Auf der 1. Seite im 3. Buch Abendblatt steht eine Meldung mit der Überschrift: „Ahrensburg will ‚Nette Toilette’ in Restaurants“. Da habe ich mich zuerst einmal gefragt: Wer ist „Ahrensburg“? Und hernach las ich das Kleingedruckte, um mehr über die von Ahrensburg gewollte „Nette Toilette“ zu erfahren.
Schon der Einstieg ist drollig. Wir lesen: „Die Schlossstadt soll sich an der bundesdeutschen Aktion ‚Nette Toilette’ beteiligen. Diesen Auftrag gab der Umweltausschuss auf seiner jüngsten Sitzung der Stadtverwaltung mit auf den Weg.“ Und dem Leser schwant, dass sich hinter „Ahrensburg“ der Umweltausschuss verbirgt und fragt sich: Kann man die städtischen Toiletten im Rathaus, in der Bücherei und anderen öffentlichen Gebäuden wie dem Peter-Rantzau-Haus nicht bereits heute schon benutzen, ohne dass man dort auch noch etwas anderes erledigen muss…?
Nein, gemeint sind gar nicht die städtischen Toiletten, sondern der Umweltausschuss hat nach Darstellung der Zeitung der Stadtverwatung den „Auftrag“ (!) gegeben, dafür zu sorgen, dass Ahrensburger Gastronomen ihre Gäste-WCs auch für Nicht-Gäste zur Verfügung stellen. Und nicht nur das, sondern die Wirte sollen auch am Eingang ihrer Lokale mit einer Plakette darauf hinweisen. Und dafür bekommen sie von der Stadt eine monatliche Reinigungsgebühr, egal, ob die Toilette nur von Gästen und gar nicht von Nicht-Gästen benutzt wird.
40 Gastronomen wurden gefragt, 4 wollten eine „Nette Toilette“ gegen Reinigungsgebühr anbieten. Dafür muss für die Lizenz einer App ein Betrag von 1.500 Euro gezahlt werden, und die Gastwirte würden – wie Lilliveeh berichtet – von der Stadt dafür mit „monatlich 30 bis 50 Euro unterstützt“.
Angenommen, alle angefragten 40 Restaurants hätten einer netten Toilette zugestimmt, und die Stadt würde jedem Restaurant dafür monatlich 40 Euro zahlen. Das wären nach Adam Riese monatlich 1.600 Euro und jährlich fast 20.000 Euro für Toilettenbenutzung – ohne zu wissen, ob die Bürger dieses Angebot überhaupt wahrnehmen werden. Und wenn die “nette Toilette” geschlossen hat, dann steht ein Eimer vor der Tür, oder…? 😉
Zu diesem Thema empfehle ich den Artikel aus dem HA/Stormarn vom 18.01.2017 mit dem Titel:
“Ahrensburger Gastwirte gegen “Nette Toilette””
Dort kann man auch nachlesen, wer diesen Antrag im Umweltausschuß vorgetragen hat.
Warum, im Namen von Lukullus, sollte ein Gastwirt sein Speiselokal am Eingang als öffentliche Toilette deklarieren? So blöd kann doch niemand sein, es sei denn, er ist auf die Reinigungskosten, die die Stadt ihm zahlt, angewiesen.
Wenn man im Falle eines Falles höflich fragt, darf man fast überall, auch ohne Verzehr und Pflichtgebühr, die Toilette benutzen. Auch Private kann man wegen seines Notfalls bitten. Deshalb heißt es auch Notdurft – im Notfall darf man, denn sonst ist es unterlassene Hilfeleistung. Da bedarf es keiner App, Reinigungspauschalen und hoher Gebühren.