Michael Sarach: “Belustigung” der Bürger wird fortgesetzt

Junge Menschen interessieren sich für die Stadtplanung von Ahrensburg nicht die Bohne. Wie die Stormarn-Beiage heute berichtet, waren lediglich  „rund 20“ (was meint: weniger als 20) dem großen Aufruf der Stadt gefolgt, um Ideen für die zukünftige Planung der Ahrensburger Innenstadt vorzutragen. Und zwei der drei Jugendlichen, die von der Stormarn-Redaktion zitiert werden, sind 28 (!) Jahre alt.

aus: Hamburger Abendblatt

aus: Hamburger Abendblatt

Es geht also um die Planung der Ahrensburger  Innenstadt, wozu öffentliche Gelder ausgegeben werden sollen. Und was wollen die „rund 20“ Jugendlichen, die sich gemeldet haben? Ich hätte es im voraus sagen können: Wichtig für die Innenstadtgestaltung (!) sei ein Kino. Und damit meinen sie vermutlich so eines wie UCI und CinemaxX und mit vielen Actionfilmen.

Dass der Vorplatz vom CCA begrünt werden soll, wie “die Jugendlichen” wünschen, ist schon lange eine Forderung von Bürgern, Verwaltung und Politik, aber keiner tut was. Ob die öffentlichen Gelder dafür verwendet werden dürfen? Ich weiß nicht so recht.

Und vermutlich waren unter den „rund 20“ Jugendlichen genauso viele Skater, denn sie wollen „einen neuen Skatepark“ in der Innenstadt, weshalb sie offenbar zu der Veranstaltung gekommen waren. Außerdem bessere Beleuchtung auf der Schlosswiese und Toiletten dazu. Und im „historischen Gebäude“, dem Speicher, der gar nicht der Stadt gehört, wollen sie Musik machen – im Rahmen der Stadtplanung, versteht sich

Letzter Satz des Beitrags: “Ich finde es großartig, dass sich die Stadt für solch eine Bürgerbeteiligung entschlossen hat und auch die Jugendlichen gesondert fragt”, sagt Frank Schlegelmilch vom Büro BPW baumgart + partner, der mit seinem Team mit der Planung und Umsetzung des Innenstadtkonzeptes beauftragt ist“ … und vermutlich sogar noch Geld dafür bekommen hat.

Kann mir mal jemand eine Feder leiden? Ich möchte mich kitzeln, weil ich sonst über das Tun und Treiben der städtischen Verwaltung nicht mal mehr lächeln kann.

Postskriptum: “Jugend wünscht sich weniger Autos in Ahrensburg”, schreibt die Stormarn-Beilage über das Treffen mit ein paar Skatern. Kann man diese Redaktion eigentlich noch ernstnehmen?

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 5. November 2015

13 Gedanken zu „Michael Sarach: “Belustigung” der Bürger wird fortgesetzt

  1. Sabine Heinrich

    Wurde seitens der Stadt ernsthaft versucht, die Jugendlichen Ahrensburgs zu erreichen, was natürlich am einfachsten über die Schulen möglich ist?
    Man hätte einen Ideenwettbewerb ausschreiben und dann mit den kreativsten Urhebern weiterplanen können. Das macht natürlich viel Arbeit, aber letztlich lohnt sich der Aufwand.
    So bleibt das Ganze eine Farce, zumal in der Runde ein Erwachsener dabei war.
    Schade – denn wie ich an anderer Stelle in diesem Blog geschrieben habe, können Jugendliche durchaus kreativ sein!

  2. Kassandra

    Und nächste Woche soll noch eine Befragung in Kindergärten stattfinden und danach eine weitere bei allein erziehenden Single-Frauen im Alter von 18 bis 89 Jahren, die kein Auto fahren und bei aldi und Douglas und Amazon einkaufen.

    Ein Gag, glauben Sie? Ja, und was war die Befragung der “Jugendlichen”…?.

  3. J. P. Kirchhoff

    Das ist weder repräsentativ noch mitteilenswert. Ich wollte schreiben: “Selten so einen Stuss in der Stormarnbeilage gelesen!”, aber ich muss mich korrigieren und das Wort “Selten” streichen. Hält die Redaktion ihre Leser eigentlich für so verkalkt, dass die solche Praktikantenartikel eines jugendlichen Reporters abnicken?

  4. Thomas H.

    Und nicht zu vergessen: Für jede “Befragung der Bevölkerung” bekommt die ausführende Beratungsfirma Tausende von Euro auf das Geschäftskonto überwiesen.
    Beste Grüße
    Thomas H

  5. Waldemar

    Profiteur der ganzen Angelegenheit ist das Büro BPW baumgart u. Partner, das von der Stadtverwaltung mit der Durchführung deratiger Veranstaltungen beauftragt ist und vom Steuerzahler bezahlt wird. Warum erfährt der Steuerzahler nicht, welche Summen bereits in diese Planungen geflossen sind und in Zukunft weiter fließen werden? Vermutlich handelt es sich bereits jetzt um eine Zahl im sechsstelligen Bereich.
    Waldemar

  6. Ungläubiger

    Wie bitte? Ein Planungsbüro wurde eingesetzt und teuer bezahlt, um diesen unergiebigen Schwachsinn zu veranstalten?
    Ich fass’ es nicht!
    Das kriegt jedes ehrenamtlich arbeitende Team besser hin!
    Da gibt es doch einen Jugendbeirat im Rathaus. Wurde der gefragt? Hat jemand mit dem ernsthaft gesprochen? Oder ist er nur eingewickelt worden?
    Was machen die Leute im Rathaus nur für ihr Geld? Ich meine damit nur die gut Bezahlten!

  7. Thomas H.

    Der Bürgermeister behauptet ja bekanntlich, dass er nur das tut, was die Stadtverordneten wollen. Demnach haben die Stadtverordneten den Bürgermeister beauftragt, das Geld der Steuerzahler mit beiden Händen aus dem Fenster zu werfen. Wäre es nicht an der Zeit, den Bürgern einmal mitzuteilen, wieviele hunderttausend Euro bereits an diese Planungsbüros geflossen sind und wieviele Millionen dort noch hinfließen werden, bis das Thema Stadtentwicklung abgewickelt ist?
    Beste Grüße
    Thomas H.

  8. Frau Behnemann

    Ich hätte gern mal gewusst, warum freie Berater die (angeblich) Jugendlichen befragen mussten, was ja wohl Geld gekostet hat. Warum wurden die Jugendlichen nicht von Mitarbeitern der Verwaltung befragt (zum Beispiel Frau Andres, die ja sowieso nicht arbeitet), was dann ja wohl kostenlos für uns Bürger gewesen wäre? Und ich hätte gern noch gewusst: Warum schreit keiner der Stadtverordneten laut: “Alaaaaarm!”??? Herr Koch zum Beispiel ist doch sonst nicht so zurückhaltend, wenn es um mangelhafte Arbeit der Verwaltung geht!

    1. Der Maulwurf unter dem Rathausfundament

      Sie da oben Frau Behnemann,
      alle wissen, und auch Herr Koch, dass das Rufen von „Alaaaaarm!“ das Rathausfundament zum Beben bringen könnte. Wer will das schon ? Niemand. Und ich hier unten auch nicht.

  9. Yvonne

    Das ist keine Markt- und Meinungsforschung, das ist dummes Herumgetue. Und Journalisten, die das unkritisch veröffentlichen, gehören in keine Redaktion, sondern zu McDonald’s, aber hinter den Tresen.

  10. Britta S.

    Seit der Bürgermeisterwahl sind die Stadtverordneten anscheinend in einen Tiefschlaf verfallen, aus dem sie wohl erst dann wieder aufwachen, wenn bei der nächsten Wahl noch mehr Bürger als bisher zu Hause bleiben.
    Britta S.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Optionally add an image (JPEG only)