Vorab: Die Firma Clariant AG ist ein weltweit tätiger Konzern in Sachen Chemie. Und dieses Schweizer Unternehmen ist auch ein Ahrensburger Thema, weil es die Clariant Masterbatch GmbH in Ahrensburg gibt. Was gestern einigen Bürgern im Gartenholz ziemlich gestunken hat.
Über den Grund berichtet Gartenhölzerin Daniela B. in einer Mail, die sie direkt an Clariant geschrieben hat. Ich zitiere:
“Hallo, ich bin Gartenhölzerin und mache mir seit heute wieder intensiv Sorgen um das Thema Geruchsbelästigung und Schädigung des Menschens. Als Gartenhölzerin ist man in Ahrensburg lebend ja inzwischen daran gewöhnt. Dank der Hela-Ketchup-Fabrik, von intensiven Curry-Wolken umnebelt zu sein, dass man zeitweise denkt, man befände sich im tiefsten Indien.
Gestern (04.04.2017 gegen 16-17 Uhr) jedoch wehte von der Fabrik Clariant am Kornweg Ungutes herüber, das einem die Luft zum Atmen nahm. Bestialischer Gestank nach fiesen Lacken! Familien mit Kindern, die bei Aldi oder Familia zu Fuß den Heimweg vom Einkauf antraten, rannten schneller (wie wir) oder hielten sich Tücher vor Mund und Nase. Dort hätten gestern schöne Pressebilder entstehen können!
Es wäre schön, wenn Sie nachforschen könnten, woher dieser Gestank kam und was man zukünftig tun wird, um weitere Vorfälle dieser Art zu vermeiden. Dass diese Dämpfe ungiftig waren kann ich ausschließen, denn sie lösten bei mir Kopfschmerzen und Schwindel aus.”
Das Unternehmen antwortete am selben Tage wie folgt:
“Vielen Dank für Ihre Email. Wir können bestätigten, dass gestern Nachmittag zwischen 16:00 und 17:00 Uhr eine unangenehme Geruchsbildung außerhalb unserer Werksgebäude festgestellt wurde. Selbstverständlich haben wir daraufhin unsere Abluftsysteme sofort überprüft. Bei der Überprüfung einer Anlage wurde festgestellt, dass die eingebauten Kohlefilter vorzeitig auszutauschen waren. Diese Maßnahme wurde umgehend durchgeführt, so dass es zu keiner weiteren Geruchsbildung gekommen ist. Der wahrgenommene Geruch entsteht bei der thermischen Behandlung nur weniger amorpher Kunststoffe und ist als nicht gesundheitsgefährdend einzustufen. Wir bedauern diesen Vorfall und haben entsprechende Vorkehrungen zur Vermeidung weiterer Geruchsbelästigungen getroffen. Mit besten Grüßen Alexandra Borys”
“Thermische Behandlung nur weniger amorpher Kunststoffe” und “als nicht gesundheitsgefährdend einzustufen”… na klar, das ist eine “klare” Auskunft, mit der die besorgte Bürgerin sich zufriedengeben soll. Natürlich kommt man dann auf die Idee zu googeln und findet den Unfall, den es vor fünf Jahren bei der Firma Clariant am Standort Gendorf gegeben hat. Das hat zwar nichts mit dem Gestank in Ahrensburg zu tun, aber es zeigt: Wo was mit Chemie passiert, sollte man nicht nur die Nase zu- sondern auch Augen und Ohren offenhalten. Und eine umgehende, beruhigende Auskunft aus dem Ahrensburger Rathaus hat die Gartenhölzerin aufgrund ihrer Mail dorhin nicht erhalten.
Mir war in den letzten Monaten hier in Delingsdorf (unter 1-2 km Luftlinie entfernt) öfter mal eine leichte bis manchmal stärkere Kunststoffduftnote draußen aufgefallen, die ich subjektiv auch Clariant zugeordnet habe. Da das früher nie der Fall war, hatte ich vermutet, daß dort technisch etwas umgestellt worden sein könnte. Haben andere auch solche Erfahrungen (Erschnupperungen) gemacht oder habe ich ein zu feines Näschen? 😉
Wir gehen oft bei Familia/Aldi am Kornweg in Ahrensburg einkaufen. Weil wir kein Auto haben, geht der Wanderweg immer direkt am Werksgelände bei Clariant vorbei. Viel Zeit zum Schnuppern. Bisher ist mir persönlich noch nichts “komisches” aufgefallen. Am 4.04. jedoch waren die bestialischen Gerüche (nach Lack? Lackfarbe?) so extrem, dass wir schon fast davon rannten. Andere Menschen taten es uns gleich und nahmen diesen “Duft” sicher, ähnlich wie wir, als gefährlich wahr. Kurze Zeit später hatte ich Kopfschmerzen, am Abend dann Halsschmerzen (wie kurz vor einer Erkältung) und leichte Atembeschwerden. Heute geht es mir wieder besser. Vor dem 4.04. war ich ohne Beschwerden.
Und wieso steht darüber heute nichts im Abendblatt, jedenfalls nicht im Stormarn-Teil?
Weil es so etwas einfach nicht gibt in Ahrensburg, darum nicht.
Das Abendblatt ist interessiert einen Artikel zu bringen! Ich habe heute (6.04.2017) eine Anfrage bekommen. (Nachdem ich das Abendblatt vom Vorfall informiert habe. )
Man möchte mit Zeugen gerne morgen vor dem Werksgelände von Clariant ein Foto machen. (7.04. am Vormittag ein Foto machen)
Sie suchen noch Zeugen, die sie befragen können. Also gerne melden.
“Das Abendblatt” wird heute intensiv recherchieren (Polizei, Feuerwehr) und hat einen Termin heute im Clariant-Werk am Kronskamp. Die Pressestelle von Clariant wurde vorab befragt. Der Artikel soll morgen, am 8.04. erscheinen.