Heute berichtet die Stormarn-Beilage, dass die Stadtverwaltung von Ahrensburg die Jugendlichen der Stadt auffordert, sich an der Neugestaltung zu beteiligen. Also eine ähnliche Aktion wie damals mit dem Rathausplatz, wo die Stadtverwaltung die Bürger aufgefordert hat, Vorschläge zur Neugestaltung einzureichen. Und weshalb der Rathausplatz heute so attraktiv ist wie zuvor.
Was sollen die Jugendlichen tun? Sie sollen Fotos an die Stadt schicken von Orten in Ahrensburg, die ihnen gefallen, und von Orten, die ihnen nicht gefallen. In der Praxis läuft das dann so ab: Die Jugendlichen schicken Fotos vom Rathausplatz und schreiben: “Gefällt uns nicht!” Und sie schicken Fotos von den Bänken vor dem Penny-Markt und schreiben: “Gefällt uns gut!”
Und was macht die Stadtverwaltung dann? Ganz klar, sie sorgt dafür, dass mehr Penny-Märkte in Ahrensburg aufmachen mit Bänken davor. Und der Rathausplatz wird geschlossen.
Und sollten die Jugendlichen vielleicht die Schlosswiese als positiv fotografieren, dann werden in Ahrensburg noch mehr Schlosswiesen angelegt. Und sollten sie Negativ-Fotos vom Rondeel machen, dann wird der Platz neu gestaltet, zum Beispiel als Beach-Anlage mit Liegestühlen und Cocktail-Bar statt Bäckerei-Filiale.
Wenn die Jugendlichen dann gesagt haben, was sie möchten, werden ihre Wünsche abgeglichen mit denen ihrer Eltern. Und dann muss Penny um 20 Uhr schließen und das Rondeel bleibt so wie es ist.
Sehr geehrter Herr Dzubilla,
ich habe in 2014 und 2015 als Politiker das Planspiel “Jugend im Rathaus” betreut. In diesem Planspiel entwickeln die 16-18 Jährigen Projekte (von der Großraumdisco über Stadtpark bis zur autofreien Innenstadt), diskutieren diese in Arbeitsgruppen und Ausschüssen und stimmen am Ende im Plenum über die Anträge ab. Ich war und bin überrascht, wie selbstkritisch und nüchtern die Jugendlichen die Projekte beurteilen und zumeist als unrealistisch, nicht sinnvoll oder nicht finanzierbar erkennen und ablehnen.
Wenn Ahrensburg ein gravierendes Problem bei der Stadtentwicklung hat, ist es nicht das Anspruchsdenken unserer Kinder, sondern Besitzstandsdenken und fehlende Kompromißbereitschaft der Erwachsenen.
Lieber Herr Egan – vielen Dank für Ihren sachdienlichen Kommentar! Ich denke, dass folgende Frage bei den Lesern von Szene Ahrensburg eine Antwort benötigt, nämlich: Bei welchen Themen zeigten die Erwachsenen keine “Kompromissbereitschaft” sondern nur “Besitzstandsdenken”?
Ich kann Ihnen nur zustimmen, Herr Egan; ähnliche Erfahrungen habe ich sowohl mit Kindern als auch mit Jugendlichen gemacht. Meine Befürchtung ist allerdings, dass in Ahrensburg die Fotos der Jugendlichen mit deren Stellungnahmen genau so wie die Ideen und Verbesserungsvorschläge der Erwachsenen auf Nimmerwiedersehen und zum Verstauben oder Schreddern verurteilt, im Rathauskeller enden.
Sollte dies wirklich geschehen, wird man die engagierten Jugendlichen nur schwer wieder für Mitarbeit – die Stadt Ahrensburg betreffend – motivieren können.
Ihr da oben,
hier unter dem Rathauskeller sind noch keine Fotos angekommen.
Aber halb vermoderte Plakatfetzen. Im Dämmerlicht ist ein “gut gemacht” erkennbar.
Den nächsten Hügel werfe ich auf eurem Rathausmarkt auf und schaue mal all das Gute an.
Auch in der DDR wurden die Bürger von ihrer Obrigkeit immer wieder gefragt, wie man das Leben im Sozialismus noch weiter verschönern könnte. Der Rest ist Geschichte.
Beste Grüße
Thomas H.