Lieben Sie auch die Gaffer? Ich meine, die Menschen, die stehen bleiben, wenn sie einen Unfall sehen, bei dem es nicht nur zerbeulte Fahrzeuge zu bestaunen gibt, sondern möglicherweise auch noch verletzte Kinder. Oder sogar Tote in den Trümmern eines Autos, die nun von der Feuerwehr geborgen werden und von den nichtbeteiligten Zuschauern bestaunt werden.
Ich weiß nicht, was das für Menschen sind, die so eine Tragödie als willkommenes Schauspiel betrachten und sich daran aufgeilen. Und für solche Leute berichtet heute wieder einmal die Stormarn-Redaktion vom Hamburger Abendblatt unter der Überschrift: “Unfall auf der A1: Neun Verletzte, darunter zwei Kinder” – siehe die nebenstehende Abbildung!
Und dann kommt noch was dazu: Nicht nur ein Foto wird gezeigt, sondern der Leser kann sich bis zu 10 (zehn!) Bilder anklicken, von denen eines schauriger ist als das andere. Und zwischen diesen Horror-Fotos vom Umfallort: Werbung! Zum Beispiel: Suzuki, wo auf die “Dynamische Kurvenlage” hingewiesen wird und auf “Echte Glücksgefühle” und: “Purer Fahrspaß. Ihr Way of Life”– siehe die Abbildungen rechts!
Für die Verletzten bei diesem Crash ergibt sich die Frage: “Pflegestufe 1,2 oder 3”. Und die Kinder können “Spielen”, wenn sie dann noch können.
Diese Werbung, die im Rotationssystem zwischen den redaktionellen Fotos geschaltet wird, ist nur ein kleiner Ausschnitt. So und ähnlich geht es dort munter weiter im Online-Portal der Stormarn-Redaktion vom Essener Hamburger Abendblatt.
Frage: Was hat der Leser von einer derartigen Berichterstattung? Braucht er die wirklich zu seiner Information? Oder zur Selbstbefriedigung? Jeden Tag gibt es Verkehrsunfälle – nicht nur im Kreis Stormarn. Und noch häufiger gibt es Unfälle im Haushalt. Über die jedoch berichtet die Stormarn-Beilage so gut wie kaum. Dafür aber über Beulen am Auto im Stadtverkehr, und zwar häufig. Ich möchte mal wissen: Wen interessiert es, wenn er liest, dass in der Manhagener Allee ein Autofahrer ein anderes Auto angefahren hat, das aus der Moltkeallee kam, und beide Kraftfahrzeuge nun eine Beule haben…?
Warum berichtet die Stormarn-Beilage stattdessen nicht von den Unfällen, die in der Ahrensburger Verwaltung stattgefunden haben und bestimmt auch weiterhin stattfinden werden? Warum erfährt der Leser nichts von den Karambolagen, die Bürger mit der Verwaltung haben, genauso wie über Politiker, die keine Zusammenstöße mit der Firma Sarach & Co haben, weil sie Vogel-Strauß-Politik machen und ihre Köpfe in den Sand stecken…?
Oder geilen die Mitarbeiter der Stormarn-Beilage sich womöglich selber auf, wenn sie zu einem Unfallort fahren und Glücksgefühle bekommen, wenn sie dort ein paar grausige Fotos machen dürfen…?
Lieber Herr Dzubilla,
aus ganzem Herzen stimme ich Ihnen zu!
Dass dieser Glotzgier – so habe ich für mich dieses nett klingende Wort “Voyeurismus” übersetzt – noch durch Medien, von denen es nicht unbedingt erwartet wird , Vorschub geleistet wird, ist unerträglich!
Möge einmal einer dieser Herrschaften, die mit der Sensationsgier mancher Menschen ihr Geschäft machen (da sind die Fotografen an vorderster Front, denen es nur um “geile” Fotos geht und die kaltschnäuzig Menschen in ihrem Elend fotogen ablichten) doch mal selbst erleben, wie es ist, wenn ein geschätzter, gelieber Mitmensch im wahrsten Sinne des Wortes “auf der Strecke” bleibt – und sich dann in den Medien die Berichte und Bilder darüber ansehen!
Jeder Fotograf, der mit solchen Unfallfotos sein Geld verdient, sollte den Anstand haben, sich in irgendeiner Form bei den Betroffenen zu melden.
Tja – und da fehlt es mal wieder an Mumm. Ächt geiel!
Hallo, Herr Dzubilla,
wenn wir Sie nicht hätten – einen der auf Unstimmigkeiten hinweist, die ein normaler Leser nicht wahrnimmt.
Was Sie bemerkt haben ist Bildzeitung-Niveau. Haben die denn keine geschwärzten Symbol-Fotos? Ich muss gestehen, dass ich nicht bemerkt habe, dass dieser Bericht mit unpassenden Anzeigen garniert ist. Der Durchschnittsleser durchfliegt die Artikel und Anzeigen. Ich gehöre auch dazu.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang König
….was für ein schöner Beitrag von Herrn König. Kurz und bündig – und trifft den Punkt. Weiter so.
Uwe John.
Stimmt!