Konjunktiv in der Schlagzeile: “Aus Linden könnten Altare werden.” Oder Zahnstocher.

Das ist aber interessant, dachte ich, als ich heute den Aufmacher der Stormarn-Beilage gelesen hatte: “Aus Linden könnten Altare werden”. Und sogleich begann ich zu lesen, um zu erfahren, welcher Holzschnitzer aus den sturmgeschädigten Linden denn wann und wo einen Altar schnitzen und aufstellen könnte.

IMG_1089Und dann musste ich erkennen, dass Schreiberin Dorothea Benedikt ihre Leser mit dem Konjunktiv in der Überschrift mal wieder ein wenig auf die Rolle nehmen wollte. In dem ellenlangen Beitrag stehen bloß zwei Sätze, die zum Altar aus der Überschrift führen könnten: “‘Der dicke Stamm zwischen den Wurzeln und der Krone ist am wertvollsten. ‘Dieses Holz wird an Sägewerke oder Schnitzer verkauft’, sagt Riese und fügt hinzu: “Linde ist das typische Schnitzholz für Krippenfiguren, Marien-Statuen und Altare.'”

Wohlgemerkt: Sägewerke oder Schnitzer! Wenn wir uns die Schlagzeile diesbezüglich anschauen, dann hätte Dorothea B. auch schreiben können: “Mit dem Holz werden unsere Wohnungen geheizt”, denn die Hackschnitzel werden an Heizkraftwerke verkauft. Oder sie hätte mutmaßen können: “Aus Linden könnte die Stormarn-Beilage werden”, nämlich dann, wenn das Holz an eine Papierfabrik verkauft werden würde. Aber genauso gut könnte der Schnitzer natürlich auch typische Zahnstocher aus den Linden schnitzen können. Oder ein typisches Brett für den Kopf.

Ja, aus typischem Lindenholz könnten Altare werden. Was dagegen aus den typischen Praktikanten der Stormarn-Beilage mal werden wird, lässt sich nur ahnen. Verantwortlicher Redakteur der heutigen Ausgabe ist übrigens Hinnerk Blombach.Bildschirmfoto 2015-05-19 um 17.24.46

Postskriptum: In der Online-Ausgabe der Stormarn-Redaktion wird man dann schon konkret und stellt die Tatsachenbehauptung an: “Entwurzelte Linden aus Pölitz werden an Schnitzer verkauft”. Alles klar…?

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 19. Mai 2015

7 Gedanken zu „Konjunktiv in der Schlagzeile: “Aus Linden könnten Altare werden.” Oder Zahnstocher.

  1. Observator

    Aus Linden könnten Bibeln werden. Aus Linden könnten Gartenzwerge werden. Aus Linden könnten Bleistifte werden. Linden könnte Lindenblütentee werden – wenn man die stehenden Bäume noch nicht fällen würde.

  2. Martens

    Ist Dorothea Benedikt vielleicht die Enkelin von Papst Benedikt…? Das würde auf jeden Fall die Sache mit dem Herrgottsschnitzer erklären.

    Bei dieser Gelegenheit: Lebt denn der alte Holzmichl noch? Der war doch auch aus Lindenholz, wenn ich mich recht erinnere.

    1. Frau Behnemann

      Ich kannte mal einen Holzschnitzer im Bayrischen Wald, der hat so akkurat gearbeitet, dass er für jeden Zahnstocher einen Lindenstamm benötigt hat. Gelebt hat er allerdings vom Verkauf der Späne, die in Rheumadecken Verwendung fanden. Ich denke, auch das ist eine Geschichte, der Dorothea Benedikt mal nachgehen sollte, bevor das Ahrensburg Magazin sie aufgreift! 😉

  3. HJLange

    Tschuldigung, ich kann`s nicht lassen:

    Der “Kirchsaal Hagen” sucht seit Jahren eine unbelastete Kanzel zum predigen – oder doch nur einen glaubwürdigen Prediger ? Nein, zur Zeit sowohl als auch.

    Man könnte auch eine “Kastenlinde” draus schnitzen und als Pepper-Denkmal aufs Rondeel stellen.

    HJL

    1. Sabine Heinrich

      Die Idee mit der Kastenlinde ist genial!
      Ansonsten bin ich gespannt, was wieviele Schnitzer aus welchen Ländern aus 70 Linden fertigen. Ich erwarte von meiner Zeitung einen ausführlichen Bericht. Das Symbolfoto dazu kann ich mir auch schon vorstellen…

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