Das Jahr 2014 nahm uns einen Mann, der den Namen Udo Jürgen Bockelmann trug und als Udo Jürgens (1934 – 2014) berühmt geworden ist. Mit dem Sänger verbindet mich etwas, das auch zu einer persönlichen Begegnung geführt hat. Dieses war im Jahre 1977, und zwar in Buxtehude. Und falls es Sie interessiert – bitte, hier ist die ganze Geschichte:
Vorab: Ich war immer ein Fan von Udo Jürgens. Viele seiner Konzerte habe ich besucht, das erste im Jahre 1969 in der Oberrhein-Halle in Offenburg, wo ich auch das nebenstehende Foto gemacht habe. Seit 1977 aber war ich in keinem seiner Konzerte mehr. Und wenn sein Titel “Aber bitte mit Sahne!” im Radio oder Fernsehen gespielt wurde, habe ich abgeschaltet. Warum?
Die Geschichte begann im Jahr 1976. Zu dieser Zeit schrieb ich Texte für Schlager. So u. a. auch den Titel “Noch mal Sahne mit Baiser!”. Dieser Text handelte von Damen in der Konditorei, die sich dort durch das Kuchenbuffet futtern. Den Titel habe ich sogar in einer Demo-Version aufgenommen, gesungen von einer jungen Nachwuchssängerin mit Namen Christiane Sanden. Die lebte damals zusammen mit dem Musikverleger Wolfgang Spahr, der zu dieser Zeit auch die Norddeutsche Hitparade im NDR zusammengestellt (und dabei munter manipuliert) hat. Und diesem Verleger hatte ich ein paar meiner Texte gegeben und auch die betreffende Demo-Schallplatte mit dem Titel “Noch mal Sahne mit Baiser!” Dazu hatte ich einen Vertrag mit ihm geschlossen, der darin bestand, dass alle Texte, die Spahr an Produzenten verkauft hatte, in seinem Verlag erscheinen sollten und ich als Autor finanziell beteiligt werde.
Ein paar Monate später las ich, dass Udo Jürgens einen Song aufgenommen hat mit dem Titel: “Aber bitte mit Sahne!” Ich besorgte mir die Schallplatte und las auf dem Label, dass Wolfgang Spahr dort als Co-Autor aufgeführt war.
Um es kurz zu machen: Der Mann hatte meine Idee an Hans R. Beierlein, den Musikverleger und Manager von Udo Jürgens, geschickt. Dieser hatte sie weitergereicht an Dr. Eckart Hachfeld, einen Schriftsteller, der als Textdichter auch für Udo Jürgens geschrieben hat. Und indem Wolfgang Spahr meine Idee weitergereicht hat, ist er bis heute zu 50 % am Texthonorar beteiligt und hat sich dabei dumm und dusslig verdient.
Ich bin damals vor Gericht gezogen mit dem Resultat: Spahr hatte einen namhaften Anwalt aus der Branche, der selber Musikverleger war. Und ich hatte einen Rechtsanwalt, der sich im Urheberrecht nicht so recht auskannte. Der Spahr-Anwalt argumentierte vor Gericht: “Es gibt eben Leute, die haben Ideen, und es gibt andere Leute, die vermarkten sie.” Und er nannte als Beispiel: “Am Stammtisch erzählt jemand eine Geschichte, ein anderer trägt sie in seinen Ohren nach Hause, schreibt sie auf und veröffentlicht sie.” Und der Richter sah das auch so und negierte meine vertragliche Abmachung mit dem “Vermarkter”.
Und ich? Ich wollte die Sängerin Christiane Sanden, die, wie gesagt, mit dem Verleger Wolfgang Spahr zusammenlebte und über alles informiert war, nicht als Zeugin vor Gericht bringen, weil sie meine Mitarbeiterin im Jahreszeiten-Verlag gewesen ist, in dem auch ihre beiden ersten und einzigen Schallplatten erschienen waren, auf denen ein deutscher Text von mir stammte, den ich zu einem englischen Song von Elvis Presley geschrieben hatte. Produzent: Wolfgang Spahr.
Nein, damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende! Vielmehr rief Udo-Manager Beierlein, den ich über die Auseinandersetzung mit Spahr unterrichtet hatte, mich an und sagte: “Wenn Sie so gute Ideen haben, dann schreiben Sie doch mal einen Text für Udo!” Und ich setzte mich sofort hin, schrieb einen Text mit dem Titel “Liebe auf dem Löschpapier”, schickte ihn an Beierlein, der mich gleich nach Erhalt anrief und erklärte: “Wunderbar! Udo will daraus einen Song machen!” Und schon eine Woche später traf ich mich mit Udo Jürgens in Buxtehude vor seinem dortigen Konzert. Im Hotel besprachen wir das Lied, und der Sänger wollte gern weitere Texte von mir bekommen.
Zu dieser Zeit ging ich wie auf Wolken! Ich, Harald Dzubilla, war plötzlich Texter von Udo Jürgens! Da konnte ich die geklaute “Sahne” doch leicht verschmerzen. Und ich machte mit meiner damaligen Frau, einer Sängerin, ein paar Zukunftspläne, die auf dem Geld basierten, das nun bald reichlich fließen und uns wohlhabend machen würde.
Der Wolkengang dauerte knapp drei Wochen. Dann hatte ich mir an einem sonnigen Samstag die Bild-Zeitung geholt (in der Hagener Allee, das weiß ich noch genau) und las den Aufmacher, der sinngemäß lautete: “Udo Jürgens: Steuerflucht aus Deutschland!” Und in dem Bericht war auch die Rede von Manager Beierlein, der zusammen mit Udo Jürgens das deutsche Finanzamt beschissen hatte.
In diesem Moment ahne ich es schon: Meine Karriere als Songtexter für Udo Jürgens ist zu Ende, bevor sie begonnen hatte. Und wenig später bekam ich von Beierlein auch einen entsprechenden Brief – siehe Abbildung! Und Monate danach bekam ich meinen Text von Udo Jürgens aus der Schweiz zurückgesandt mit dem Hinweis, er könne ihn leider nicht mehr verwenden, da er seine Zusammenarbeit mit Beierlein beendet habe.
…und wieder einmal gilt die alte Weisheit: Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten…
Ich habe nie verstanden – und werde es auch nie tun – warum Menschen, die mehr Geld haben, als sie je ausgeben könnten, und wenn sie 7 Leben hätten, dem Staat den Rücken kehren, um ihm die Steuern vorzuenthalten. Dem Staat, durch dessen Menschen sie reich geworden sind.
Ins Jenseits kann man ohnehin nichts mitnehmen – getreu dem Spruch, oft von meiner Mutter, der es finanziell wahrlich nicht gut ging, zitiert: ” Denk, in deinem letzten Hemd wirst du keine Taschen haben!”
Für Sie, Herr Dzubilla, tut es mir leid! Über so eine Enttäuschung kommt man schwer hinweg; fast noch schlimmer ist der Vertrauensverlust!
Gewisse Leute in mächtigen Positionen im Ahrensburger Rathaus und der Kirche werden natürlich den Tag, an dem Sie des erwarteten Reichtums verlustig gingen, gedanklich mit einem Trauerflor zieren, gäbe es doch dann vermutlich “Szene Ahrensburg” nicht.
Seh’n Sie – so hat alles sein Gutes!
Alles Gute für 2015 für Sie und alle, die sich über SzA freuen oder ärgern!
S. Heinrich
Hallo, Herr Dzubilla,
Udo Jürgens ist so etwas wie ein musikalischer Nationalheld, auch wenn er nun in fremder Erde ruht. Gönnen Sie ihm seinen Ruhm auf Ihre Kosten. Ich hatte auch den Diebstahl meiner Gedanken erlebt, aber ich hätte diese ohnehin nicht so vermarkten können wie Lied-Texte. Sei`s drum.
Ich habe noch viele, viele Langspielplatten (bei CD`s suche ich noch immer die Rückseite). Für meinen alten LT habe ich mir zu Weihnachten ein modernes Autoradio von Saturn und einen USB-Plattenspieler von ALDI gegönnt. Nun kann ich meine Uralt-Platten übertragen und während meiner langen Fahrten abspielen – darunter auch Udo Jürgens (eine Platte in guter Erinnerung an eine Freundin vor 40 Jahren).Wer hat noch scharfe Hip-Hop-Autobahnmusik für mich? Ich zahle für Unkosten. Wer kennt die Gruppe der Titelmelodie aus dem Film “Die Tochter des Generals”? Das wäre die Musik für Bozen – Brindisi non stop nach Griechenland – wie im Fluge.
Mit musikalischen Grüßen
Wolfgang König
Anmerkung Administrator: Der Text musste leider wieder einmal auf das Wesentliche zusammengestrichen werden. 😉