Ich versuche immer und überall pünktlich zu erscheinen. Weil es mir unangenehm ist, wenn andere Menschen auf mich warten müssen. Das Dumme dabei ist: Auf pünktlichen Menschen lastet ein Fluch, denn: Sie müssen immer auf die unpünktlichen warten.
Warten kostet Zeit. Und Zeit ist eine der kostbarsten Gaben, die der Mensch hat. Denn Zeit ist nicht zu ersetzen, was meint: Haben wir Zeit verloren, bekommen wir sie niemals wieder zurück. Woraus sich ergibt: Menschen, die uns die Zeit stehlen, sind weitaus schlimmere Räuber als diejenigen, die im Supermarkt aus Regalen stehlen. Denn diese Ware ist ersetzbar.
Jedes Mal, wenn ich im Postamt in der Hagener Allee in der Warteschlange stehe, spüre ich, wie mir Zeit gestohlen wird. Lebenszeit, die einfach verrinnt. Ohne Sinn. Zeit, die man nicht zurück bekommt. Das empfinde ich als fürchterlich.
Heute sieht der Bürger mehr rot und weniger gelb. Was meint: Es gibt weniger Postämter genauso, wie es weniger öffentliche Telefonzellen gibt, die früher mal gelb waren. Dre Grund: Dienstleistungen der Post wurden dezimiert. Durch E-Mails werden Briefe per Post gespart. Und das Handy ersetzt öffentliche Telefonzellen. Auch Briefmarken kann man entweder im Automaten oder per Internet kaufen. Und eines Tages wird damit auch die Warteschlange am Postschalter entfallen, weil der Postschalter entfällt.
Hauptsächlich aber müssen wir am Telefon warten. Weil alle Plätze immer gerade dann, wenn wir anrufen, besetzt sind. Und wenn wir die Zeit, die im Laufe unseres Lebens in der Warteschlange stehen oder in der Warteschleife hängen, am Ende unserer Tage zurückbekommen, dann leben wir noch ein paar Jahre. 😉
Hallo Herr Dzubilla,
die gewählte Überschrift Ihres heutigen Blogeintrages erscheint irreführend, weil ein „Diebstahl im Postamt Hagener Allee!“ so gar nicht stattgefunden haben kann. Denn ein PostAMT gibt es in der Hagener Allee nicht mehr, seit es nach der zweiten Postreform 1994 ebenso keinen Postminister mehr gibt. Allenfalls handelt es sich um eine Filiale der Deutsche Postbank AG, die auch Briefmarken und andere Dienstleistungen für die Deutsche Post AG sowie deren Tochterunternehmen vertreibt.
Bevor Sie aber das nächste Opfer eines Diebstahls in der Hagener Allee werden, können Sie die räuberische Warteschlange umgehen, indem Sie das fußläufig von Ihnen gelegene „Kaffee und Mehr“ von der überaus netten Frau Davids im Reesenbuettler Redder 48 aufsuchen, die Ihnen alle Postdienstleistungen (außer Bankgeschäfte) ohne Warteschlange anbietet. Schwere Pakete können Sie auf einem der kostenlosen Parkplätze unmittelbar davor entladen und, wenn Sie möchten, auch noch ein kühles Bier für den Feierabend mitnehmen.
Mit nachbarlichen Grüßen
Wolfgang Schrimpff
Hallo Herr Dr. Schrimpff –
in meinem Kopf ist das “Postamt” immer noch vorhanden, auch wenn es inzwischen anders heißt. Genauso wie ich Briefmarkensammler bin, obwohl die Briefmarken ja auch schon lange Postwertzeichen heißen. Und googeln Sie doch mal “Postamt Ahrensburg”, Sie werden es finden! 😉
Für den Tipp “Reesenbütteler Redder” bedanke ich mich! 🙂
Freundliche Grüße
Harald Dzubilla
Meine Waffe gegen den sehr ärgerlichen Zeitdiebstahl, den ich gerade nun im gehobenen Alter (die Restlebenszeit ist begrenzt) als Zumutung empfinde: Ich habe IMMER und überall etwas zu lesen dabei.
Nur bei Sitzungen u.Ä. verbot es mir (leider) bislang die Höflichkeit, nervigen, ihren Mitmenschen die Zeit raubenden Selbstdarstellern, die immer und zu allem etwas zu sagen haben – auch wenn sie nichts zu sagen haben – durch Mimik oder Vertiefen in eine Lektüre zu signalisieren, dass sie bitte auch mal die Klappe – pardon – den Mund halten sollten.
Briefmarkensammlern kann ich nur die Poststelle in der Sieker Landstraße (Getränkehandel Dreifke) empfehlen! Dort gibt es eine große Auswahl an Sondermarken, die man auch in kleinsten Mengen erwerben kann. Sonderwünsche werden gern berücksichtigt.
PS. Dass man auf die Unpünktlichen wartet oder ihretwegen bereits Gesagtes wiederholt, hat mich schon immer geärgert! Da wird leider unendlich viel Rücksicht genommen – die wissen das natürlich und spazieren meist ohne ein Wort der Entschuldigung verspätet – oft noch grinsend – z.B. in Konferenzen oder platzen sogar in die Reden von Vortragenden rein, wo es richtig stört, besonders, wenn die Runde klein ist.
Und dann behelligen sie oft noch ihre Nachbarn in mittlerer Lautstärke mit der Frage, was denn bereits geschehen ist/ beredet wurde.
Sie bleiben dann auch nicht still im Hintergrund, sondern suchen sich mit so großem Aufwand einen Platz, so dass man sie wahrnehmen muss – leider!
Nett ist es auch, wenn diese Spezies nach Beginn eines Konzertes oder Theaterstückes nicht den Benimm hat, die Pause abzuwarten, sondern sich – Hintern zum Sitzenden – an einem vorbeizwängt.
Ich rede jetzt nicht von Menschen, bei denen ein Notfall vorliegt!
Heute – an einem ganz normalen Freitag um 17.35 Uhr – im Ahrensburger Postamt: 14 Leute in der Warteschlange plus drei, die gerade bedient wurden. Da war ich bedient und machte kehrt!
Eine Zumutung!
Soweit ich weiß, gab es bereits zahllose Beschwerden, aber getan hat sich n i c h t s.
Wozu auch – die Leute kommen ja dennoch.
Immerhin funktionierten heute beide Automaten.
Wie schön und kundenfreundlich aber, dass man sehr besorgt ist um das Wohl alter oder kranker Menschen, die nicht so lange stehen können: Die bequemen, seniorenfreundlichen Sessel laden geradezu zum längeren Verweilen ein. 😉
Hallo Realist,
Sie formulieren: ” … gab es bereits zahllose Beschwerden, aber getan hat sich n i c h t s.”
Sie sehen es realistisch: “Die Post” oder etwa auch “die Kirche”
entpuppen sich als anonyme Großunternehmen, die ihre Existenzberechtigung leider immer mehr aus sich selbst schöpfen – losgelöst von den Wünschen und Beschwerden der alles ohnmächtig bezahlenden “Kunden” und Bürger.
Dagegen wird etwa die verbeamtete, aus Steuergeld zwangsfinanzierte Ahrensburger Rathausverwaltung von einem Mensch aus Fleisch und Blut geleitet – aber eben leider zu häufig in die Irre oder gar in unstreitige, ja, augenscheinliche Gesetzwidrigkeiten – vorgeblich unter kontrollierender Beobachtung gewählter Volksvertretern – ebenfalls eine weitgehend anonyme, servicefreie Truppe – die vergeblich um den Nachweis ihrer wirklichen Existenzberechtigung bemüht ist.
Es gab und gibt Beschwerden auf allen Ebenen: ” … aber getan hat sich n i c h t s.”
Das ist unser aller realer Staat – in Sonntagsreden “demokratischer Rechtsstaat” genannt.
Der Begriff “asozial” wird beispielweise so definiert: “die menschliche Gemeinschaft schädigend”.
Realistisch und nachweislich muss man diesen Begriff leider zu häufig auf viele staatliche und halbstaatliche Unternehmen anwenden . . . (und auch auf “die Kirche”, die intensiv daran arbeitet, letzte demokratische Strukturen samt Service einzuschränken oder gar schlicht abzuschaffen).
Insofern ist auch deren “Diebstahl” von Lebenszeit realistisch betrachtet “asozial”.
HJL