Der Aufmacher vom 3. Buch Abendblatt ist überschrieben: „Jetzt machen Pfandringe die Runde“. Und wir sehen zwei junge Frauen mit so einem “Pfandring”, die uns freundlich anlachen, weil sie drei Plastikflaschen gefunden und in so einen Ring gesteckt haben.
Wenn ich den Beitrag richtig verstanden habe: An Abfallbehältern in der Stadt, sollen Leute, die eine Glas- oder Plastikflasche gefunden haben, diese in den sogenannten „Pfandring“ stecken. Im Bilde erkenne ich aber, dass es sich dort nur um eine oder um zwei Pfandflaschen handelt, die einen Wert von je 25 Cent haben; die andere Plastikflasche könnte von einem Reinigungsmittel stammen, wofür es gar keinen Pfand gibt.
Bis heute ist es so: Pfandflaschen genauso wie Bierdosen bringt der Käufer wieder zum Laden und bekommt sein Pfandgeld zurück. Andere Plastikflaschen kommen in den Gelben Sack. Und Glasflaschen und Gläser, für die kein Pfand bezahlt wurde, bringt man zum Glascontainer.
Was also soll dieser Humbug mit den „Pfandringen“…? Wem sollen die Dinger dienen? Glauben die Initiatoren tatsächlich, dass dumme Menschen, die heute ihre leeren Flaschen in die Natur werfen, nun einen Abfallbehälter suchen, an dem ein „Pfandring“ angebracht wird, um die Pullen dort reinzustellen, weil das so dekorativ ausschaut…?
Für mich ist das vergleichbar mit folgender Aktion: Die Stadt stellt in der freien Natur große Container auf, damit alle, die ihren Müll dort bisher illegal hingeschafft haben, diesen dann in die bereitgestellten Abfallbehälter werfen können.
Aber bestimmt habe ich die “Pfandring”-Aktion bloß missverstanden und bekomme Aufklärung per Leserkommentar.
Die Pfandringe sollen es den Leuten leichter machen, die mit dem Sammeln von Pfandflaschen Geld verdienen. So müssen die nicht den Müll durchwühlen. Das steht gleich im zweiten Satz des Abendblatt-Artikels.
Genau das ist es ja, was ich nicht verstehe: Es geht gar nicht um die weggeworfenen Flaschen in der Natur (wohlgemerkt: nur die Pfandflaschen), sondern um die Mülldurchsucher, die vom Pfandgeld leben. So, und nun kann jeder, der an einem Abfallbehälter vorbeikommt, bequem die Pfandflaschen mitnehmen und im Laden nebenan zu Geld machen. Und die Nicht-Pfandflaschen bleiben im “Pfandring” stehen. Und: Welcher “normale” Mensch stellt seine Pfandflaschen in den “Pfandring”?
Es sind Menschen, die zu faul sind, in den Laden nebenan zu gehen und lieber auf das Pfandgeld verzichten. Oder Menschen, die auf der Parkbank Bier trinken, wenn der Laden nebenan geschlossen hat und die die Flasche nicht mitschleppen wollen.
Ich weiß nicht, ob das “normale” Menschen sind, auf jeden Fall gibt es von dieser Sorte gar nicht so wenige. Darum gibt es auch gar nicht so wenige Pfandflaschensammler.
Die Menschen, die nachts auf der Parkbank sitzen und Bier trinken, wenn die Läden geschlossen haben (Penny z. B. um 22 Uhr) und weil das Bier in den Kneipen teurer ist – diese Trinker werden ihre Pfandflaschen in der Nacht wohl kaum in einen “Pfandring” stecken.
Die “Nicht-Pfandflaschen” werden ja ganz normal entsorgt, wenn der Mülleimer geleert wird!
Die Pfandflaschen können in den Ring gestellt werden, damit die Sammler (meist mittellose Personen) sich von dem Pfand etwas kaufen können!
Das ist doch eine lobende Idee!
Wenn es funktioniert, ja. Es funktioniert aber nicht.
So schwer ist das gar nicht zu verstehen. Es landen immer wieder Pfandflaschen im Müll, weil Menschen sie dort reinschmeißen. Weil sie sie vielleicht gerade unterwegs geleert haben und keine Lust haben, sie mit sich rumzuschleppen, bis sie sie irgendwo abgeben können.
Pfandflaschensammler wissen das und durchwühlen deswegen den Müll. Was nicht nur entwürdigend ist, sondern auch Verletzungsgefahren birgt. Die Idee ist nun: Wenn so ein Pfandring am Mülleimer hängt, stellen Menschen die Pfandflasche, die sie ansonsten gerade IN den Eimer schmeißen wollten, da hinein. Ja, klar kann jeder der an einem Pfandring vorbeikommt, die Flaschen bequem mitnehmen und im Laden nebenan zu Geld machen. Das tun dann hoffentlich die, die es nötig haben. Ich finde das eine super Sache.
Wenn im Ring drei Flaschen stecken, die keine Pfandflaschen sind, dann werden die “Flaschensammler” weiterhin den Müll durchsuchen. Das werden sie auch tun, wenn der Ring leer oder voll ist. Und es wird Menschen geben, die es nicht nötig haben, Pfandflaschen zu sammeln, sie aber gern mitnehmen, wenn sie dort so zur Mitnahme präsentiert werden.
PS: Wo bekommt man eigentlich eine so geile E-Mail-Adresse wie: XXX@XX.de…?
Und das “Risiko”, dass jetzt jemand, der es nicht nötig hat, eine Pfandflasche vom Ring mitgehen lässt, ist schlimmer, als das dieselbe Pfandflasche im Mülleimer landet?
In anderen Städten werden die Pfandringe angenommen. Funktioniert super.
Ich habe es übrigens schon immer so gehalten: Wenn ich mal unterwegs bin und eine leere Pfandflasche nicht mit mir rumschleppen will (nein, kein Bier – sondern z.B. Wasser für die Kinder, die mal spontan Durst bekommen haben), und der Laden eben mal nicht “nebenan” ist, dann stelle ich sie NEBEN den Mülleimer. Pfandsammler finden die und nehmen die mit. Passiert erstaunlich schnell. Und wenn ein Ring da ist, stell ich die eben da rein. Noch praktischer. Ich versteh die ganze Kritik nicht.
Muss dazu sagen, dass ich in Hamburg wohne. Da funktioniert es und wird angenommen.
Und ich habe mich immer gefragt: Was für bequeme Leute sind dass, die ihre leeren Pfandflaschen einfach auf die Straße stellen und dabei noch glauben, sie täten Gutes damit. 😉
So geht man vor den Augen seiner Kinder mit schlechtem Beispiel voran, zeigt ihnen die Auswüchse der Wohlstandsgesellschaft.
Und stellen Sie sich vor, den zeige ich noch ganz andere schreckliche Auswüchse unserer Wohlstandsgesellschaft. Die hab ich sogar schon mal mit zur Kleider- oder Möbelspende genommen. Aber ich sehe schon: In Ahrensburg wird das mit dem Pfandring tatsächlich nicht hinhauen.
Auf die Idee, den armen Menschen statt der leeren auch mal eine volle Flasche hinzustellen, sind Sie noch nicht gekommen…..?
Überall in der Stadt stehen Abfallbehälter – und der Müll landet trotzdem auf der Straße.
Es gibt auch Menschen, die durchwühlen die Papierkörbe nicht nur nach Pfandflaschen, sondern auch nach anderen Dingen, z. B. nach Tageszeitungen vom selben Tage. Oder nach Tageskarten der Bahn. Soll es dafür jetzt auch noch Ablagekörbe am Abfalleimer geben?
In den Sammelbehältern werden hauptsächlich Einwegflaschen landen.
Das erinnert mich an die Kinder der Flaschensammler: Für sie wurden auf der Wiese am Schloss extra 6000 blaue Papierfähnchen gesteckt. Ob sie davon satt geworden sind, ist mir nicht bekannt. Für das Schloss, vor dem die Fähnchen standen, wurden sogenannte “Schlossplaketten” erstellt und verkauft. Von dem Erlös sind vermutlich die Pfandringe für die Abfallbehälter gekauft worden. Oder kriege ich da alles durcheinander???
Wenn es einigen hiflt und keinem schadet, wo ist dann das Problem?
Richtig!
Es schadet den bisherigen Flaschensammlern, denen viele Flaschen vor der Nase weggeschnappt werden von Kindern und anderen Personen, die nicht bedürftig sind. Die Ringe kosten außerdem Geld, und das Ganze sieht auch noch Kacke aus – passt allerdings zu den bunten Schrottfahrrädern, die in der Innenstadt sinnlos herumstehen.
Mein Vorschlag: Macht die Menschen, die sich ein Zubrot durch Flaschenpfand sammeln müssen, einfach zu ordentlichen Müllsammlern in der Stadt, die als „Optiker“ arbeiten und pro vollgesammelten Müllsack einen Geldbetrag von der Stadt bekommen, der mehr ist als das bisschen Pfandgeld von eingesammelten Flaschen! Das würde nicht nur diesen Menschen helfen, sondern auch unsere Stadt schöner weil sauberer machen.
So gesehen haben Sie Recht. Und darum sollten wir dem Blaumann auf dem Rondeel auf jeden Fall so einen Ring um den Bauch montieren! 😉
Ohne Worte.
Aber ich versuche es doch noch mal:
Ob man jetzt Flaschensammler offiziell zu Müllsammlern macht oder auch nicht – das steht ja alles nicht zur Debatte hier. Hier geht es um ein konkretes Problem:
Die einen schmeißen Pfandflaschen in den Müll, die anderen holen sie wieder raus.
Und eine Lösung dafür:
Die Pfandringe, in die Pfandflaschen gestellt werden, statt in den Müll geworfen.
Dass Sie die Sorge umtreibt, dass jetzt Kinder oder nicht bedürftige den Pfandflaschensammlern jetzt reihenweise die Flaschen wegschnappen und SIE der jenige sind, der sie dafür schützen will – also, sorry. Ich habe in Hamburg schon reihenweise Pfandflaschensammler gesehen, die sich die Flaschen aus offiziellen und nicht offiziellen (selbst angebrachten) Sammelvorrichtungen nehmen und froh sind, nicht in die Mülleimer grabschen zu müssen. Ich denke mal, das Argument, dass das “Kacke” aussieht, kommt den wahren Beweggründen schon näher. Und ich fürchte, anderen einfach nicht die paar Cent für Pfandflaschen zu gönnen, spielt auch mit rein.
Lieber Martin, volle Unterstützung für all Ihre Kommentare in dieser Sache. Ahrensburgs Bürgerinnen und Bürger sind nicht so hartherzig, wie dieser Blog sie erscheinen lässt.
Lieber Herr Sußebach – lesen Sie doch mal, was die FAZ dazu geschrieben hat: http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/pfandringe-tolle-idee-ernuechternde-bilanz-13461863.html
Sehe ich ganz genauso, Henning Sußebach und Martin, diese Anti-Haltung ist echt ein Witz.
In Hamburg funktioniert es mit den Pfandringen und extra Abstellflächen gut.
Auf einigen Flaschen findet man mittlerweile auch den Hinweis “Pfand gehört daneben” mit einem Bild von einer Flasche neben einem Mülleimer.
Eine sehr gute Aktion, die hoffentlich noch größere Wellen schlagen wird – trotz Protest einer naserümpfender Minderheit, der das Aussehen der Mülleimer ganz offensichtlich wichtiger ist als ein Mensch.
http://www.morgenpost.de/vermischtes/article207041229/Warum-der-Pfandring-immer-noch-ein-Nischendasein-fristet.html
Herr Dzubilla, ich verstehe Sie nicht. Es würde doch sehr dekorativ ausschauen, wenn alle Abfallbehälter in der Schlossstadt so geschmückt werden:
Was ich viel “hässlicher” finde, auch wenn man’s vielleicht nicht so direkt sieht:
Ressourcenverschwendung. Und Unsoziales denken.
Ressourcenverschwender sind diejenigen Zeitgenossen, die Pfandgut in einen Müllcontainer werfen. Unsozial denken diejenigen, die den heutigen Flaschensammlern die Flaschen zu einem Großteil wegnehmen wollen nach dem Motto: Wer zuerst kommt, greift zuerst.
“Martin”, der Sie, wie Sie schreiben, in Hamburg wohnen, mit gefälschter E-Mail schreiben und zuvor noch nie auf diesem Blog gepostet haben: Gehören Sie der Vertriebsfirma an, die diese Behälter an die Kommunen verkaufen will…?
Und ich vergass: Der Anblick von Leuten, die in stinkende Müllereimer greifen (müssen) finde ich auch echt hässlich.
Die eigentliche Frage, die ich hier vermisse, stelle ich einfach mal selber: Warum gibt es in der reichen Stadt Ahrensburg immer noch Menschen, die gezwungen sind, leere Flaschen zu sammeln, weil sie die paar Cent dringend zum Überleben benötigen? Sind diese Sammler vielleicht Flüchtlinge? Meine Fragen wird hier vermutlich niemand beantworten, und deshalb stelle ich sie dem Bürgermeister und dem Herr Stegner, denn die müssten es ja wissen. Vielleicht sammeln die ja nach Einbruch der Dunkelheit selber Pfandflaschen?
Kompliment.
26 Kommentare in 9 Stunden zur wirklich wichtigen Kernfrage: Hilfe, wohin mit meiner leeren Flasche ?
Irrtum, Maulwurf! Jeder weiß, dass es in der Stadt an jeder Ecke einen Laden gibt, der die Flaschen zurücknimmt (man muss sie nicht einmal dort gekauft haben). Und ist eine leere Flasche wirklich so wahnsinnig schwer, dass man sie nicht mit nach Hause nehmen kann? Und die Open-Air-Kneipe Penny nimmt Flaschen noch bis 22 Uhr zurück.
Und die Typen, die zu bequem sind, eine Pfandflasche wieder abzugeben, die werden durch die Pfandringe auch noch unterstützt und sehen sich sogar als Gönner der Menschheit. Hinweis: An Flaschenautomaten ist auch eine Taste. Wenn man die drückt, dann spendet man das Flaschenpfand. Aber für die Wegwerfer ist das natürlich zu mühselig. Lieber an die Straße stellen, damit sie von vom gemeinen Fußvolk der Wohlstandsgesellschaft eingesammelt werden. Erbärmlich.
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Lieber Martin, lieber Henning, vielen Dank! Ich pflichte euch beiden bei.
Da hier zwei Artikel verlinkt wurden zitiere ich mal gerne aus einem davon (es handeln eh beide von Köln, also gleiches Thema):
Mopo – “Zehn einsame Pfandringe in einer Stadt mit 10.000 Mülleimern sind keine überzeugende Ausgangsgröße.”
Als Gegenentwurf eine Meldung aus Düsseldorf:
http://www.rundschau-online.de/region/koeln/koeln-versagte-duesseldorf-fuehrt-pfandringe-ein—mit-erfolg-25029464
Gibt es das? Das Projekt hat Erfolg? Es kommt wohl mal wieder auf die Umsetzung drauf an.
Oder auf den Autor sowie den Verlag dahinter 😉
In Hamburg haben sich mittlerweile ganz selbstverständliche Verhaltensweisen z.B. im Stadtpark und anderen einschlägigen Gegenden entwickelt, mit denen alle gut leben. Es braucht natürlich auch etwas Zeit um einen Wandel herbeiführen zu können.
Zurück nach Ahrensburg:
Viele Menschen sind in diversen Situationen zu Faul, Flaschen abzugeben. Diese landen dann in der Natur oder im Mülleimer. Das ist eine Tatsache. Seit Jahrzehnten (oder länger? 😉 ). Hier geht es nun ausschließlich um die Flaschen, die im Mülleimer landen und von Flaschensammlern aus dem Müll gefischt werden. Damit das nicht ewig so weitergeht hatte jemand eine Idee, wie alle von dem Umstand profitieren und sich an die Arbeit gemacht. Ich verstehe nicht, wo das Problem liegt.
Allerdings bin ich auch einer der ‘unnormalen Menschen’, die ihre Flaschen (und Dosen) daneben, oben drauf, in einen Pfandring oder (AU WEIA) vor dem Stadion in einen Einkaufswagen legen (der meistens schon prall gefüllt ist). Bisher ist mir auch noch nicht aufgefallen, dass es drumherum auffällig stärker verdreckt ist. Auffällig dagegen ist es schon eher, dass die Ahrensburger Innenstadt am Sonntag Morgen aussieht wie eine Müllhalde … inkl. zerbrochenen Gläsern auf Spielplätzen und mit Straßenschildern eingeworfenen Bushaltestellen.
Warum also nicht? Weil Anzugträger die Flaschen den Sammlern nehmen könnten?
Oder weil es nichts bringt, da der Sammler trotzdem in den Mülleimer guckt?
Weil die Ringe häßlich sind?
Ob es in Ahrensburg funktioniert, einige der Bewohner sogar zum Denken anregt und anderen hilft findet man doch am besten heraus, indem man es macht.
Zwei Projekt wären aus meiner Sicht im übrigen dafür prädestiniert, dem Pfandring ernsthafte Konkurrenz zu machen:
1) Armut bekämpfen, sodass niemand mehr Flaschen sammeln muss.
2) Die Menschen dazu zu bringen, alle Flaschen immer ordnungsgemäß zu entsorgen
Beste Grüße aus Ahrensburg.
Ihren letzten Absatz unterstreiche ich voll und ganz und doppelt und dreifach! 😉
“…mit Straßenschildern eingeworfenen Bushaltestellen.”
Können Sie mir mal verraten, wie viele das in den letzten 10 Jahren gewesen sind?
Und am Ende der Diskussion empfehle ich, folgenden Beitrag zu diesem Thema zu lesen: https://diekolumnisten.de/2015/12/17/flaschensammeln-in-wuerde/