibungen bei der Vergabe städtischer Grundstücke befürworten. Die SPD hat weder beim Lindenhof noch bei der Alten Reitbahn eine öffentliche Ausschreibung eingefordert.
An den Kommentaren zu diesem Blogbeitrag kann man wieder erkennen, wer in der Ahrensburger Politik Koch und wer Kellner ist. Der Gemeindeordnung nach wären die gewählten Politiker der Koch und die Verwaltung nur der Kellner. In Wirklichkeit ist es in Ahrensburg aber gerade umgekehrt. Die Verwaltung rührt die Suppe zusammen, die von den Politikern dann aufgetischt und in der Regel von den Bürgern ausgelöffelt wird. Frauke und ihre Familie sind die unmittelbar Leidtragenden einer derart verfehlten Politik .
Interessant, wie die Verwaltung beim Lindenhof vorgegangen ist. Die Verwaltung zog die Investoren an Land, lud danach die Fraktionen zu sich ins Rathaus ein, machte Versprechungen, die nachher nicht eingehalten wurden, und schon ließen sich vier von fünf Fraktionen über den Tisch ziehen und stimmten dem Vorhaben der Verwaltung zu. Klar, wer hier Koch und wer hier Kellner ist.