Festspiele: Winnetou in Bad Segeberg, Eulenspiegel in Mölln und Leere in Ahrensburg

Ich gehe durch unsere Stadt, komme an einer Lifaßsäule vorbei und sehe dort zwei Plakate. Auf dem einen wirbt Bad Segeberg für die Karl-May-Festspiele, auf dem anderen Mölln für die Eulenspiegel-Festspiele – siehe die Abildungen!

IMG_0952Und Ahrensburg? Wo wirbt Ahrensburg für seine Biene-Maja-Festspiele…?

Vielleicht falle ich dem einen oder der anderen von Ihnen mit diesem Thema auf den Wecker; aber jeder, der ernsthaft darüber nachdenkt, muss sich einfach fragen: Warum sind die Ahrensburger eigentlich zu blöd, so etwas auf die Reihe zu kriegen?

Die Frage gehört nicht nur in die Amtszeit des derzeitigen Bürgermeisters, sondern auch in die Amtsperioden seiner Vorgänger/innen. Aber wenn Bürgermeister nichts von Marketing verstehen sondern nur Verwaltungsangestellte sind, dann verwalten sie statt zu gestalten.

Das Thema Waldemar Bonsels & Biene Maja ist längst abgefahren. Was uns Ahrensburgern als Besonderheit aber bleibt, das ist das große weiße Herrenhaus am Rande der Stadt. Quasi der Ahrensburger Kulturpalast, der mehr Geld kostet als er einbringt.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 12. August 2015

16 Gedanken zu „Festspiele: Winnetou in Bad Segeberg, Eulenspiegel in Mölln und Leere in Ahrensburg

  1. Britta S.

    Hallo Herr Dzubilla,
    Wir sollten nicht vergessen, dass in Ahrensburg der weltberühmte Archäologe Alfred Rust lebte und arbeitete. Derzeit wird wieder im Tunneltal gegraben , wie die hiesigen Zeitungen berichteten. Und die Fachleute bezeichnen das Tunneltal als DAS BEDEUTENDSTE GRABUNGSGEBIET IN NORDDEUTSCHLAND. Aso nicht Haithabu mit den Wikingern, das vielleicht bald Weltkulturerbe wird, sondern das Tunneltal.
    Und was macht Ahrensburg daraus für das Stadtmarketing? NICHTS! In den den bisherigen Vorstellungen zum Stadtmarketing wurde das Tunneltal nicht mal erwähnt. Was macht der Kreis Stormarn daraus mit seinem Tourismuskonzept? NICHTS!
    Wer etwas zur Grabungsgeschichte im Tunneltal erfahren und Artefakte sehen will, muss ins Helmsmuseum für Vor-und Frühgeschichte nach Hamburg-Harburg fahren!
    Britta S.

  2. Sabine Heinrich

    Es ist einfach nur beschämend und obendrein unbeschreiblich dumm, derart zu agieren, bzw. nichts zu tun. Das wirft ein ganz schlechtes Licht auch auf das Verhältnis “der Stadt” zur Kultur, sobald sie – was die Vergangenheit betrifft – weiter als bis zum Sklavenhändlerpalais reicht.
    Hocken denn auf den entscheidenden Sesseln im Rathaus nur historisch unbedarfte Kulturbanausen? Ich kann mich dieses Eindruckes nicht erwehren!
    Was macht eigentlich die fürs Stadtmarketing Verantwortliche? Wer ist für den Kulturbetrieb zuständig? Als Ahrensburgerin würden mir die Haare zu Berge stehen!
    Wenn ich da an den kleinen Ort Albersdorf in Dithmarschen denke, in dessen Umgebung Steinzeitgräber gefunden wurden… Was die in wenigen Jahren für einen Touristenmagneten aus unserem Uralterbe gemacht haben, kann jeder ergooglen.

  3. Anne Frey

    Hallo Britta S.,
    Hallo Herr Dzubilla,
    Sie verweisen auf das Helmsmuseum. Das ist ein guter Ort, um z.B. Schülern die Zeit der Rentierjäger auf anschauliche Weise nahezubrigen. Dort können sie den Nachbau eines Rentierjägerzeltes besichtigen, sie lernen, wie die Rentierjäger gejagt haben und wie sie Feuer machten. Und sie können z.B. selbst versuchen, mit Flintsteinen Feuer zu machen.
    Warum ich Ihnen das schreibe? Die hiesigen Schüler müssen nach Hamburg fahren, um etwas über die Ahrensburger Eiszeit aus eigener Anschauung zu lernen. Das könnte aber ganz anders sein.
    Als vor ca. 30 Jahren das Tunneltal unter Naturschutz gestellt wurde, fertigte eine Kommission hochrangiger Fachleute einen Entwicklungsbericht für die Zukunft des Gebietes an. Dort wurde ausdrücklich empfohlen, auf dem Gelände des Hundesportvereins in der Hagener Allee ein Dokumentations-und Besucherzentrum einzurichten. Aufgrund der zentralen Lage in Ahrensburg hätte das – bei ansprechender moderner Museumsausstattung – ein Publikumsmagnet werden können.
    Was ist aus der Empfehlung geworden? Sie wurde nicht weiter verfolgt. Vermutlich staubt der Bericht in
    irgendeiner Schublade des Rathauses vor sich hin.
    Viele Grüße
    Anne Frey

    P.S. Es gibt einen sehr guten Dokumentarfilm des ZDF über Alfres Rust . Dort wird Rust als einer der ganz großen Archäologen des 20.Jahrhunderts eingeordnet. Seine Leistungen als Archäologe genießen also Weltrang, und seine Fundstücke werden heute noch von internationalen Wissenschaftlern, z.B. auch in den USA, ausgewertet.

    1. Harald Dzubilla Artikelautor

      Es gibt in unserer Stadt ein paar Wirrköpfe, die Rust in die ganz schlimme Nazi-Ecke stellen. Was nachgewiesenermaßen absoluter Unfug ist. Genauso wie bei Waldemar Bonsels.

  4. Sabine Heinrich

    Sogar im Dorfmuseum von Hoisdorf gibt es ein liebevoll und sorgfältig ausgestattetes Alfred-Rust- Zimmer, dessen Besuch ich nur empfehlen kann! In Hoisdorf!
    Und in Ahrensburg?

    1. Harald Dzubilla Artikelautor

      In Ahrensburg? Dort gibt es einen ganzen Saal! Aber mal im Ernst: Unser Bürgermeister hat in Schwerin vermutlich noch nie etwas gehört von einem “Alfred Rust” und glaubt wahrscheinlich heute noch, dass das der Erbauer des gleichnamigen Saales ist. 😉

  5. Anne Frey

    Hallo Herr Dzubilla,
    Die Diskussion in Ahrensburg hatte stark hysterische Züge und war überaus spekulativ. Der ZDF-Film stellt auch hier die richtigen Relationen wieder her. Tatsächlich hatte Alfred Rust seine Forschungen nie in den Dienst der Nazi-Ideologie gestellt.
    Das Problem ist und war: Archäologie ist eine teure Angelegenheit und kann nicht aus der eigenen Westentasche bezahlt werden. Alfred Rust brauchte Gelder und Unterstützung , um graben zu können. Deshalb hat er sich mit den Machthabern “arrangiert”. Daraus abzuleiten, dass er ein Nazi war, ist falsch.
    Anne Frey

  6. Britta S.

    Die “saubere” Finanzierung von Forschung ist auch heute ein Problem. Man denke nur an die ganze Pharmaforschung der großen Konzerne. Die derzeitigen Grabungen im Tunneltal werden erstaunlicherweise durch die Deutsche Bundesbahn ermöglicht, die dort zusätzliche Gleise legen möchte für die S4. Das Land Schleswig-Holstein könnte derartige Grabungen gar nicht finanzieren, weil es bekanntlich ziemlich pleite ist.
    Britta S.

  7. Anne Frey

    An dieser Stelle noch ein Nachtrag, der die weitgehende Unkenntnis der Politiker über die Bedeutung des archäologischen Erbes im Tunneltal bestätigt. In der heutigen Ausgabe des Hamburger Abendblatts wird nochmals über die derzeitigen Grabungen im Tunneltal berichtet. Ich zitiere aus dem Hamburg-Teil des Abendblatts vom 14.08., Seite 13: “Über den Verlauf der Ausgrabung informierten sich am Donnerstag der Rahlstedter Bürgerschaftsabgeordnete Ole Thorben Buschhüter und der Stormarner Landtagsabgeordnete Tobias von Pein. Die beiden SPD-Politiker zeigten sich erstaunt, dass sie sich auf so geschichtsträchtigem Gebiet befinden.”
    Anne Frey

  8. Sabine Heinrich

    Da es nicht sein kann, dass das Volk klüger/gebildeter ist als seine Politiker, die nicht einmal über ein durchschnittliches Allgemeinwissen verfügen, wurde auffälligerweise gerade in rot-grün regierten Bundesländern z.B. die Messlatte fürs Abi immer niedriger gelegt, und die Anforderungen in der Schule mehr und mehr an den Schwachen orientiert.

  9. Hausmann

    Detail zu Rusts Bedeutung am Rande: Die Ausgrabung ist für den Diercke-Atlas so bedeutend, dass Ahrensburg auf der Karte der Eiszeiten einen “Platz” bekommen hat. Bitte mal nachschauen: Diercke, Auflage 2008, Seite 79, Karte 2. Hier wird Ahrensburtg deutlich als Fundstätte bedeutender Knochen und Geräte aus der Eiszeit hervorgehoben.
    [In der neuesten Auflage seit Juli 2015 ist die Karte auf S. 88,1 zu finden]
    immerhin findet hier Ahrensburg und nicht Hamnburg Erwähnung…..

          1. HJLange

            Meine Herren,
            die dafür werbenden Stimmen einiger Aktiver gab es über Jahrzehnte. Sie waren leider zu leise – bzw. die Todschlag-Gegenreden waren zu mächtig. Es ging um ein bürgerlich ausgerichtetes Museum – als Gegengewicht zum adeligen Schlossmuseum.
            Als Gebäude hatte ich selbst beispielsweise ausführungsreife Pläne für die Rekonstruktion eines sog. Instenhauses (aus der Großen Straße) in Ausschüssen vorgestellt. Die Errichtung war in Sichtweite des Schlosses vorgesehen und für den Steuerzahler kostenfrei (gilt bis heute).
            Und selbstverständlich wäre Raum für “Rust” vorhanden.
            Leider gab und gibt es in Ahrensburg nur wenige Ausstellungsgegenstände, etwa in einer “Rust-Vitrine” in der damaligen “Alfred-Rustschule”. Einen kleinen Ausstellungskasten gibt es dort meines Wissens bis heute.
            HJL

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