Heute veröffentliche ich mal einen Schriftwechsel, den ich gerade mit Sabine Heinrich geführt habe, ihres Zeichens Ex-Lehrerin in Ahrensburg. Frau Heinrich hatte einen Beitrag im Stormarner Tageblatt gelesen, wo berichtet wird, dass ein Musiklehrer mit seinen Schülern in Bad Oldesloe einen Werbesong für den dortigen Hagebaumarkt komponiert und getextet hat – wenn Sie diesen Artikel bitte mal selber lesen wollen!
Und nun der Mail-Wechsel zwischen der ehemaligen Lehrerin und dem ehemaligen Schüler. Und wenn Sie Lust haben, dann können Sie dazu Ihre Meinung als Kommentar abgeben.
Lieber Herr Dzubilla, beim Nachlesen des Stormarner Tageblattes bin ich auf etwas absolut Empörendes gestoßen – und ich teile es Ihnen mit, obwohl dieses in meinen Augen absolute Fehlverhalten eines (unbedarften) Lehrers und eines Schulleiters – der jedwede Aktion genehmigen muss – in Bad Oldesloe und nicht in Ahrensburg stattgefunden hat.
Wenn ich Elternteil wäre, würde ich mich auf die Hinterbeine stellen! Warum haben die sich nicht gesperrt? Da waren wohl einige Gutscheine o. Ä. im Spiel! Finden Sie meine Empörung übertrieben?
Mit fragenden Grüßen – Sabine Heinrich
Auf diese Frage schrieb ich folgende Antwort an die genauso kommentierfreudige wie streitlustige Leserin von Szene Ahrensburg;
Liebe Frau Heinrich – danke für Ihre Mail. Ihre Empörung jedoch kann ich nicht teilen.
Angenommen, es wäre kein Baumarkt, sondern eine Bäckerei. Und dort hätten die Schüler keinen Werbesong gemacht sondern kleine Brötchen gebacken, um diese zu verkaufen und die Klassenkasse zu füllen. Hätte Sie das auch empört…?
Falls nein, fühle ich mich diskriminiert. Denn wie Sie wissen, habe ich lange Jahre in der Werbewirtschaft gearbeitet. (Dabei habe ich auch viel Werbung mit Kindern gemacht, die in Funkspots gesprochen und in TV-Spots aufgetreten sind.)
Der Lehrer hat also nichts Anderes gemacht, als die Schüler in die Berufswelt (hier: Werbung) einzuführen, wo sie eigenständig eine Aufgabe gelöst haben. Das finde ich toll. Und sehr viel kreativer als Brötchen backen.
Ich hoffe doch nicht, dass Sie den Beruf eines Werbers anders bewerten als den eines Bäckers oder Lehrers? Denn bestimmt würde es Sie nicht empören, wenn ein Schüler sich als Nachhilfelehrer ein Taschengeld verdient, oder…?
Liebe Grüße – Harald Dzubilla
Daraufhin griff Sabine Heinrich erneut in die Tastatur und antwortete mir wie folgt:
Lieber Herr Dzubilla,
ich bin mir nun nicht so ganz sicher, inwieweit Ihre Antwort ironisch gemeint ist – gehe aber doch einmal davon aus.
Sie können mit Kindern in deren Freizeit so viel Werbung machen wie Sie wollen – aber es geht nicht an, dass eine Schulklasse während des Unterrichts einen Werbesong für eine existierende Firma kreiert.
Allein darum geht es. Und ich bin sicher – vom Schulamt wird es eine Ermahnung geben – denn was Werbung an Schulen betrifft, ist man in den Aufsichtsbehörden sehr empfindlich – allerdings nicht mehr ganz so wie früher, sonst dürfte die Sparkasse Holstein zu Beginn des Schuljahres an Erstklässler keine Rucksäcke verteilen.
Mit besten Grüßen – Sabine Heinrich
Da war ich natürlich gezwungen, erneut zu antworten, um meine Meinung noch einmal zu verdeutlichen und zu begründen:
Liebe Frau Heinrich –
ne, gar nicht ironisch. Sondern lebensnah, authentisch und zukunftsorientiert. Und vielleicht hat der eine oder andere Schüler ja soviel Spaß daran gehabt und möchte später selber in der Werbung arbeiten.
Ein anderes Gleichnis: Wenn die Schüler ein Schulpraktikum (also im Rahmen des Unterrichts) in einer Werbeagentur gemacht hätten und dort texten und gestalten durften für eine existierende Firma, die das sogar veröffentlicht hätte, dann glauben Sie, würde das Schulamt einschreiten? Ich glaube das nicht. Im Gegenteil: Das ist praktischer, moderner Musik-Unterricht mit freundlicher Unterstützung einer Firma, die nicht auf die Schule zugegangen ist, sondern die Schule auf die Firma. Zu meiner Schulzeit hätte ich mich über so ein Praktikum riesig gefreut!
Liebe Grüße aus der Berufspraxis 😉 Harald Dzubilla
Hallo, Frau Heinrich,
das ist kleinlich. Mein Werklehrer hat mich gezwungen, eine Schale aus einer alten Eichen-Schulbank zu stemmen. Und unsere Mädels mussten Suppen kochen und die dann auch noch aufessen. Und nun werden die Schüler auch noch gezwungen, Praktika auszustehen. Können Schüler nicht das tun, was ihnen Spaß bereitet?
Viel schlimmer ist das böse Denken um unsere Südumfahrung um den Hagen – kein Wort dazu.
Mit lernenden Grüßen
Wolfgang König
Ich merke schon – ich werde nicht verstanden. Es geht einzig und allein darum, dass während des Schulunterrichts mit Schülern ein Werbesong für eine real existierende Firma geschrieben wurde und dann auch noch weiter mit Schülern für diese Firma geworben wurde, indem man diese Aktion durch die Presse publik gemacht hat.
Früher jedenfalls wurde sehr penibel darauf geachtet, dass Werbung gar nichts in Schulen zu suchen hat – das ist inzwischen aufgeweicht – aber Schüler aktiv für Werbung einzuspannen, ist in meinen Augen nach wie vor nicht in Ordnung.
PS. Ich und streitlustig? Herr Dzubilla, an dieser Äußerung ist zu erkennen, dass Sie mich nicht kennen!
Auch ich bin streitlustig. Streitlustig ist positiv. Schlimm sind streitsüchtige Menschen!
Hallo, Frau Sabine Heinrich! Sie verwechseln da etwas. Hier wird keine Werbung um Kinder gemacht und auch keine Werbung mit Kindern, sondern hier machen Kinder Werbung. Und das finde ich richtig gut und bedanke mich dafür bei der Schule für mein Kind, das gern bei diesem “voll coolen” Musikunterricht mitgemacht hat. 🙂
Hallo, Katharina!
Ich glaube, Sie sind – neben Herrn Schmitt – die Einzige, die meine Bedenken (ansatzweise) verstanden hat. Lebensnaher Unterricht: Unbedingt!
Im Zusammenhang mit der Werbung für eine Firma: Bedenklich.
Ob Herr Dzubilla und andere meine Einstellung auch so abwertend (so habe ich es jedenfalls empfunden) beurteilt hätten, wenn diese Klasse einen Werbesong für die Sparkasse Holstein kreiert hätte, wage ich zu bezweifeln.
Nun ziehe ich schon einmal meinen Kopf wegen der zu erwartenden spitzen Kommentare ein.
Im Übrigen finde ich es schade, dass offensichtlich kein Kollege zu diesem Thema Stellung bezogen hat.
Was ich auch noch gern wissen möchte: Was hat die Firma hagebau der Schule zukommen lassen?
“Non scholae, sed vitae discimus.” Aus diesem Projekt nehmen die SchülerInnen mit Sicherheit mehr für ihr kommendes Leben mit als aus dem Unterricht “von Vorne”. Was wird hier nicht alles angesprochen: Planung, Kreativität, Teamgeist, Gruppendynamik, unmittelbares Erfolgserlebnis und und und.
Schön, daß wir inzwischen auch Lehrer haben, die mit großem Engagement die ausgelatschten Pfade verlassen. Hier sollte keine Ermahnung, sondern eine Belobigung ausgesprochen werden.
Immer wird rumgenörgelt die Schule sei praxisfern (vgl. mit dem Fall “Schülerin Naina”). Die Aktion ist schon etwas Grenzwertig, aber Praxis gehört halt zum Leben, was einige Lehrer nicht verstehen, da sie nie in der freien Wirtschaft gearbeitet haben. Vor allem den Musikunterricht fand ich nicht prickelnd in der Oberstufe als Theorie dazu kam hab ich es sofort abgewählt. Man sollte die Schüler fragen, wie sie es fanden!
Warum wurde der letzte Kommentar gelöscht, in dem es sinngemäß hieß, dass diese Aktion zumindest etwas problematisch sei?
Das hat mich selbst verwundert! Der Grund ist vermutlich folgender: Ein Vollidiot, der mir täglich ungezählte irrsinnige Kommentare unter hundert verschiedenen Namen schickt, wandert automatisch in meinen neu eingerichteten Spam-Ordner. Und auf irgendeine mystische Weise muss auch der besagte Kommentar dazwischengekommen sein, vielleicht weil der Vollidiot auch diesen Namen verwendet hat. Aber ich habe den Kommentar gefunden und wieder freigeschaltet! Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 🙂
Wie bitte? Der benutzt auch noch die Namen von real existierenden Kommentatoren?! Geht’s noch?
Mein Beileid, Herr Dzubilla!
Das ist noch gar nichts, liebe Frau Heinrich, denn was der Typ an Beleidigungen, Diffamierungen, Drohungen und Nazi-Parolen von sich gibt, füllt Aktenordner. Bei mir jetzt aber nur noch den Spam-Ordner, der den ganzen Dreck auffängt. Und ein Ende ist absehbar, denn Polizei, Staatsanwaltschaft, Gericht und Psychiater sind dem Mann auf den Fersen.
Ich weiß nicht, ob wir denselben Herrn meinen, der in meiner Nachbarschaft wohnt. Wenn es dieser Asoziale ist, dann dürfte der Kerl heilfroh sein, wenn er in einer warmen Zelle landet, denn seine jetzige Wohnung ist auch nicht viel größer. Die aber muss er zwangsweise mit einer Frau teilen, deren Aussehen so cool ist, dass man sie auch als Vogelscheuche unter einen Kirschbaum stellen könnte, woraufhin die Vögel sogar die Kirschen aus dem letzten Jahr zurückbringen würden. Wer so gestraft ist, der hat was Besseres verdient, nämlich eine schöne Einzelzelle mit kassenärztlicher Betreuung. Allerdings ohne Internet-Anschluss, denn das wäre dann wirklich zuviel des Guten.